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12.09.2022 15:21

Wissenschaftsladen für Vechta und Cloppenburg feiert 10-jähriges Bestehen

Friedrich Schmidt Pressestelle
Universität Vechta

    Nein, auch in einem Wissenschaftsladen gibt es Wissenschaft nicht aus dem Regal zu kaufen. Trotzdem ist sie hier erhältlich: Seit zehn Jahren bietet etwa der „Science Shop Vechta/Cloppenburg“ (SSVC) als einer von vielen Wissenschaftsläden weltweit Bürger*innen die Möglichkeit, sich an professioneller Forschung zu beteiligen. Damit trägt der Science Shop auch wesentlich zur Anerkennung von Wissenschaft in der Gesellschaft bei.

    „Der Wissenschaftsladen oder Science Shop dient als lokale Anlaufstelle für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in der Region“, erklärt Dr. Daniel Ludwig, der den Science Shop mit aufgebaut hat. „Gleichzeitig schafft er überregionale Verbindungen durch die Beteiligung an bundesweiten und internationalen Netzwerken und Projekten.“ Für Bürgerinnen und Bürger bedeutet das ganz praktisch, dass Wissenschaft für sie erlebbar wird. Sie können sich in Projekte selbst einbringen oder Erkenntnisse aus der Forschung im Gespräch erfahren und diskutieren.

    Projekte von Klimawandel bis Demenz

    Etwa auf der aktuellen „Klima-Tour“ in Vechta. Mit dem Fahrrad erkundeten die Teilnehmenden, wo sich der Klimawandel in ihrem eigenen Lebensumfeld bereits auswirkt. Die Route wurde vom SSVC gemeinsam mit dem Klimaschutzbeauftragten der Stadt Vechta ausgearbeitet und führte vorbei an sichtbaren Merkmalen von Dürre und Orten mit spürbar unangenehmer Hitzeentwicklung. Auch Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung, etwa Vorsorge gegenüber Starkregen, wurden vorgestellt und die Teilnehmenden diskutierten über eigene Ideen. Beobachtungen und Vorschläge aus der Bevölkerung werden dann in einer digitalen Karte, bei der alle mitmachen dürfen, eingetragen (http://klimakarte.terrifica.eu/).

    Die „KlimaTour“ ist ein Baustein des TeRRIFICA-Projekts, an dem sich der SSVC beteiligt. Hinter dem Projekt steht die Europäische Kommission, die den Erwerb von Know-how für Klimaanpassungsstrategien in verschiedenen europäischen Regionen voranbringen will. Es sollen Aktionspläne gemeinsam mit einer Vielzahl von Akteur*innen aus Politik, Verwaltung, Industrie, Verbänden, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft entwickelt werden, um regionale Klimaanpassungsstrategien umsetzen und auch auf andere Regionen übertragen zu können.

    Ein anderes Beispiel für die Arbeit des Science Shops ist das Projekt „ReKuTe“, mit dem man u. a. versuchte, das Wohlbefinden und die Gehirnaktivität von Demenzerkrankten zu fördern. Als neuen Ansatz zielte Musiklehrerin Anke Feierabend in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Theo Hartogh von der Universität Vechta darauf, früher erlernte Musikkenntnisse von Demenzerkrankten wiederzubeleben. Die Musiklehrerin gab einer dementen 79-jährigen Schülerin, die als Jugendliche Geige gespielt hatte, erneut Geigenunterricht. In Zusammenarbeit mit der Musiktherapeutin

    Dr. Kerstin Jaunich wurden Anleitungen zur Anke Feierabend-Methode® und erläuterte Videoaufzeichnungen der speziell ausgerichteten Vermittlung als Lehrmaterial für Instrumentallehrkräfte sowie Angehörige und Betreuungskräfte online gestellt (www.musikunddemenz.de).

