idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
31.08.2022 14:51

Unerfüllter Kinderwunsch: Wie weit darf die Reproduktionsmedizin gehen?

Michael Hitzek Hochschulkommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg

    Wenn der Kinderwunsch von Paaren nicht in Erfüllung geht, kann die Medizin bisweilen helfen. Neue Verfahren entstehen, die aber zugleich neue moralische, soziale und juristische Fragen aufwerfen. Damit beschäftigen sich Wissenschaftler*innen aus mehreren Ländern bei einer Klausurwoche von 19. bis 23. September 2022 am Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung der OTH Regensburg. Titel der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Veranstaltung: „In-vitro-Gametogenese und artifizieller Uterus. Problemauslöser oder Problemlöser?“

    Als Louise Brown 1978 das Licht der Welt erblickte, war ihre Geburt nicht eine unter vielen. Sie markierte einen fundamentalen Wandel menschlicher Fortpflanzungsmöglichkeiten: Brown war der erste in einer Petrischale – ‚in vitro‘ – gezeugte Mensch. Inzwischen werden die In-vitro-Fertilisation (IVF) und andere assistierte Reproduktionstechnologien (ART) in vielen Ländern routinemäßig eingesetzt. „Die IVF kann heute als gesellschaftlich akzeptiert gelten, doch es gibt nach wie vor mit ART verbundene normative Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind, etwa: Wie soll damit umgegangen werden, dass genetische und soziale Elternschaft mittels IVF auseinanderfallen können? Wie soll mit regelmäßig erzeugten überzähligen Embryonen umgegangen werden? Sollen Embryonenspenden und Leihmutterschaften erlaubt sein?“, sagt Prof. Dr. Karsten Weber, Ko-Leiter des Instituts für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung (IST) an der OTH Regensburg.

    Menschliche Reproduktion bleibe trotz diverser biorechtlicher Regelungen ein moralisch, juristisch und sozial umkämpftes Feld, denn zum einen werden beispielsweise Schwangerschaftsabbrüche in manchen Ländern gerade wieder kriminalisiert, zum anderen aber werden neue Technologien zur Unterstützung der menschlichen Reproduktion entwickelt, die noch wesentlich weitreichendere Konsequenzen haben könnten: Derzeit werden die noch im Tierexperiment befindliche In-vitro-Gametogenese (IVG), bei der Keimzellen mit Hilfe von Stammzelltechnologie künstlich erzeugt werden, und Anwendungsvisionen artifizieller Uteri (AU) kontrovers diskutiert: die In-vitro-Gametogenese, weil sie ermöglicht, dass ein Kind prinzipiell von nur einer oder auch beliebig vielen Personen genetisch abstammt; der artifizielle Uterus, weil damit eine vollständig technische Schwangerschaft realisiert werden könnte.

    „Es ist offensichtlich, dass diese neuen ART nicht nur unsere Konzepte von Elternschaft und Familie herausforderten, sondern das menschliche Selbstbild infrage stellten; bereits vor ihrem potenziellen Einsatz am Menschen diese ART interdisziplinär in den Blick zu nehmen, ist daher eine wissenschaftlich und gesellschaftlich relevante Aufgabe“, so Karsten Weber.

    Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Klausurwoche „In-vitro-Gametogenese (IVG) und artifizieller Uterus (AU)“, die vom 19. bis zum 23. September 2022 am Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung der OTH Regensburg stattfindet, soll sich dieser Aufgabe stellen. Alle Interessierten können die dazu stattfindenden Expert*innenvorträge via Zoom online verfolgen. Das genaue Programm sowie die Zugangsdaten sind auf der Website der OTH Regensburg (www.oth-regensburg.de) zu finden, ebenso ein Abstractband der Beiträge der Nachwuchswissenschaftler*innen, deren Projekte zur Zukunft der ART im Fokus der Klausurwoche stehen werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Karsten Weber, Dr. Helene Gerhards, Laura Cerullo
    Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg
    Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung (IST)
    Galgenbergstraße 24
    93053 Regensburg
    IVGAUPP-Klausurwoche@oth-regensburg.de


    Weitere Informationen:

    https://www.oth-regensburg.de/fakultaeten/angewandte-sozial-und-gesundheitswisse...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Gesellschaft, Medizin, Philosophie / Ethik
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).