Ost- und Westdeutschland haben sich in den vergangenen Jahren noch weiter auseinanderentwickelt. Zu diesem Schluss kommt eine Ende 2003 von der Bertelsmann-Stiftung (Gütersloh) vorgelegte Studie, bei der die Bundesländer im Standortvergleich betrachtet wurden. Autoren sind Norbert Berthold, Holger Fricke und Stefan Drews von der Universität Würzburg. Sie fordern mehr Wettbewerb und einen stärkeren Föderalismus, also mehr Freiheiten für die Bundesländer.
Die Wirtschaftswissenschaftler haben für die Jahre 1999 bis 2001 für jedes Land einen Erfolgsindex berechnet, der Lebensverhältnisse und Standortqualität abbilden soll. Grundlage dafür waren die Arbeitslosen- und Erwerbstätigenquoten, das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und seine Wachstumsrate, der Anteil der Sozialhilfeempfänger und der Anteil nicht aufgeklärter Straftaten. Da die Würzburger Forscher schon für 1996 bis 1998 eine solche Studie erstellt hatten, konnten sie nun die Daten vergleichen. Hier ihre wichtigsten Ergebnisse:
* Der Stadtstaat Hamburg bleibt Spitzenreiter. Er liegt bei Einkommen und Beschäftigung weiterhin klar vorn, hat aber nach wie vor Schwächen bei der sozialen und inneren Sicherheit.
* Hamburgs Verfolger Bayern und Baden-Württemberg sind in allen Bereichen stark, haben ihre Punktwerte deutlich verbessert und rücken näher an den Spitzenreiter heran. Zum Führungsquartett gehört auch Hessen.
* Im Bereich der alten Bundesländer ist das Nord-Süd-Gefälle größer geworden; die norddeutschen Flächenländer sind gegenüber den Bundesländern im Süden weiter zurückgefallen.
* Schlusslichter sind nach wie vor die ostdeutschen Bundesländer und Berlin. "Bei allen neuen Ländern verschlechterte sich entgegen dem Bundestrend der Punktwert, so dass die Schere zwischen Ost und West noch weiter auseinanderklafft", schreiben die Autoren.
* Die Verlierer: Berlin und Brandenburg. Den Verfassern der Studie zufolge ist die Lage in der Hauptstadt zunehmend mit der in den östlichen Bundesländern vergleichbar: "Lediglich am höheren Pro-Kopf-Einkommen ist noch erkennbar, dass Berlin einmal zum früheren Bundesgebiet gehört hat."
Mit einem Aktivitätsindex bilden die Würzburger Wissenschaftler in der Studie die Anstrengungen der Länder ab, ihre Position zu verbessern. Am eifrigsten sind Bayern und Baden-Württemberg, doch haben sich im Vergleich zu den Vorjahren insgesamt kaum Veränderungen ergeben - für Professor Berthold zeigt das einen nur schwachen Standortwettbewerb zwischen den Bundesländern an: "Die föderalstaatliche Kompetenzverteilung erlaubt offenbar nur einen Standortwettbewerb mit angezogener Handbremse, was erneut auf die Notwendigkeit einer umfassenden Föderalismusreform hinweist. Ein Mehr an Föderalismus täte nicht nur dem Wettbewerb gut, sondern brächte auch wirtschaftliche Effizienzgewinne und ein Mehr an Wachstum und Beschäftigung."
Die Studie ist erhältlich bei der Bertelsmann-Stiftung (Hrsg.): "Die Bundesländer im Standortwettbewerb 2003", Verlag der Bertelsmann-Stiftung, Gütersloh 2003, 144 Seiten, Broschur, inklusive CD-ROM, 15 Euro, ISBN 3-89204-713-8.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Norbert Berthold, T (0931) 31-2924, Fax (0931) 31-2774, E-Mail:
norbert.berthold@mail.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
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Deutsch
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