Der Publikationsdruck in der Wissenschaft ist hoch. Um den Erwartungen zu entsprechen, widmen sich Wissenschaftler*innen anderen Aufgaben wie guter Lehre oder Open Science deutlich weniger– obwohl sie diese Ziele ebenfalls als sehr wichtig einstufen. Zu diesen Ergebnissen kommt der Berlin Science Survey, eine aktuelle Studie unter Wissenschaftler*innen im integrierten Forschungsraum Berlin – durchgeführt von der Berlin University Alliance.
95 % der befragten Wissenschaftler*innen gaben an, dass das Ziel „methodischer Strenge“ einen übergeordneten Stellenwert im Wissenschaftssystem haben sollte, 85 % sehen das für das Ziel "gute Lehre". „Publikationsoutput“ rangiert dagegen auf dem letzten Platz: Hier ist die Mehrheit von 72% der Meinung, es sollte kein übergeordnetes Ziel sein. Wenn es um den Erwartungsdruck geht, den die Wissenschaftler*innen spüren, dreht sich das Bild allerdings um: Knapp 90 Prozent spüren einen hohen Publikationsdruck, aber nicht mal jede*r vierte Befragte sieht sich bei den Zielen „Open Science“ und „Gute Lehre“ hohen Erwartungen ausgesetzt. Das führt in der Forschungspraxis dazu, dass der Publikationsoutput gegenüber anderen Aufgaben höher priorisiert wird, obwohl diese Ziele von den Forschenden prinzipiell als wichtiger eingeschätzt werden. Dieses Missverhältnis zwischen den eigenen Zielsetzungen der Wissenschaftler*innen und den meist durch Evaluationsregime forcierten Erwartungen sehen die Forscher*innen des Projekts Berlin Science Surveys kritisch. „Es kann sowohl zu einer unnötigen Belastung von Wissenschaftler*innen führen als auch negative Auswirkungen auf die Forschungs- und Lehrqualität haben. Die verschiedenen Effekte der Anreizstrukturen im Wissenschaftssystem sind Gegenstand des Projekts und werden von uns weiter untersucht werden", so Projektleiter Dr. Jens Ambrasat.
Den integrierten Forschungsraum Berlin aktiv mitgestalten
Der Berlin Science Survey ist eine wiederkehrende Online-Befragung von Wissenschaftler*innen an den Einrichtungen der Verbundpartnerinnen der Berlin University Alliance und außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Berlin Research 50 (BR50), die zum ersten Mal von November 2021 bis Februar 2022 mit über 1000 Teilnehmenden durchgeführt wurde. Der Basisbericht wurde jüngst veröffentlicht. Vertiefte Auswertungen zu einzelnen Themen wie Kooperationen, Open Science, Wissenstransfer und Forschungsqualität erscheinen sukzessive in den kommenden Monaten. Die Befragung soll alle zwei Jahre wiederholt werden, um Erfahrungen und Meinungen der Wissenschaftler*innen im integrierten Forschungsraum zu erheben und Trends in den Forschungspraktiken, den Diskursen und den Einstellungen der Forschenden sichtbar zu machen.
Der Berlin Science Survey wird von der Berlin University Alliance gefördert und vom Robert K. Merton Zentrum für Wissenschaftsforschung durchgeführt. Das Projekt beschäftigt sich mit dem Wandel der Forschungskultur(en) im integrierten Forschungsraum Berlin und möglichen Auswirkungen wissenschaftspolitischer Steuerung auf die Einstellungen und Forschungspraktiken der Wissenschaftler*innen.
Dazu der Sprecher der Berlin University Alliance Prof. Dr. Peter Frensch: „Es ist im Interesse der vier Verbundpartnerinnen der BUA , die Perspektiven der Forscher*innen in die Qualitätssicherungsprozesse für Forschung und Lehre zu integrieren.“
Die BUA hat es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die Instrumente der Forschungsevaluationen zu verbessern und Qualität nachhaltig sicherzustellen. Zukünftige Befragungen im Rahmen des Berlin Science Survey sollen zeigen, inwieweit das aus der Perspektive der betroffenen Wissenschaftler*innen auch tatsächlich gelingt.
Die Berlin University Alliance
Die Berlin University Alliance ist der Verbund der drei Berliner Universitäten Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin sowie der Charité – Universitätsmedizin Berlin für die gemeinsame Gestaltung von Wissenschaft in Berlin. Die vier Partnerinnen haben sich zusammengeschlossen, um den Wissenschaftsstandort Berlin zu einem gemeinsamen Forschungsraum weiterzuentwickeln, der zur internationalen Spitze zählt. Im Zentrum der Zusammenarbeit stehen dabei die gemeinsame Erforschung großer gesellschaftlicher Herausforderungen, die Stärkung des Austausches mit der Gesellschaft, die Nachwuchsförderung, Fragen der Qualität und Wertigkeit von Forschung sowie übergrei-fende Vorhaben in Forschungsinfrastruktur, Lehre, Diversität, Chancengerechtigkeit und Internationalisierung. Die Berlin University Alliance wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Land Berlin im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.
Gemeinsame Pressemitteilung der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin und der Charité – Universitätsmedizin Berlin
Pressekontakt
Suhana Reddy
Leitung der Kommunikation der Berlin University Alliance
E-Mail: suhana.reddy@berlin-university-alliance.de
Dr. Jens Ambrasat
Projektleiter Berlin Science Survey
jens.ambrasat@hu-berlin.de
https://www.berlinsciencesurvey.de/de/studienergebnisse-berlin-science-survey-20... Zu den Ergebnissen des Berlin Science Survey
http://www.berlinsciencesurvey.de Mehr Informationen zum Berlin Science Survey
Berlin Science Survey
Berlin University Alliance / Robert K. Merton Zentrum für Wissenschaftsforschung
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
fachunabhängig
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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