Am 27.11.1998 fand im Fachbereich Betriebswirtschaft der Fachhochschule Augsburg eine Tagung zum Thema: "Innovation, Qualität, Erfolg" statt. Praktiker, Professoren und Studierende konferierten über den aktuellen Stand und die Entwicklungstendenzen beim "Qualitätsmanagement". Die Themen reichten von Zertifizierung und ISO 9000 ff über Reengineering, bis zu Total Quality Management.
Unter anderen berichteten die Studierenden über eine Umfrage zum Qualitätsverständnis. Das Resümee ist im folgenden abgedruckt:
Ob "König Kunde", Händler oder Hersteller - jeder will sie, jeder braucht sie, jeder meint sie zu kennen und doch fällt es manchem nicht auf, wenn sie nicht vorhanden ist. Was denn eigentlich? Die Qualität natürlich!
Doch was ist Qualität? Zeigt sie sich in einem günstigen Preis oder in einer langen Lebensdauer? Gibt es überhaupt eine einheitliche Definition für Qualität oder kommt es immer auf den Standpunkt des Betrachters an?
Die Studenten des Logistikschwerpunktes der Fachhochschule Augsburg unter der Leitung von Prof. Dr. Heinz-Jürgen Klepzig wollten es genau wissen und gingen dieser Frage auf den Grund. Um einen vergleichenden Überblick über das Qualitätsverständnis und die Handhabung von Qualität in den Unternehmen im Raum Schwaben zu gewinnen, führten sie eine Befragung von 50 Unternehmen aus der Region durch. Die Ergebnisse dieser Studie brachten interessante Fakten und Erkenntnisse zum Vorschein, die im Rahmen eines Qualitätstages an der Fachhochschule Augsburg präsentiert wurden.
Untersucht wurden die Sektoren Industrie, Handel und Dienstleistung, das Hauptaugenmerk jedoch lag auf dem Industriebereich. Da sowohl Unternehmen mit Mitarbeiterzahlen von 3 MA - 10.000 MA und Umsätzen zwischen 100.000 DM und 1.000.000.000 DM befragt wurden, gelang es einen repräsentativen Querschnitt zu erstellen. Es wurde festgestellt, daß sehr viele Unternehmen den Zug der Zeit erkannt haben und bereits auf den Zug in Richtung höhere Qualität aufgesprungen sind, denn vom Marktführer bis hin zum Nischenproduzent, in jedem Unternehmen wird Qualität mehrheitlich sehr hohe bis höchste Priorität beigemessen. Die Definition von Qualität erfolgt dabei nicht über technische Konstruktionen oder über einen möglich günstigen Preis, sondern über die Kundenanforderung. Dabei wird Qualität hauptsächlich über die Kundenanforderung definiert. Denn Erlöse entstehen durch den Absatz von Produkten und Dienstleistungen. Es muß Kunden geben, die sich für dieses Produkt oder diese Dienstleistung entscheiden. Schließlich wählt der Kunde immer das Produkt, von dem er sich den größten Nutzen verspricht. Dazu müssen jedoch die echten Anforderungen, Erwartungen und Wünsche der Kunden erkannt und erfüllt werden, denn nur ein zufriedener Kunde erteilt Folgeaufträge und empfiehlt ein Unternehmen weiter.
Es wurde ebenfalls klar erkannt, daß die Betreuung der Kunden auch im After-Sale-Bereich im Blickpunkt stehen muß. Deshalb ist es ausgesprochen wichtig, ein intensives Qualitätsmanagement zu betreiben, das nicht nur die Produktqualität in den Vordergrund stellt, sondern auch die Prozessqualität entlang der gesamten Wertschöpfungskette berücksichtigt, d. h. von der Entwicklung bis zum Vertrieb werden Qualitätstechniken und Qualitätssicherungssysteme eingesetzt.
Immer mehr Firmen entschlossen sich in den letzten Jahren die internationale Normenreihe ISO 9000 ff. einzuführen. Diese ISO-Zertifizierung wird zum überwiegenden Teil aus Marketing- oder Wettbewerbsgründen durch Druck von außen angestrebt. Trotzdem wird Qualität nicht mehr nur als Image- oder Marketingwaffe verstanden, sondern ihre Bedeutung als Instrument zur internen Problemlösung nimmt ständig zu. Leider wird die enorme Bedeutung der Mitarbeiterorientierung bei der Verbesserung des Qualitäts-Knowhow bisher nur wenig erkannt. Dabei müssen die Mitarbeiter voll eingebunden werden, denn nur so kann ihr Qualitätsbewußtsein gefördert und ihr Potential freigesetzt werden. Zwar werden in der Regel alle Mitarbeiter von der Basis hin bis zum Top-Management geschult, aber die direkte Verbindung zwischen Mitarbeiter und Kundenzufriedenheit ist noch nicht ausreichend erkannt. In diesem Bereich gibt es noch verstärkt Verbesserungsmöglichkeiten.
Abschließend kann gesagt werden, daß im Industriebereich der Wandel von der traditionellen Qualitätskontrolle am bereits fertiggestellten Produkt hin zum Total Quality Management im vollem Gange ist. Auch für den Dienstleistungsbereich gewinnt die Qualität immer mehr an Bedeutung- Allein der befragte Handel lebt noch nach dem Motto: "der Kunde steht im Mittelpunkt und da steht er meist im Weg". Denn der Handel ist der Meinung, er könne die Qualität seinen Zulieferern überlassen. Dies ist jedoch nicht möglich, denn nur wer Qualität lebt, und zwar durch intensive Einbindung aller Mitarbeiter und volles Engagement der Unternehmensführung, kann diese an Kunden weitergeben.
Der Logistikschwerpunkt der Fachhochschule Augsburg kann sich deshalb nur der Meinung von John A. Young, President of Hewlett Packard, anschließen, der sagte: "Unternehmen, die in der heutigen konkurrenzgeladenen Umgebung Qualitätsaspekte nicht beachten, begehen Selbstmord!".
Weitere Informationen und ausführliches Datenmaterial zu der Umfrage können an der Fachhochschule Augsburg, Fachbereich Betriebswirtschaft, Schillstraße 100, 86169 Augsburg, Tel.: 0821/598-2951, angefordert werden.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Albrecht Eschermann
Tel.: 0821/598-2961
Fax: 0821/741671
e-mail: richlich@verwaltung.fh-augsburg.de
Augsburg, den 01.12.1998
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Informationstechnik, Maschinenbau, Wirtschaft, fachunabhängig
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftliche Tagungen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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