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01.12.1998 08:28

Zwei neue Großprojekte: ab Januar von der DFG gefördert

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Zwei neue Großprojekte: ab Januar von der DFG gefördert

    An der Universität Tübingen werden zwei neue geisteswissenschaftliche Sonderforschungsbereiche eingerichtet

    Auch das letzte Gremium der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Bewilligungsausschuß, hat sein "Ja" gegeben: Die DFG richtet an der Eberhard-Karls- Universität zum 1. Januar kommenden Jahres zwei neue Sonderforschungsbereiche ein: In der vergangenen Woche hat die Forschungsgemeinschaft den interdisziplinären Sonderforschungsbereich "Kriegserfahrung - Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit" sowie den Sonderforschungsbereich "Linguistische Datenstrukturen: Theoretische und empirische Grundlagen der Grammatikforschung" bewilligt. Tübingen ist damit neben Frankfurt a.M. die einzige Universität in Deutschland mit drei geisteswissenschaftlichen Sonderforschungsbereichen. Insgesamt sind an der Eberhard-Karls-Universität nun zehn SFBs der DFG eingerichtet.
    Der SFB zum Thema Kriegserfahrung umfaßt über zwanzig Teilprojekte, die von zehn Hochschullehrern aus fünf Fakultäten geleitet werden. Die Tübinger Wissenschaftler haben ihre Teilprojekte zu fünf Komplexen zusammengefaßt: Kriegsteilnahme und Entstehung von Kriegserfahrung; Kriegserfahrung in der Region; Kriegserfahrung und Prozesse nationaler Integration und Desintegration, Symbolisierung von Kriegserfahrung sowie Kriegserfahrung und wissenschaftliche Praxis. Der neue SFB ist zunächst für eine Laufzeit von drei Jahren bewilligt, mit Verlängerungsmöglichkeiten bis zu zwölf Jahren. Die DFG finanziert die interdisziplinäre Forschung mit 1,8 Millionen jährlich.
    Der chronologische Rahmen der vorgesehenen Untersuchungen reicht über vier Jahrhunderte - vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Zweiten Weltkrieg. Geographisch geht es um Kriege in Nordamerika und Europa, wobei Osteuropa einen besonderen Schwerpunkt bildet. Ausgangspunkt des neuen Tübinger Forschungsbereiches ist die Erkenntnis, daß Kriege zu den am stärksten bewegenden Kräften der Geschichte gehören - und auch in der Gegenwart keineswegs eine untergeordnete Rolle spielen. Besonderes Anliegen der Tübinger Forscher ist es, die Verarbeitung von Kriegserlebnissen zu gedeuteten Kriegserfahrungen, die im kulturellen Gedächtnis der Gesellschaft verankert sind, zu analysieren. Zudem soll der SFB einen Beitrag zur Diskussion über Erfahrungsgeschichte leisten.
    Der Forschungsbereich zu "linguistischen Datenstrukturen" ist schwerpunktmäßig an der Neuphilologischen Fakultät angesiedelt. In zwölf Teilprojekten werden Sprachwissenschaftler der Einzelphilologien, der Allgemeinen Sprachwissenschaft einschließlich Computerlinguistik zusammenarbeiten. Ihr gemeinsames Forschungsvorhaben sind Datenstrukturen im Spannungsfeld zwischen Theorie und Empirie. Zwei wesentliche Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte stehen dabei im Blickpunkt: Einerseits haben sich die Datentypen vervielfacht, auf denen die sprachwissenschaftliche Theoriebildung heute gründet. Beispielsweise sind experimentelle Daten zu Erst- und Zweitspracherwerb, zu Sprachstörungen oder -verarbeitung dazugekommen. Andererseits ermöglicht die technische Entwicklung die Bereitstellung von Sprachdatenmengen in zuvor unvorstellbarem Umfang. Aus dieser Vervielfachung von Datentypen und -mengen ergeben sich für die Linguisten zahlreiche theoretische, methodische, empirische und auch praktische Fragen hinsichtlich des empirischen Fundaments ihrer Wissenschaft. Das soll nun in dem neuen SFB systematisch bearbeitet werden. Inhaltlich hat der SFB drei Schwerpunkte: methodenorientierte Projekte, phänomenorientierte Projekte sowie ein verbindender Bereich. Die im SFB entwickelten Daten- und Aufzeichnungsressourcen werden anderen Wissenschaftlern im Internet zur Verfügung gestellt.
    Unbedingt notwendig ist die Zusammenführung der Ressourcen von Computerlinguistik, Allgemeiner Sprachwissenschaft und der einzelphilologischen Sprachforschung. Momentan arbeiten Germanisten, Anglisten, Romanisten und Slawisten in dem Forschungsbereich. Die Kooperation soll nun weiter ausgedehnt werden auf die Philologien weiterer Sprachkreise. Die Vorbereitung des neuen SFB war durch ein Anschubfinanzierungsprojekt, das das Land Baden-Württemberg für zwei Jahre bewilligt hatte, gefördert worden. Die DFG stellt für die Finanzierung nun jährlich etwa 2,4 Millionen Mark zur Verfügung.

    Weitere Informationen:

    Prof. Anton Schindling
    Sprecher des SFB "Kriegserfahrung - Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit"
    Tel.: 07071/ 29-78505; e-mail: anton.schindling@uni-tuebingen.de

    Prof. Marga Reis
    Sprecherin des SFB "Linguistische Datenstrukturen: Theoretische und empirische Grundlagen der Grammatikforschung"
    Tel.: 07071/ 29-76741; e-mail: mer@uni-tuebingen.de
    Tel.: 07071/ 29-72732; Fax: 550 520; e-mail: lk@sfs.nphil.uni-tuebingen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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