    Zum Start vor 10 Jahren: Thema Nachhaltigkeit

    Vor zehn Jahren war der Science Shop mit dem großen Thema „Nachhaltigkeit“ gestartet. Im Jahr 2012 war das erste Event in Cloppenburg eine Konferenz zum Thema Social Entrepreneurship (soziales Unternehmertum) als Gründungsidee – online übertragen, in einer Zeit als hybride Veranstaltungen noch alles andere als normal waren. Etwas Besonderes für einen Wissenschaftsladen ist auch die Trägerschaft des SSVC: eine Verbindung zwischen einer Universität und einer Kommune. Sie wurde als kooperatives Projekt zwischen dem Landkreis Cloppenburg und der Universität Vechta eingerichtet, auf Initiative des damaligen Cloppenburger Landrates Hans Eveslage. So sollte durch die im Nachbarkreis gelegene Universität ein Hochschulstandort auch in Cloppenburg geschaffen werden. Die Transferstelle der Uni schlug vor, dafür ein interaktives und intermediäres Dialogangebot nach dem Konzept niederländischer Wissenschaftsläden zu schaffen.

    Zur Nachhaltigkeit von Science Shop-Projekten gehört auch, dass die Ergebnisse der Arbeit nach dem Projektende weiter zur Verfügung stehen und genutzt werden. Ein gutes Beispiel dafür ist das Projekt KulTour Cloppenburg. Der gemeinsam mit Cloppenburger*innen entwickelte digitale Stadtführer wird nun vom Heimatbund Oldenburger Münsterland weiterbetrieben (https://www.kultour-clp.de/).

    Kreislauf des Wissensaustauschs

    „Besonders wichtig für unseren Science Shop sind aber auch unsere Netzwerke“, sagt Dr. Daniel Ludwig. „Unsere Partnerschaft im Living Knowledge Network, das Wissen schaftsläden über Ländergrenzen hinweg verbindet, war sogar entscheidend für die Einwerbung des EnRRICH-Projekts. Das war 2015 unser erstes internationales Vorhaben.“ Auf Drittmittel wie aus dem EU-Projekt EnRRICH fußt der Science Shop wesentlich seit seinem Bestehen. Auch inhaltlich spiegelt das EnRRICH-Projekt eine tragende Säule des Wissenschaftsladens wieder: den wirklichen Austausch von Wissen, über den auch Impulse von Bürgerinnen und Bürgern in die universitäre Forschung einfließen. Die Idee des EU-Projekts lautete: Um das soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Wohl von Regionen wie dem Oldenburger Münsterland langfristig zu sichern, ist es erforderlich, dass universitäre Forschung und Lehre sich nicht ausschließlich auf akademische Fragestellungen konzentrieren. Stattdessen werden die Beweggründe aller sozialen Akteur*innen der Region aufgenommen, gemeinsam diskutiert, hinterfragt und erforscht. So entsteht ein Kreislauf des Austauschs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, in dem alle Beteiligten zu aktiven Ko-Kreator*innen gemeinsamer Lösungen werden.

    Science Shop-Idee reist nach Afrika

    Besonders stolz ist Daniel Ludwig auf viele Projektergebnisse, die „wirklich praktische Verbesserungen angestoßen haben“. Genau dieses Ziel will Ludwig gemeinsam mit den zwei Projektmitarbeiterinnen im SSVC, Katrin Hedemann und Hannah Hoff, weiter voranbringen. Dazu visieren sie beispielsweise an, aus dem großen Klima-Projekt TeRRIFICA weitere Spin-off Projekte zu entwickeln, „auch um die erworbenen Kompetenzen und Kontakte zu lokalen Aspekten von Klimaschutz und Klimaanpassung weiter zu nutzen“. Und auch intern, innerhalb der Universität Vechta, sollen die Kontakte ausgebaut werden. „Wir wollen neue Partner*innen in der Uni gewinnen, um so noch intensiver mit verschiedenen Fachrichtungen zusammenzuarbeiten und auch Studierende für die Arbeit des Science Shops zu begeistern.“

    Dass das viele Netzwerken Früchte trägt, zeigt sich aktuell sogar im weit entfernten Afrika. Von dort waren Wissenschaftler*innen in diesem Jahr zu Gast an der Universität Vechta. Nach intensivem Austausch mit dem Science-Shop-Team reisten sie zurück nach Tansania – im Gepäck der Plan, den ersten Wissenschaftsladen im Land zu eröffnen.


    Weitere Informationen:

    https://www.wissen-teilen.eu/


    Bilder

    Science Shop Vechta / Cloppenburg feiert 10-jähriges Bestehen
    Science Shop Vechta / Cloppenburg feiert 10-jähriges Bestehen
    Friedrich Schmidt
    Universität Vechta


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    fachunabhängig
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Science Shop Vechta / Cloppenburg feiert 10-jähriges Bestehen


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