Die Ergebnisse einer neuen nationalen Umfrage auf deutschen Intensivstationen zeigen, dass Intensivmediziner in der interprofessionellen Zusammenarbeit mit Apothekern positive Auswirkungen auf die Arzneimittelsicherheit schwerkranker Patienten sehen. Die Teamarbeit führe außerdem zu einer Arbeitserleichterung im Medikationsmanagement hochkomplexer Therapieregime.
„Im internationalen Vergleich, etwa mit den USA oder mit Großbritannien, gibt es in Deutschland allerdings noch viel Potenzial. Wir benötigen mehr Apotheker auf den Intensivstationen“, folgert Dr. Heike Hilgarth (Foto), Leiterin der Umfrage sowie Fachapothekerin für Klinische Pharmazie und Wissenschaftsreferentin beim Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) aus den Ergebnissen der Umfrage. Diese bundesweite Befragung der ärztlichen Leiter von Intensivstationen in Kliniken ist in Kooperation zwischen dem ADKA und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) entstanden. Die öffentlich zugänglichen Umfrageergebnisse veranschaulichen, wie Deutschland bei der pharmazeutischen Betreuung in der Intensivmedizin abschneidet, welche Vorteile die befragten Intensivmediziner in der Zusammenarbeit mit Krankenhausapothekern sehen und mit welchen Maßnahmen diese Entwicklung weiter gefördert werden kann.
Durch die Diskussion komplexer Patientenfälle in einem Team mit unterschiedlichen Fachexpertisen können Therapien optimiert und unerwünschte Arzneimittelwirkungen vermieden werden – was nicht nur Patienten zugutekommt, sondern auch Kosten im Gesundheitssystem reduziert. Bereits im Jahr 2010 hat die DIVI eine erste Empfehlung zur Einbindung von Apothekern zum Beispiel in Visiten herausgegeben. Diese werden nun auf Basis der Umfrageergebnisse ergänzt.
Ins Team einer Intensivstation integrierte Stationsapotheker werden sehr geschätzt
Mithilfe der Online-Umfrage wurde anhand von 27 Fragen erhoben, wie häufig Apotheker in das interprofessionelle Team einer Intensivstation eingebunden sind und welche konkreten Aufgaben sie dabei übernehmen beziehungsweise übernehmen sollten. Krankenhausapotheker waren bei 35 Prozent der Teilnehmenden fest in das Stationsteam integriert, deutlich seltener als im internationalen Vergleich. Zu den häufigsten Tätigkeiten gehören laut Umfrage das Informieren über Arzneimittel (89,7 Prozent), pharmazeutische Interventionen mit Therapieumstellung wie etwa Visiten (67,2 Prozent), das regelmäßige Evaluieren der Verordnung (65,5 Prozent) und das Überwachen hinsichtlich Nebenwirkungen, Effektivität und Kosten (63,8 Prozent). „Bei der Beurteilung des Nutzens eines Stationsapothekers zeigte sich, dass ein wesentlich größerer Anteil der Ärzte mit bereits etablierter pharmazeutischer Betreuung die Zusammenarbeit als unverzichtbar bewertet, als jene Ärzte ohne pharmazeutische Unterstützung. Dies legt die Schlussfolgerung nahe, dass noch zu wenig Bewusstsein darüber besteht, welche Benefits man durch die Integration des Apothekers ins Team für die eigene Intensivstation generieren könnte“, sagt Heike Hilgarth, die die Umfrage geleitet hat.
Ausblick: Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten und neue DIVI-Empfehlung
Der Arbeitsgruppe um Heike Hilgarth zufolge seien diese Ergebnisse eine wichtige Grundlage, um die Integration von Krankenhausapothekern auf deutschen Intensivstationen weiter auszubauen und um die Patienten- und Arzneimitteltherapiesicherheit weiter zu erhöhen. „Der Bedarf ist da, die Wichtigkeit ist erkannt und jetzt ist die Politik am Zug, geeignete Finanzierungsmöglichkeiten für multiprofessionelle Teams im stationären Bereich zu finden. Es gilt, pharmazeutische Dienstleistungen und deren Finanzierung gesetzlich zu verankern und so zu verstetigen“, so Dr. Hilgarth. Ferner werden die DIVI-Empfehlungen zur Struktur und Ausstattung von Intensivstationen aus dem Jahr 2010 derzeit überarbeitet und sollen zukünftig ausführlicher auf die Tätigkeiten und das Ausmaß der pharmazeutischen Betreuung durch Krankenhausapotheker auf deutschen Intensivstationen eingehen. Die neuen und überarbeiteten Strukturempfehlungen der DIVI werden auf dem Kongress DIVI22 vorgestellt, der vom 30. November bis 2. Dezember 2022 in Hamburg stattfindet.
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Die 1977 gegründete Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 3.500 persönlichen Mitgliedern und 19 Fachgesellschaften aus Anästhesiologie, Chirurgie, Innerer Medizin, Kinder- und Jugendmedizin sowie Neurologie und Neurochirurgie. Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
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Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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