idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.08.2022 15:21

Kieler Archäologie stärkt Kooperation mit Partnern in der Ukraine

Eva Sittig Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

    CAU-Professor Johannes Müller zu offiziellem Besuch in Kiew

    Gestern hat der Kieler Archäologe Professor Johannes Müller als Sprecher des Exzellenzclusters ROOTS und des Sonderforschungsbereichs 1266 „TransformationsDimensionen“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) sowie als Vertreter der European Association of Archaeologists (EAA) die ukrainische Hauptstadt Kiew besucht. Dort unterzeichnete er ein neues Kooperationsabkommen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der CAU mit dem Institut für Archäologie der Borys-Grinchenko-Universität Kiew und bekräftigte die seit zehn Jahren bestehende Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologie der Akademie der Wissenschaften der Ukraine. Müller ist der erste westeuropäische Archäologe, der seit Beginn des Ukrainekrieges zu Gast in Kiew ist.

    „Die Ukraine ist seit vielen Jahren ein wichtiges Partnerland für uns“, erklärt Johannes Müller in Kiew, „deshalb möchte ich gerade in der aktuellen Situation ein Zeichen setzen. Die neue Kooperationsvereinbarung und die Fortsetzung der bestehenden Kooperation mit zwei wichtigen Institutionen stärken die ohnehin gute Zusammenarbeit und legen die Grundlage für weitere gemeinsame Projekte, sobald der Krieg endet. Zusätzlich passen wir bestehende Vereinbarungen an die aktuelle Situation an.“

    Gastgeber bedanken sich für den Besuch

    Professor Viktor Chabaj, Leiter des Archäologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Ukraine, bedankte sich ausdrücklich bei dem Gast aus Kiel: „Es ist derzeit nicht selbstverständlich, dass uns Kollegen aus dem Ausland besuchen. Wir freuen uns umso mehr über diese Visite und die Fortsetzung der bestehenden Kooperationsvereinbarung auch in diesen Zeiten. Natürlich hoffen wir, dass wir bald auch in der Ukraine wieder gemeinsam Ausgrabungen und wissenschaftliche Forschung durchführen können.“

    Professor Mikhail Videiko, Leiter des Archäologischen Instituts der Borys-Grinchenko-Universität Kiew, schloss sich dem Dank an. „Forschung funktioniert nur in internationaler Zusammenarbeit. Es ist gut zu sehen, dass der brutale Angriffskrieg der russischen Regierung das Band zwischen friedlich kooperierenden Wissenschaftlern nicht zerschneiden kann.“

    Die neue Kooperationsvereinbarung sieht unter anderem vor, dass archäologische Funde aus der Ukraine in Laboren an der Kieler Universität weiter sicher untersucht und ausgewertet werden können. Außerdem soll sie ukrainischen Archäologinnen und Archäologen noch leichter Zugang zu Know-how und Daten sowie zu Ausgrabungen außerhalb der Ukraine gewähren.

    Ukraine ist wichtig für das Verständnis der ersten Großsiedlungen in Europa

    Bei der Erforschung der europäischen Urgeschichte nimmt die Ukraine eine besondere Stellung ein. Dort finden sich unter anderem die Spuren von mehr als 5.500 Jahre alten Großsiedlungen, die bereits am Ende der Jungsteinzeit mehrere tausend Einwohner hatten und frühstädtische Strukturen aufwiesen.

    Das Institut für Ur- und Frühgeschichte der CAU, an dem Johannes Müller die Professur für Prähistorische Archäologie innehat, sowie der Exzellenzcluster ROOTS und der SFB 1266 gehören zu den weltweit führenden Einrichtungen bei der Erforschung dieser sogenannten Tripolje-Kultur.

    „Die Großsiedlungen sind älter als die frühen Hochkulturen in Mesopotamien. An ihnen lassen sich sehr grundsätzliche Prozesse menschlicher Gesellschaften untersuchen“, erklärt Johannes Müller. Wie organisieren sich frühe Städte? Wie reagieren sie auf Umweltveränderungen? Wie war ihre nachhaltige Wirtschaftsweise möglich? Warum kam es zu Konflikten – oder eben nicht? „Das sind genau die Themen, die wir im SFB1266 und im Exzellenzcluster ROOTS bearbeiten“, so der Prähistoriker weiter.

