idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.09.2022 10:00

Lehramtsstudierende müssen konsequent auf Inklusion vorbereitet werden

Jan Thiemann Bereich Dialog und Veranstaltungen
CHE Centrum für Hochschulentwicklung

    Deutschland hat sich 2009 mit der UN-Behindertenrechtskonvention zur Schaffung eines inklusiven Schulsystems verpflichtet. Fortschritte bei der Umsetzung zeigen sich in den Klassenzimmern und in der Lehrerbildung an den Hochschulen. Allerdings werden noch immer nicht alle zukünftigen Lehrkräfte auf die gestiegene Vielfalt in den Klassenzimmern vorbereitet. Dies zeigen Daten des Monitor Lehrerbildung.

    Mehr als eine halbe Million Schüler*innen in Deutschland haben einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Der sogenannte Inklusionsanteil ist bundesweit von 18,6 Prozent (2008/2009) auf 44,7 Prozent gestiegen (2020/2021). Das bedeutet, dass von allen Schüler*innen mit Förderbedarf fast jede*r zweite inklusiv an einer Regelschule unterrichtet wird.

    Wie Daten des Monitor Lehrerbildung zeigen, werden jedoch noch längst nicht alle Lehramtsstudierenden in Deutschland auf den Umgang mit Inklusion und Vielfalt im späteren Schulalltag vorbereitet.

    Inklusion im Studium gewinnt an Bedeutung, das Ausmaß hängt von der Schulform ab

    Im Jahr 2014 erhob der Monitor Lehrerbildung mit einer Befragung von Ländern und Hochschulen erstmals Daten zur Inklusion in der Lehrerbildung. Diese wurden im Jahr 2020 aktualisiert.

    Im Zeitvergleich zeigt sich, dass das Thema in allen Lehramtstypen von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II stärker an Bedeutung gewonnen hat. Wie gut angehende Lehrkräfte auf die individuelle Förderung von Schüler*innen vorbereitet werden, hängt aber von der Schulform ab, für die die Studierenden ausgebildet werden. So ist Inklusion für angehende Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen häufiger verpflichtend im Curriculum verankert als etwa für eine Lehrtätigkeit an Gymnasien.

    Dies liegt auch an der unterschiedlichen Gesetzeslage auf Länderebene. Aktuell sehen zehn Bundesländer lediglich einzelne Veranstaltungen zur Inklusion als verpflichtende Bestandteile des Lehramtsstudiums vor. Eine bundesweite Etablierung des Themas durch verbindliche Länderregelungen ist daher weiterhin nicht sichergestellt.

    Monitor Lehrerbildung empfiehlt Inklusions-Kompetenzen für alle Lehramtsstudierenden

    „Eine gute Schule arbeitet inklusiv“, sagt Dagmar Wolf, Bereichsleiterin Bildung bei der Robert Bosch Stiftung. „Um die dafür notwendigen Voraussetzungen an allen Schulen in Deutschland zu schaffen, braucht es jetzt den politischen Willen zur praktischen Umsetzung der Inklusion. Dazu gehören gut ausgebildete Lehrkräfte, die bereits im Studium lernen, professionell und chancenorientiert mit Vielfalt umzugehen.“

    Die Expert*innen des Monitor Lehrerbildung sprechen sich deshalb in einem aktuellen Policy Brief dafür aus, Inklusion zu einem verpflichtenden Studienbestandteil für alle Lehramtsstudierenden zu machen. Das Thema soll sich wie ein roter Faden durch das Lehramtsstudium ziehen, unabhängig von der angestrebten Schulform. Darüber hinaus plädieren sie dafür, durch klare Vorgaben der Länder die Entwicklung zu beschleunigen und zu anschlussfähigen Regelungen auf Hochschulebene zu gelangen.

    „Innovative Angebote, wie etwa Studiengänge mit integrierter Sonderpädagogik, zeigen den Gestaltungswillen vieler Hochschulen, beim Thema Inklusion ihren Beitrag zu leisten“, merkt Frank Ziegele an. „Hier gilt es, die Weiterentwicklung bestmöglich zu unterstützen und den Hochschulen die Chance zur Profilbildung zu gewähren“, so der Geschäftsführer des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

    Des Weiteren sprechen sich die Expert*innen des Monitor Lehrerbildung für die Schaffung von Support-Strukturen für Hochschullehrende und Studierende aus. Diese könnten in Form zentraler Kompetenzzentren Austauschmöglichkeiten auf vielfältigen Ebenen eröffnen, die langfristig allen aktuellen und künftigen Lehrkräften bei den täglichen Herausforderungen eines inklusiven Schulsystems zugutekommen könnten.

    Über den Monitor Lehrerbildung

    Der Monitor Lehrerbildung ist die bundesweit einzige Datenbank zum Lehramtsstudium. Unter www.monitor-lehrerbildung.de sind relevante Daten zu dieser ersten Phase der Lehrerbildung übersichtlich dargestellt. 61 Hochschulen und alle 16 Länder beteiligten sich an der Erhebung des Monitor Lehrerbildung im Jahr 2020. Sämtliche Daten sowie viele weitere Informationen zum Thema sind unter www.monitor-lehrerbildung.de frei zugänglich. Der Monitor Lehrerbildung ist ein gemeinsames Projekt von Bertelsmann Stiftung, CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Robert Bosch Stiftung GmbH und Stifterverband.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Christiane Kreher
    Projektmanagerin Bildung
    Robert Bosch Stiftung
    Tel. 0711 46084-592
    E-Mail: christiane.kreher@bosch-stiftung.de

    Melanie Rischke
    Projektleiterin Monitor Lehrerbildung
    CHE Centrum für Hochschulentwicklung
    Tel. 05241 9761-33
    E-Mail: melanie.rischke@che.de


    Originalpublikation:

    Rischke, Melanie; Brinkmann, Bianca; Müller, Ulrich; Siekmann, David; Spasojevic; Dijana: Inklusiv lehren lernen - Alle angehenden Lehrkräfte müssen auf Inklusion vorbereitet werden - Policy Brief September 2022, Gütersloh, 2022, 4 S.


    Weitere Informationen:

    https://2020.monitor-lehrerbildung.de/export/sites/default/.content/Downloads/Mo... - Link zur Publikation
    https://www.monitor-lehrerbildung.de/web/publikationen/inklusion/Vergleichsdaten... - Link zu den Vergleichsdaten Inklusion in der Lehrerbildung


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).