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01.12.1998 08:27

In drei Jahrzehnten Aufsehen erregt

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    In drei Jahrzehnten Aufsehen erregt

    Festkolloquium "30 Jahre Anorganische Biochemie" in Tübingen zeigt Entwicklung der jungen Disziplin

    Anorganische Biochemie - ein Widerspruch in sich? Wie passen tote Materie und Bios, das Leben, zusammen? Bei der Entwicklung des Lebens auf der Erde spielten und spielen Metalle eine entscheidende Rolle. Untersuchungen zur biologischen Bedeutung der Spurenelemente beschäftigten Wissenschaftler schon im vorigen Jahrhundert, allein eine eigenständige Disziplin für ihre Forschungen gab es nicht. Innovativ war deshalb das Engagement der Universität Tübingen vor 30 Jahren: 1968 entstand an der Eberhard-Karls-Universität die erste Arbeitsgruppe für Anorganische Biochemie in Deutschland. Die Erforschung der speziellen Zusammenhänge von anorganischen Stoffen und Leben wurde acht Jahre später institutionalisiert: 1976 ging aus der Arbeitsgruppe die erste und bisher einzige Professur für diese Disziplin hervor. Ein Festkolloquium zum runden Geburtstag der Tübinger Anorganischen Biochemie am Freitag, 4. Dezember, soll den scheinbaren Widerspruch der jungen Disziplin klären und hervorheben. Zugleich will das Kolloquium die rasante Entwicklung der Naturwissenschaft dokumentieren.
    Der Chemiker Ulrich Weser vom Physiologisch-chemischen Institut trug in den 60er und 70er Jahren mit seinen Arbeiten über die Rolle von Kupfer, Bor und Germanium maßgeblich zur Etablierung der neuen Disziplin bei. Vor allem für die Vertretung der Anorganischen Biochemie in Forschung und Lehre setzte sich der Tübinger Wissenschaftler intensiv ein. Zur Erweiterung des seit 1962 bestehenden Studiengangs Biochemie wurde 1976 eine eigenständige Professur für Anorganische Biochemie vom Senat der Universität Tübingen beantragt. Die Entscheidung von Universität und Ministerium war zu damaliger Zeit außergewöhnlich und innovativ: Selbst an amerikanischen Institutionen gab es in den 60er Jahren nur wenige und kleine Forschungseinrichtungen in dieser Disziplin. Die Reaktivität von Kupfer in der Biochemie des Sauerstoffs und der biologische Transport des Metalls zählen zu den zentralen Fragestellungen der Tübinger Anorganischen Biochemie. Seit ihrer Gründung haben sich in der Abteilung 70 Graduierte mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt. Daneben bezeugen über 250 wissenschaftliche Beiträge und mehr als 40 von der DFG geförderte Projekte bezeugen Wesers internationale Anerkennung als kreativer Forscher.

    Für Aufsehen sorgte die Arbeitsgruppe in den vergangenen Jahren nicht nur unter Fachkollegen, sondern auch in der breiteren Presselandschaft: In Jahrtausende alten Mumienknochen hatten die Wissenschaftler heute noch aktive Enzyme nachgewiesen. Durch die Einbalsamierung waren die Proteine konserviert worden. So konnten die Tübinger Wissenschaftler strukturell intakte und aktive Metalloenzyme aus Knochen von 4000 Jahre alten Knochen ägyptischer Mumien erfolgreich isolieren. Die Forschung der Anorganischen Biochemiker fand ihren Niederschlag in der molekularen Archäologie - ein interdisziplinäres Zusammenspiel von Kultur- und Naturwissenschaften.
    Das Festkolloquium "30 Jahre Anorganische Biochemie" am Freitag, 4. Dezember, beleuchtet Aufgabenfelder und Leistungen der jungen Disziplin. Strukturelle und funktionelle Aspekte von Vanadiumenzymen stehen im Mittelpunkt des Vortrag von Professor Ron Wever aus Amsterdam. Mit einem Beitrag zur scheinbar fernstehenden metallarchäologischen Chemie bringt dann der Stuttgarter Professor Ernst-Ludwig Richter kulturhistorischen Glanz in das Kolloquium. "Vom Betrug mit Gold und Silber - analytischer Streifzug durch die Jahrtausende" heißt sein Vortrag. Das Kolloquium im Großen Hörsaal des Physiologisch-chemischen Instituts beginnt um 11.15 Uhr.

    Nähere Informationen:

    Professor Wolfgang Voelter
    Leiter der Abteilung für Physikalische Biochemie
    Physiologisch-chemisches Institut der Universität
    Hoppe-Seyler-Straße 4, 72076 Tübingen
    Tel. 07071/ 297-3041, Telefax 07071/ 29-3348
    e-mail wolfgang.voelter@uni-tuebingen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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