    Doch aktuell können in der Ukraine keine Ausgrabungen stattfinden. Deshalb sei der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine nicht nur aus menschlicher, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht eine Katastrophe, betont Johannes Müller, der aktuell die Ausgrabung einer Tripolje-Siedlung in Moldawien leitet.

    Fotos stehen zum Download bereit:
    http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2022/125-gruppenfoto-mit-urkunde.jpg
    Am Montagmorgen unterzeichnete Prof. Dr. Johannes Müller (Mitte) in Kiew eine neue Kooperationsvereinbarung mit dem Archäologischen Institut der Borys-Grinchenko-Universität Kiew. Links: Der Leiter des Instituts, Prof. Dr. Mikhail Videiko; rechts: Prof Dr. Olga Vyhovska, Leiterin der Abteilung für internationale Verbindungen der Borys-Grinchenko-Universität.
    © Borys-Grinchenko-Universität

    http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2022/125-bodenproben-auto.jpg
    Mit viel persönlichem Engagement bringen die ukrainischen Archäologinnen und Archäologen Bodenproben von Ausgrabungen an die ukrainisch-moldauische Grenze. Dort übergeben sie diese an ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen.
    Mit den neuen Kooperationsvereinbarungen können Funde und Proben aus der Ukraine noch leichter an der CAU sicher analysiert und gelagert werden.
    © Johannes Müller

    http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2022/125-gruppenfoto-kooperation.jpg
    Die neue Vereinbarung bekräftigt die seit zehn Jahren bestehende Kooperation zwischen den Kieler Archäologen und dem Institut für Archäologie der Akademie der Wissenschaften der Ukraine. V.l.n.r.: Dr. Vitali Rud (Institut für Archäologie der Akademie der Wissenschaften der Ukraine), Prof Dr. Vitali Otroshchenko (Leiter der Abteilung Archäologie des Chalkolithikums und der Bronzezeit der Akademie der Wissenschaften der Ukraine), Prof. Dr. Viktor Chabai (Direktor des Instituts für Archäologie der Akademie der Wissenschaften der Ukaine) Johannes Müller (CAU), Prof. Dr. Mikhail Videiko (Direktor des Instituts für Archäologie der Borys Grinchenko Universität), Dr. Sasha Diachenko (Institut für Archäologie der Akademie der Wissenschaften der Ukraine).
    © Akademie der Wissenschaften der Ukraine

    http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2022/125-grabung-moldawien.jpg
    Aktuell graben Archäologinnen und Archäologen des Sonderforschungsbereichs 1266 in der Republik Moldau Spuren einer Siedlung der Tripolje-Kultur aus. Für die Erforschung dieser Kultur sind auch Fundstätten in der Ukraine von entscheidender Bedeutung.
    © Johannes Müller

    Weiterführende Links:
    Exzellenzcluster ROOTS: http://www.cluster-roots.org
    Sonderforschungsbereich 1266 „TransformationsDimensionen“: http://www.sfb1266.uni-kiel.de/de
    European Association of Archaeologists: http://www.e-a-a.org/

    Wissenschaftlicher Kontakt:
    Prof. Dr. Johannes Müller
    Institut für Ur- und Frühgeschichte der CAU
    E-Mail: jmueller@ufg.uni-kiel.de

    Pressekontakt:
    Jan Steffen
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Exzellenzcluster ROOTS
    Telefon: 0431/880-5485
    E-Mail: press@roots.uni-kiel.de

    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
    Presse, Kommunikation und Marketing, Eva Sittig, Text/Redaktion: Jan Steffen
    Postanschrift: D-24098 Kiel, Telefon: (0431) 880-2104, Telefax: (0431) 880-1355
    E-Mail: presse@uv.uni-kiel.de Internet: www.uni-kiel.de Twitter: www.twitter.com/kieluni
    Facebook: www.facebook.com/kieluni Instagram: www.instagram.com/kieluni


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Kooperationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).