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21.09.2022 12:13

Wohnung in Florida, Arbeit in Heilbronn

Vanessa Offermann Abteilung Hochschulkommunikation
Hochschule Heilbronn

    • Zeitzonen können auch sehr vorteilhaft sein
    • Digitalisierung macht’s möglich…

    Montag, 8 Uhr. Margit Buschle drückt auf den Startknopf ihres Computers, der Arbeitstag beginnt. Doch ihr Arbeitsplatz befindet sich nicht etwa am Campus in Heilbronn. Nein. Sie erledigt ihren Job aus fast 8000 Kilometer Entfernung, in ihrer Wohnung auf Zeit - in Florida. Ein kleiner WLAN-Router im Eck und die familienfreundliche Hochschule Heilbronn, machen es möglich. „Die Welt ist flach“, hat der amerikanische Journalist Thomas Friedmann geschrieben. Die Digitalisierung ermögliche es, dass alle Menschen mit einem Laptop und Internetanschluss dort arbeiten können, wo sie gerade sind. Warum Margit Buschle für 6 Monate in den USA war, wie ihre Kolleg*innen reagierten, als sie um 20 Uhr immer noch Mails beantwortete und warum sie der Hochschule Heilbronn so dankbar ist, all das haben wir in einem Interview mit ihr, erfahren.

    HHN: Liebe Margit, 6 Monate in Florida arbeiten und wohnen, oder war es anders herum? Erzähle uns bitte, wie ist es dazu gekommen? Was hat dich nach Miami gebracht?

    MB: Wer schon einmal längere Zeit im Ausland verbracht hat, kennt vielleicht das Gefühl, dass man das wiederholen möchte. So ging es meinem Mann und mir nach unserem einjährigen Aufenthalt in England 1995. Nun ergab sich die Chance für ein halbes Jahr in Miami, nachdem mein Mann die Einladung zu einem Forschungssemester an der Florida International University erhielt. Da wollten wir natürlich gemeinsam hin. Mit unseren Söhnen verbrachten wir die Weihnachtszeit unter Palmen.

    HHN: Wie hat man denn an der Hochschule reagiert, als du mit deiner Frage und dem Wunsch, 6 Monate in den USA arbeiten zu dürfen, um die Ecke kamst?

    MB: Da wir Mitarbeiter*innen der Hochschule Heilbronn seit März 2020 fast ausschließlich im Homeoffice arbeiten, war das organisatorisch gut machbar. Mein Vorgesetzter zögerte nicht, mir das zu ermöglichen. Dies beruht auf einem professionellen und menschlichen Vertrauensverhältnis. Ihm ist die persönliche und fachliche Weiterentwicklung seiner Mitarbeiter*innen wichtig. Auch das Networking mit einer ausländischen Uni stand im Fokus. So entstand auch die Idee der Hospitation in der Florida International University (FIU). Ich musste lediglich die Rahmenbedingungen zu Datenschutz, Datensicherheit und Sozialversicherung klären. Den Kontakt zur FIU stellte ich selber her und hatte sehr viel Glück mit meinen Ansprechpersonen dort.

    HHN: Ihr seid ja im August im sonnigen Florida angekommen, Die Temperaturen waren ja dann unseren sehr ähnlich. Wie war der Start? Hattet ihr ein wenig Zeit, Land und Leute kennenzulernen?

    MB: Bereits am zweiten Tag nach unserer Ankunft durften wir die Uni bei einer Campusführung kennenlernen. Hier trifft man in der Vorlesungszeit auf ca. 60.000 Studierende. Der gesamte Campus erweckt den Eindruck einer Kleinstadt mit High-Tech Ausstattung, moderner Vorlesungsinfrastruktur, Fitnessstudio, Sportplätzen, vielen Restaurants, Geschäften und vielem mehr. „We are panther!“ spiegelt den Zusammenhalt – das WIR – auf dem Campus wieder, angelehnt an das Uni-Footballteam der FIU. Den restlichen August bereisten wir fast ganz Florida und reisten von dort aus noch weiter bis nach New Orleans. Europäische Touristen durften zu der Zeit noch nicht nach USA einreisen – ideale Voraussetzungen für uns, mit den einheimischen Leuten sehr gut in Kontakt zu kommen. Auch die Erfahrung, selbst mal wieder Ausländer zu sein, hat uns sehr bereichert. Übrigens: Land und Leute und Alligatoren. Irgendwann sind dann die auch irgendwie „normal“.

    HHN: War es eine große Umstellung, von einer Wohnung in Miami zu arbeiten. Wenn Du gestartet bist, dann haben wir ja schon an unseren Feierabend gedacht. Was war besonders gewöhnungsbedürftig?

    MB: Von der Wohnung aus zu arbeiten, war überhaupt nicht gewöhnungsbedürftig. Wir tun das ja schon über längere Zeit hinweg. Umgewöhnen musste ich mich mit den Besprechungsterminen, die für mich oft sehr früh starteten und manchmal gleich mehrere hintereinander, um die Zeitverschiebung halbwegs auszugleichen. Nachmittags erledigte ich die restliche Arbeit ohne Besprechungen.

    HHN: Wenn wir an einen Arbeitsplatz im Sonnenland Florida denken, kommt schnell die Vorstellung, dass man sich sein Laptop schnappt und an den Stand geht und dort arbeitet. War das so?

