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21.09.2022 01:01

Steinwerkzeugvielfalt bei Schimpansen

Sandra Jacob Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie

    Forschende der Archäologie und Primatologie der Lise-Meitner-Gruppe Technologische Primaten am Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) zeigen, dass Schimpansen in Westafrika Steinwerkzeuge benutzen und über eine ausgeprägte und wiedererkennbare materielle Kultur verfügen.

    Während Feldforschungsarbeiten im Taï-Wald in der Elfenbeinküste Anfang 2022 dokumentierte ein Team von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des MPI-EVA die Steinwerkzeugnutzung einer Gruppe freilebender Schimpansen. Dabei identifizierten und scannten die Forschenden verschiedene Steinwerkzeuge, die die Tiere zum Knacken unterschiedlicher Nussarten verwenden.

    Bekannt war bereits, dass verschiedene Schimpansengruppen unterschiedliche Werkzeugkulturen haben, dass jedoch nur einige Gruppen in Westafrika zum Knacken von Nüssen nicht Holz- sondern Steinwerkzeuge verwenden. Indem sie 3D-Modelle der Steinwerkzeuge, die Schimpansen im Taï-Wald verwenden, mit denen verglichen, die eine andere Schimpansengruppe in Guinea verwendet, stellten die Forschenden nun fest, dass es in Hinblick auf ihre materielle Kultur erhebliche Unterschiede zwischen beiden Gruppen gibt.

    Die aktuelle Studie zeigt, dass diese spezielle Schimpansengruppe aus Guinea Steinhämmer unterschiedlicher Art und Größe sowie sehr große Steinambosse verwendet, die in einigen Fällen mehr als einen Meter lang sind. Diese langlebigen Steinwerkzeuge sind über die Landschaft verbreitet, weisen unterschiedliche Grade an Abnutzung auf, die auf ihre Verwendung zurückzuführen sind, und dokumentieren Schimpansenverhalten über lange Zeiträume hinweg.

    Werkzeuge unterscheiden sich zwischen Schimpansengruppen

    Obwohl mehrere Schimpansengruppen Nüsse knacken, zeigt diese Studie eindrücklich, dass sich die von ihnen verwendeten Nussknack-Werkzeuge teils erheblich voneinander unterscheiden, was möglicherweise zu gruppenspezifischen Materialsignaturen führt. Diese Unterschiede sind auf eine Kombination aus Steinauswahl, Steinverfügbarkeit und verzehrter Nussart zurückzuführen.

    Frühere Studien haben gezeigt, dass einige Schimpansengruppen durch die Verwendung von Steinwerkzeugen ihre eigenen archäologischen Spuren hinterlassen haben, die wenigstens 4.300 Jahren zurückreichen. „Die Fähigkeit, regionale Unterschiede in der Materialkultur von Steinwerkzeugen bei Primaten zu identifizieren, eröffnet eine Reihe von Möglichkeiten für künftige archäologische Studien“, sagt Tomos Proffitt vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, der die Studie leitete.

    Den Forschenden zufolge könnte eine einfache Technologie wie das Nüsse knacken mithilfe von Steinwerkzeugen ein Vorläufer für komplexere Technologien in den frühen Phasen unserer eigenen Evolution vor mehr als drei Millionen Jahren gewesen sein. Proffitt ergänzt: „Wenn wir verstehen, wie diese einfache Steinwerkzeugtechnologie aussieht und wie sie zwischen den Gruppen variiert, können wir anfangen zu verstehen, wie wir diese Signatur auch in den frühesten archäologischen Aufzeichnungen von Homininen besser identifizieren können.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Tomos Proffitt
    Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
    tomos_proffitt@eva.mpg.de


    Originalpublikation:

    Tomos Proffitt, Jonathan. S. Reeves, Serge Pacome and Lydia. V. Luncz
    Identifying functional and regional differences in chimpanzee stone tool technology
    Royal Society Open Science, 21 September 2022, https://doi.org/10.1098/rsos.220826


    Bilder

    Weiblicher Schimpanse beim Knacken von Nüssen der Art Panda oleosa mit einem Granodiorit-Hammerstein auf einem hölzernen Amboss (Pandabaumwurzel).
    Weiblicher Schimpanse beim Knacken von Nüssen der Art Panda oleosa mit einem Granodiorit-Hammerstein ...

    © Liran Samuni, Taï Chimpanzee Project

    Beispiele von Schimpansen-Hammersteinen aus Djouroutou, Elfenbeinküste; veranschaulicht werden hier die strukturierte Oberfläche, die dreidimensionale Oberfläche, die Oberflächentiefe und der Oberflächengradient der Steine.
    Beispiele von Schimpansen-Hammersteinen aus Djouroutou, Elfenbeinküste; veranschaulicht werden hier ...

    © Tomos Proffitt


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Weiblicher Schimpanse beim Knacken von Nüssen der Art Panda oleosa mit einem Granodiorit-Hammerstein auf einem hölzernen Amboss (Pandabaumwurzel).


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    Beispiele von Schimpansen-Hammersteinen aus Djouroutou, Elfenbeinküste; veranschaulicht werden hier die strukturierte Oberfläche, die dreidimensionale Oberfläche, die Oberflächentiefe und der Oberflächengradient der Steine.


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