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11.05.2004 12:19

Im Verbund gegen bösartige Lymphome

Bettina Bulle Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen

    Vier Millionen Euro von Deutscher Krebshilfe für bundesweites Forschungsprojekt "Molekulare Mechanismen bei malignen Lymphomen"

    (ukg) Über 15.000 Menschen erkranken jedes Jahr allein in Deutschland neu an Lymphknotenkrebs, dem so genannten malignen Lymphom. Diese Krebserkrankung tritt in zahlreichen unterschiedlichen Formen auf und hat in den letzten Jahrzehnten in Deutschland und anderen westlichen Ländern ständig zugenommen. Die Heilungschancen haben sich zwar durch neue Therapieformen (wie Antikörpertherapien, neue Chemotherapieprotokolle und Stammzelltransplantation) deutlich verbessert. Doch bei vielen malignen Lymphomen, insbesondere in fortgeschrittenen Stadien, sind die Heilungschancen immer noch schlecht. Der Grund: Es fehlen die diagnostischen Kriterien, mit denen eine Behandlung gezielter geplant werden kann.

    Die Deutsche Krebshilfe hat ein neues Verbundprojekt ins Leben gerufen, um die Diagnose und Therapie bösartiger Erkrankungen des Lymphsystems zu optimieren. In dem neu gegründeten bundesweiten Verbundprojekt "Molekulare Mechanismen bei malignen Lymphomen" forschen Ärzte und Wissenschaftler/innen aus 15 verschiedenen Institutionen in ganz Deutschland gemeinsam. Sie wollen die molekularen Mechanismen bösartiger Lymphome weiter aufklären. Zu diesem Zweck werden sie neu entwickelte, hochaktuelle molekularbiologische Forschungsansätze auf ihre Bedeutung für das Erkennen (Diagnose), den Verlauf (Prognose) und die Behandlung (Therapie) von Lymphomerkrankungen überprüfen. Die Deutsche Krebshilfe fördert das nationale Verbundprojekt mit vier Millionen Euro für zunächst drei Jahre.
    Bei einem gemeinsamen Treffen aller Wissenschaftler im Verbundprojekt mit der Deutschen Krebshilfe am 11. Mai 2004 in Göttingen wurde das neue Forschungsprojekt der Öffentlichkeit vorgestellt.

    Beteiligt an dem Verbundprojekt sind Referenzpathologen für Lymphknotenpathologie der Universitäten Berlin-Charité, Lübeck, Würzburg, Kiel, Frankfurt und Ulm, klinische Wissenschaftler der nationalen und von der Deutschen Krebshilfe unterstützten Studiengruppen und in der Lymphomforschung ausgewiesene Grundlagenwissenschaftler aus insgesamt acht verschiedenen Universitäten und außeruniversitären Forschungsinstituten wie dem Deutschen Krebsforschungszentrum sowie das Kompetenznetz Maligne Lymphome (KML), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Sprecher des Verbundprojektes ist Professor Dr. Lorenz Trümper, Direktor der Abteilung Hämatologie und Onkologie am Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen.

    "Die Behandlung maligner Lymphome findet in Deutschland auf international anerkannt hohem Niveau statt", sagte Lorenz Trümper. So können Patienten mit Morbus Hodgkin, einer bösartigen Lymph-Erkrankung, in fast allen Fällen erfolgreich behandelt werden. Dies sei in erster Linie den Therapieoptimierungsstudien zu verdanken, die zu einem großen Teil von der Deutschen Krebshilfe gefördert werden. "Für viele Lymphome sind die molekularen Mechanismen allerdings noch nicht entschlüsselt", betonte der Verbundsprecher. "Dies ist jedoch eine wesentliche Voraussetzung, um die Therapie gezielt einsetzen zu können." Das Ziel des wissenschaftlichen Verbundprojektes ist es daher, das Verständnis für bösartige Lymphome zu erweitern und dadurch die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern.

    "Wir wollen neue Gene identifizieren und so neue Diagnose- und Therapieansätze erarbeiten", so Professor Trümper. Dazu werden im Verbundprojekt aktuelle molekularbiologische Forschungsergebnisse über Lymphomzellen eng mit klinischen und pathologischen Patientendaten aus Therapiestudien verknüpft. Die Ergebnisse sollen in einer umfangreichen Datenbank zusammengefasst werden. "Wir erwarten hiervon die Generierung einer Verbunddatenbank mit Datensätzen, die in ihrer Komplexität einmalig sind", sagte Professor Trümper. "Durch die enge Verzahnung unterschiedlicher wissenschaftlicher Ansätze aus Klinik und Forschung entsteht ein Mehrwert, der von keiner Arbeitsgruppe allein erreichbar wäre". Die Datenbank des Verbundprojekts wird für die Behandlung maligner Lymphome auch international eine wichtige Grundlage bilden.

    Im Mittelpunkt steht die Erstellung und Auswertung so genannter "molekularer Fingerabdrücke" von Lymphomerkrankungen. Jüngste Forschungsergebnisse lassen erwarten, dass die Auswertung eines solchen molekularen "Fingerabdrucks" entscheidende Hinweise für die Diagnose und Prognose der verschiedenen Lymphomformen erbringt. Außerdem soll die Wechselbeziehung (Korrelation) der molekularen Informationen mit den klinischen Daten von Lymphom-Patienten betrachtet werden. Damit könnte die Entwicklung einer an die individuelle Lymphomkrankheit angepassten und verbesserten Therapie möglich werden.

    Das neue Verbundprojekt ist das jüngste Beispiel aus einer Reihe von multizentrischen Forschungsvorhaben, die die Deutsche Krebshilfe ins Leben gerufen hat und finanziert. Weitere Verbundprojekte befassen sich mit dem erblichen Brust- und Darmkrebs, dem Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie dem Barrett-Karzinom, einer bösartigen Erkrankung der Speiseröhre. "Ein wesentlicher Vorteil dieser interdisziplinären Verbundprojekte liegt darin, dass wir einen deutlich größeren Erkenntnisgewinn im Vergleich zu Einzelprojekten erhalten", erklärte Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe.

    Maligne Lymphome
    Maligne Lymphome sind eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems, die eine sehr heterogene Gruppe darstellen. Grund hierfür ist die große Anzahl verschiedener Lymph- und Abwehrzellen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihrer Entwicklung entarten und zu einer Krebserkrankung führen können. Durch feingewebliche Untersuchungen von Lymphknoten und Lymphgeweben lassen sich die verschiedenen Krankheitsbilder aus dem Kreis der bösartigen Lymphome identifizieren und den Untergruppen "Morbus Hodgkin" oder "Non-Hodgkin-Lymphom" zuordnen. Jährlich erkranken über 15.000 Menschen an einem bösartigen Lymphom. Während nahezu 90 Prozent der Patienten mit Morbus Hodgkin geheilt werden können, liegen die Heilungschancen bei vielen Non-Hodgkin-Lymphomen immer noch bei nur rund 50 Prozent.

    Weitere Informationen:
    Georg-August-Universität Göttingen
    Bereich Humanmedizin
    Prof. Dr. Lorenz Trümper
    Sprecher des Verbundprojektes
    Direktor der Abteilung Hämatologie und Onkologie
    Robert-Koch-Str. 40
    37075 Göttingen
    Tel.: 0551/39 - 8535

    Deutsche Krebshilfe
    Pressesprecherin
    Dr. med. Eva M. Kalbheim
    Thomas-Mann-Str. 40
    53111 Bonn
    Tel.: 0228/72990-270
    Fax: 0228/72990-11


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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