idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.09.2022 09:34

Hohe Temperaturen verringern Fortpflanzungserfolg bei Mäusen

Mag. rer. nat. Nina Grötschl Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien

    Manche mögen’s heiß – Mäuse aber nicht! Das ist das Ergebnis einer soeben in der renommierten Fachzeitschrift „Animals“ erschienenen Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Demnach wirken sich höhere Umgebungstemperaturen negativ auf das Fortpflanzungsergebnis von stillenden Mäuse-Weibchen aus.

    Die Umgebungstemperatur hat einen großen Einfluss auf die Physiologie von Mäusen, von der Herzfrequenz und dem Blutdruck bis zum Tumorwachstum und immunologischen Parametern. Welche Temperatur sich für die Haltung von Labormäusen am besten eignet, ist bisher aber umstritten. Die aktuelle Standardtemperatur beträgt 20 bis 24 °C. Von einigen Wissenschafter:innen wurde vorgeschlagen, die Temperatur auf 30 °C zu erhöhen, weil dies die thermoneutrale Zone für Mäuse ist. Die Argumentation dafür lautet, dass die derzeit üblichen Temperaturen einen chronischen Kältestress darstellen würden. Andere wissenschaftliche Stimmen vertreten jedoch die Ansicht, dass Temperaturen von 30 °C mit Hitzestress verbunden sind.

    Jung & Alt: Höhere Stall-Temperatur bringt Nachteile

    Eine soeben veröffentlichte Studie der Vetmeduni untersuchte nun die Auswirkung unterschiedlicher Käfigtemperaturen (20 °C, 25 °C, 30 °C) auf die Fortpflanzung und die Ausscheidung von Stresshormonen bei Weibchen zweier häufig verwendeter Mausstämme. Demnach bringt eine höhere Umgebungstemperatur für stillende Mäuse-Weibchen und deren Junge keinen Vorteil. Im Gegenteil: Bei 30 °C wurde im Vergleich zu niedrigeren Temperaturen eine geringere Zahl an Jungtieren vom Stillen entwöhnt und Mutter- und Jungtiere brachten weniger Gewicht auf die Waage. Außerdem wiesen die Jungtiere unter der hohen Temperatur als physiologische Veränderung eine erhöhte Schwanzlänge auf.

    Empfehlung für „kühle“ Standardtemperatur

    Studien-Erstautor Thomas Kolbe vom Institut für In-vivo und In-vitro-Modelle der Vetmeduni fasst weitere wichtige Ergebnisse der Studie zusammen: „In den von uns untersuchten Temperaturgruppen konnten wir keine negativen Auswirkungen einer niedrigeren oder höheren Käfigtemperatur auf die Ausscheidung von Stresshormon-Metaboliten nachweisen. Allerdings verringerte sich bei höherer Temperatur die Reproduktionsleistung.“

    Deshalb spricht Studien-Co-Autorin Kerstin Auer (Institut für In-vivo und In-vitro-Modelle/Vetmeduni) für die Haltung von Labormäusen die folgende Empfehlung aus: „Wir schließen aus unserer Studie, dass die ‚kühle‘ Standardtemperatur in Mausställen keinen negativen Einfluss auf das Stressniveau der Tiere hat, solange ausreichend Nestbaumaterial vorhanden ist. In Anbetracht unserer Ergebnisse können wir eine Käfigtemperatur von 30 °C für die Zucht von Mäusen nicht empfehlen.“

    ###

    Der Artikel „Effect of Different Ambient Temperatures on Reproductive Outcome and Stress Level of Lactating Females in Two Mouse Strains“ von Thomas Kolbe, Caroline Lassnig, Andrea Pölzl, Rupert Palme, Kerstin E. Auer und Thomas Rülicke wurde in „Animals“ veröffentlicht.
    https://www.mdpi.com/2076-2615/12/16/2141

    Über die Veterinärmedizinische Universität Wien:

    Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni beschäftigt 1.500 Mitarbeiter:innen und bildet zurzeit 2.500 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Lehr- und Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich und eine Außenstelle in Tirol gehören ebenfalls zur Vetmeduni. Die Vetmeduni spielt in der globalen Top-Liga mit: Im weltweiten Shanghai-Hochschulranking 2022 belegte sie abermals einen Platz unter den ersten Zehn im Fach „Veterinary Science". www.vetmeduni.ac.at


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Ao.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.agr. Thomas Kolbe
    Institut für In-vivo und In-vitro-Modelle
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni)
    Thomas.Kolbe@vetmeduni.ac.at


    Originalpublikation:

    Der Artikel „Effect of Different Ambient Temperatures on Reproductive Outcome and Stress Level of Lactating Females in Two Mouse Strains“ von Thomas Kolbe, Caroline Lassnig, Andrea Pölzl, Rupert Palme, Kerstin E. Auer und Thomas Rülicke wurde in „Animals“ veröffentlicht.
    https://www.mdpi.com/2076-2615/12/16/2141


    Weitere Informationen:

    https://www.vetmeduni.ac.at/universitaet/infoservice/presseinformationen-2022/ho...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).