    MB: Leider nicht! Das Internet (W-Lan) war lediglich drinnen hervorragend gut, außerhalb des Gebäudes aber nicht, und bis zum Strand reichte es schon gar nicht. Außerdem war es draußen selbst im Schatten viel zu hell und bis Ende Oktober auch zu heiß und schwül. Lustig war, dass viele nicht einmal bemerkten, dass ich nicht im Lande war. Beispielsweise erhielt ich auf eine Mail, welche ich mal wieder direkt beantwortete, eine anerkennende Bemerkung, bis ich den Sachverhalt der Zeitverschiebung auflöste.

    HHN: Du warst ja auch zu einer Hospitation an der Florida International University. Erzähle uns bitte ein wenig, über deine Gespräche und Eindrücke, die du dort sammeln konntest. Ticken die US-Amerikaner anders als wir hier im Ländle?

    MB: Für diese Gelegenheit bin ich sehr dankbar. Ich war eine Woche am Center for the Advancement of Teaching. Ich konnte nicht nur meinen Horizont in Bezug auf meine Arbeit im Qualitätsmanagement für Studium und Lehre erweitern, sondern über den Tellerrand hinaus in andere Bereiche blicken. Ich empfinde es als eine Bereicherung, den Blickwinkel immer wieder zu verändern und sich aus der Komfortzone zu bewegen. Ich entdeckte viele Parallelen zum Hochschulbetrieb mit den Herausforderungen, die wir alle kennen. Dennoch gab es Unterschiede, die mit der Verschiedenheit der Systeme, aber auch der nicht direkt zu vergleichenden Studierendenschaft zu tun hat., z.B. ist es in USA üblich, dass Studierende nebenher oft sehr viel arbeiten, um sich den Lebensunterhalt samt Studiengebühren zu verdienen. Gerade weil die US-Amerikaner anders als wir ticken, habe ich viel dazu gelernt. Mich beeindruckte das „Commitment“ sehr, dass ich bei allen meinen Ansprechpersonen in der FIU erlebte. Die beruflichen Erfahrungen, die ich an der FIU machte, teile ich an der Hochschule Heilbronn mit vielen Kolleg*innen aus unterschiedlichen Bereichen und konnte einen Beitrag zur Vernetzung beider Hochschulen leisten. Eine Erkenntnis war, dass wir im Ländle oder wahrscheinlich im ganzen Land unserer Licht zu sehr unter den Scheffel stellen; wir sind anders, aber nicht schlechter und können uns getrost eine Scheibe zum Thema „Selbstvermarktung“ abschneiden, da wir sehr viel für unsere Studierenden tun.

    HHN: Das alles klingt so, als ob du sehr zufrieden, glücklich und auch dankbar bist, dass du diese Zeit dort verbringen konntest. Was macht dich zufrieden und worüber bist du dankbar?

    MB: Natürlich war das Beste daran, im Warmen mit dem Meer hinter dem Haus zu „überwintern“. Alles in allem war es eine super Erfahrung, mal wieder längere Zeit im Ausland zu leben und das Land nicht nur aus der Touristenperspektive kennenzulernen. In einem halben Jahr erlebt man Land und Leute doch anders und vor allem viel intensiver. Ich bin sehr dankbar, dass die Hochschule mir die Gelegenheit dazu gab. Beruflich war die Hospitation an der FIU ein Highlight. Insgesamt gesehen war es ein Riesenglück, während der Pandemie rauszukommen. Die Erfahrung dieses Aufenthaltes bleibt für immer in guter Erinnerung.

    HHN: Eine letzte Frage noch liebe Margit. Was würdest Du auch anderen Kolleg*innen mit auf den Weg geben wollen, die vielleicht auch schon länger darüber nachgedacht haben, für eine begrenzte Zeit ins Ausland zu gehen?

    MB: Man muss sich darüber bewusst sein, dass es nicht nur Geld kostet, sondern auch viel Vorbereitungszeit, aber es lohnt sich! Ergreift die Chance, wenn sie sich bietet. Redet mit Euren Vorgesetzten, wie die Zeit gestaltet werden kann. Informiert euch bei Kolleg*innen, die ähnliche Erfahrungen schon gemacht haben und Unterstützung bieten können, wie z.B. das International Office. Auch ich berichte gerne über meine Erfahrungen im Ausland und den notwendigen Vorbereitungen.

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    Hochschule Heilbronn – Kompetenz in Technik, Wirtschaft und Informatik
    Mit ca. 8.000 Studierenden ist die Hochschule Heilbronn eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Ihr Kompetenz-Schwerpunkt liegt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. An vier Standorten in Heilbronn, Heilbronn-Sontheim, Künzelsau und Schwäbisch Hall bietet die Hochschule mehr als 50 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Die Hochschule pflegt enge Kooperationen mit Unternehmen aus der Region und ist dadurch in Lehre, Forschung und Praxis stark vernetzt.

    Pressekontakt:
    Torsten Robert, Leiter Öffentlichkeitsarbeit & Pressesprecher,
    Telefon: 07131-504-499, E-Mail: presse@hs-heilbronn.de,
    Internet: www.hs-heilbronn.de


    Bilder

    Dr. Lukas Danner (FIU) mit Margit Buschle von der HHN.
    Dr. Lukas Danner (FIU) mit Margit Buschle von der HHN.


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Geowissenschaften, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Kooperationen
    Deutsch


     

    Dr. Lukas Danner (FIU) mit Margit Buschle von der HHN.


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