Jülich, 24. August 2022 – Wolfram-di-Tellurid (WTe2) hat sich zuletzt als vielversprechendes Material zur Realisierung topologischer Zustände bewährt. Diese gelten aufgrund ihrer einzigartigen elektronischen Eigenschaften als Schlüssel für neuartige „spintronische“ Bauelemente und Quantencomputer der Zukunft. Physiker des Forschungszentrums Jülich konnten mittels Untersuchungen am Rastertunnelmikroskop nun erstmals nachvollziehen, wie sich die topologischen Eigenschaften mehrlagiger WTe2-Systeme systematisch verändern lassen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nano Letters veröffentlicht.
Topologische Isolatoren wurden unter anderem durch den Physik-Nobelpreis 2016 über Fachkreise hinaus bekannt. Ihre Erforschung steht aber noch recht am Anfang, viele grundlegenden Fragen sind noch ungeklärt. Die Verbindung WTe2 zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie in Abhängigkeit von ihrer Schichtdicke eine ganze Reihe exotischer physikalischer Phänomene ausbildet. Atomar dünnen Lage sind flächig isolierend, weisen aufgrund ihrer Kristallstruktur aber sogenannte topologisch geschützte Randkanäle auf. Diese Randkanäle sind elektrisch leitend, wobei die Leitfähigkeit vom Spin der Elektronen abhängt. Wenn man nun zwei solcher Lagen aufeinanderstapelt, kommt es zu unterschiedlichen Wechselwirkungen, je nachdem, wie die Lagen zueinander ausgerichtet sind.
Sind die beiden Schichten nicht gleich ausgerichtet, interagieren die leitfähigen Randkanäle in den beiden Lagen nur minimal. Sind sie jedoch genau um 180° verdreht, verschwinden der topologische Schutz sowie die Randkänale. Das gesamte System wird dann isolierend. Bei einer minimalen Verdrehung von nur wenigen Grad bildet sich ferner eine periodische Überstruktur, ein sogenanntes Moiré-Gitter, aus, welches die elektrische Leitfähigkeit zusätzlich moduliert. Diese lokal veränderlichen Eigenschaften konnten Forscher des Peter Grünberg Instituts (PGI-3) nun erstmals mithilfe eines Rastertunnelmikroskops auf der atomaren Skala untersuchen und so die Wechselwirkungen zwischen den Lagen verstehen.
Dr. Felix Lüpke
Peter Grünberg Institut (PGI), Quantum Nanoscience (PGI-3)
Tel.: +49 2461/61-6977
E-Mail: f.luepke@fz-juelich.de
Felix Lüpke, Dacen Waters, Anh D. Pham, Jiaqiang Yan, David G. Mandrus, Panchapakesan Ganesh, and Benjamin M. Hunt
Quantum Spin Hall Edge States and Interlayer Coupling in Twisted Bilayer WTe2
Nano Lett. (27 June 2022), DOI: https://doi.org/10.1021/acs.nanolett.2c00432
https://www.fz-juelich.de/de/aktuelles/news/fachmeldungen/2022/neue-einblicke-in... Fachmeldung des Forschungszentrums Jülich
Künstlerische Darstellung der Rastertunnelmikroskopie verdrehter WTe2 Lagen.
Sebastian Droege
Forschungszentrum Jülich / Sebastian Droege
Moiré-Gitter der um 5.5° verdrehten WTe2-Lagen
Felix Lüpke
Forschungszentrum Jülich / Felix Lüpke
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Chemie, Informationstechnik, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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