idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.09.2022 10:48

Krimi im Reich der Bakterien

Arne Dessaul Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bakterien verfügen über eine Vielzahl an Überlebensstrategien, um sich in ihren dicht besiedelten Lebensräumen ausreichend mit Nahrung zu versorgen. Bestimmte Bakterienarten töten dabei Mikroorganismen einer anderen Art, zersetzen die Zellen und nehmen diese als Nährstoffe auf. Wie das genau vor sich geht, ist meist unbekannt. Ein Forschungsteam der Biologie der Mikroorganismen um Dr. Christine Kaimer hat diese Vorgänge genauer untersucht. Gemeinsam mit Kollegen aus den USA berichten die Forschenden der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in der Zeitschrift Cell Reports vom 13. September 2022.

    Bisher weiß man wenig über die Beziehung zwischen Räubern und Beute im Reich der Bakterien. Forschende vermuten jedoch, dass bakterielle Räuber die Zusammensetzung eines Mikrobioms stark verändern und so die Ökologie ihres Lebensraums beeinflussen können. Um mehr über bakterielle Räuber-Beute-Beziehungen zu erfahren, untersuchte das Team um Christine Kaimer das Räuberbakterium Myxococcus xanthus, das häufig im Erdboden vorkommt. Seit Kurzem ist bekannt, dass M. xanthus seine Beutezelle in direktem Zell-Zell-Kontakt abtötet: Der Räuber nähert sich einer Beutezelle, stoppt, wenn ein Kontakt hergestellt ist, und führt dann innerhalb weniger Minuten den Zelltod und die Zersetzung herbei. Die molekularen Mechanismen dieses Vorgangs haben die Forschenden genauer untersucht.

    „Wir haben M. xanthus gezielt genetisch verändert und dann die Interaktion von Räuber- und Beutezellen unter dem Mikroskop in Echtzeit verfolgt“, berichtet Christine Kaimer. „So konnten wir zeigen, dass beim Abtötungsvorgang zwei hoch spezialisierte Proteinsekretionsysteme zusammenarbeiten, also Proteinkomplexe, die vermutlich bestimmte Proteine aus der Räuberzelle in die Beutezelle transportieren.“ Dabei verursacht ein sogenanntes Tad-ähnliches System zunächst nur den Zelltod der Beute. Ein Typ III-ähnliches System wird für die Zersetzung der Beutezelle benötigt, damit anschließend die Nährstoffe aufgenommen werden können.

    Tötung wird zielgenau eingeleitet

    Aufnahmen mit fluoreszenzmarkierten Proteinen zeigten, dass sich die Proteinsekretionssysteme in der M. xanthus-Zelle genau an der Kontaktfläche zwischen Räuber und Beute ansammeln. Offenbar spürt M. xanthus den Kontakt zu einer Beutezelle und kann den Tötungsvorgang sehr zielgenau einleiten. „Wie genau die Proteinsekretionssysteme auf Beutekontakt reagieren, und welche potenziell toxischen Proteine sie freisetzen, ist uns noch nicht bekannt“, so Christine Kaimer. „Das bakterielle Prädationsverhalten ist für uns jedenfalls ein faszinierendes Forschungsfeld, wo es noch viel über das Zusammenleben von Bakterien in ihrer natürlichen Umgebung zu lernen gibt.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Christine Kaimer
    Lehrstuhl Biologie der Mikroorganismen
    Fakultät für Biologie und Biotechnologie
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: +49 234 32 28897
    E-Mail: christine.kaimer@rub.de


    Originalpublikation:

    Susanne Thiery, Pia Turowski, James Berleman, Christine Kaimer: The predatory soil bacterium Myxococcus xanthus combines a Tad- and an atypical type 3-like protein secretion system to kill bacterial cells, in: Cell Reports, 2022, DOI: 10.1016/j.celrep.2022.111340


    Bilder

    Christine Kaimer (links) und Susanne Thiery haben untersucht, wie Bodenbakterien einander bekämpfen.
    Christine Kaimer (links) und Susanne Thiery haben untersucht, wie Bodenbakterien einander bekämpfen ...

    RUB, Marquard


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Christine Kaimer (links) und Susanne Thiery haben untersucht, wie Bodenbakterien einander bekämpfen.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).