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01.09.2022 14:10

„180Grad“ will sexualisierte Gewalt von Jugendlichen verhindern

Stefan Zorn Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    MHH eröffnet Ambulanz zur Behandlung dysregulierter Sexualität bei Jugendlichen / Sozialministerium fördert Projekt mit 300.000 Euro

    Die Expertinnen und Experten des Arbeitsbereichs Klinische Psychologie und Sexualmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben ein neues Behandlungs- und Forschungsprojekt zur Prävention und Behandlung dysregulierter Sexualität bei Jugendlichen gestartet: „180Grad“. Das diagnostische und therapeutische Angebot richtet sich an Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, die fürchten, ihre sexuellen Impulse nicht mehr kontrollieren zu können. Hierzu gehören neben dem exzessiven Konsum von (Kinder-) Pornografie auch sexualisierte Gewaltphantasien und Übergriffe. Das Niedersächsische Sozialministerium fördert das Angebot mit 300.000 Euro für die nächsten drei Jahre. Unter dem Motto „Tatprävention ist der beste Opferschutz“ erhalten Betroffene anonym und kostenlos therapeutische Hilfe unter Schweigepflicht.

    MHH verfügt über langjährige Expertise in der Täterprävention

    Das Ziel ist, langfristig sexuelle Gewalt unter Jugendlichen zu verhindern. „180Grad“ ist das dritte MHH-Angebot im Bereich täterorientierte Prävention neben den bereits etablierten Projekten „Kein Täter werden“ und „I can change“. „Die MHH verfügt inzwischen über eine mehr als zehnjährige fundierte klinische Erfahrung und Forschungsexpertise zum Thema sexualisierte Gewalt“, betont Professor Dr. Tillmann Krüger, Leiter des Arbeitsbereichs Klinische Psychologie und Sexualmedizin. „Unsere Erfahrung zeigt, dass viele Patienten bereits im Jugendalter unter der Problematik leiden. Früh erlerntes Verhalten verfestigt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit, deshalb ist ein frühzeitiges Hilfsangebot für Jugendliche mit sexualisierten Gewaltfantasien oder grenzüberschreitenden Verhaltensweisen extrem wichtig.“

    Grenzen erkennen und respektieren

    Laut polizeilicher Kriminalstatistik ist jeder zehnte Tatverdächtige in Fällen von sexualisierter Gewalt unter 18 Jahre alt. Jugendliche sind stärker gefährdet, sexualisierte Gewalt durch Gleichaltrige zu erfahren als durch Erwachsene. Auch zur Verbreitung von Missbrauchsabbildungen tragen Jugendliche zu einem erheblichen Teil bei: Seit 2018 hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter den Tatverdächtigen mehr als verzehnfacht, sie machen mittlerweile 40 Prozent der Tatverdächtigen aus. „Wir schaffen ein niederschwelliges Angebot für betroffene Jugendliche und leisten Hilfestellung, bevor etwas passiert. Die Jugendlichen lernen, ihre sexuellen Bedürfnisse sozial angemessen zu befriedigen, ohne die Grenzen anderer zu überschreiten“, ergänzt Dr. Jonas Kneer, leitender Psychologe an der Klinik.

    „Jeder einzelne verhinderte Übergriff ist es wert“, betont Theresa Engelmann von der forensischen Kinderschutzambulanz am Institut für Rechtsmedizin der MHH. „Prävention kann Straftaten verhindern und damit Kinder vor sexuellen Übergriffen schützen.“ Die Kinderschutzambulanz setzt ebenfalls auf eine Früherkennung bei Misshandlungs- und Missbrauchsverdachtsfällen und stellt Ärztinnen und Ärzten ihr Expertenwissen niederschwellig, schnell und unkompliziert zur Verfügung.

    Jugendliche, die unter ihren sexuellen Impulsen leiden, können sich ab sofort telefonisch unter (0511) 532-6746 oder per Mail unter kontakt@180grad-praevention.de an den Arbeitsbereich Klinische Psychologie und Sexualmedizin der MHH wenden.


    Weitere Informationen:

    http://Weitere Informationen erhalten Sie bei Jonas Kneer, kneer.jonas@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-8791 oder www.180grad-praevention.de.


    Bilder

    Professor Dr. Tillmann Krüger, Dr. Jonas Kneer, Theresa Engelmann und Klinikdirektor Professor Dr. Stefan Bleich (von links)
    Professor Dr. Tillmann Krüger, Dr. Jonas Kneer, Theresa Engelmann und Klinikdirektor Professor Dr. S ...

    Karin Kaiser / MHH


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Professor Dr. Tillmann Krüger, Dr. Jonas Kneer, Theresa Engelmann und Klinikdirektor Professor Dr. Stefan Bleich (von links)


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