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21.09.2022 13:05

Was haben Trauer, Scham und Schuld mit der Klimakrise zu tun? Jahrestagung der DGPT

Dr. Felix Hoffmann Geschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) e.V.

    Psychoanalyse kann durchaus politisch sein. Das beweist das Forum Klimagerechtigkeit auf der 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) e.V. Die Psychoanalyse beschäftigt sich auch mit der kollektiven Dimension des Unbewussten und deckt auf, wie die Gesellschaft Fakten und Folgen der Klimakrise immer weiter verdrängt. Der größte Psychoanalyse-Kongress in Deutschland beginnt am Freitag, den 23. September 2022 in Lindau am Bodensee und dauert noch bis Sonntag, den 25. September 2022 an.

    Waldbrände, Dürren, Überflutungen, schmelzende Gletscher, Anstieg des Meeresspiegels, aussterbende Arten – die Klimakrise rückt immer näher heran, neben anderen Bedrohungen wie Kriege, Pandemien, Energiekrise. Wo liegen die Ursachen der Misere? „Wir haben permanent verdrängt, worauf unsere Lebensweise beruht – nämlich auf der globalen Ausbeutung von anderen Menschen und Völkern sowie unserer natürlichen Lebenswelt“, betont Diplom-Psychologe Volker Münch, Lehranalytiker bei der Münchner Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse (MAP) e.V. Der Psychoanalytiker geht auf der 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) e.V. der Frage nach, was die Klimakrise mit unverarbeiteter Schuld, Scham und Trauer zu tun hat. Auf dem größten Kongress für Psychoanalyse treffen sich dieses Jahr vom 23. bis 25. September 2022 etwa 500 Psychoanalytiker und Psychoanalytikerinnen bzw. tiefenpsychologisch fundiert arbeitende Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen in der Lindauer Inselhalle am Bodensee. Das Motto in diesem Jahr lautet „Entwicklung und Veränderung“ – Herausforderungen, die nicht nur den einzelnen Menschen, sondern auch die Gesellschaft betreffen.

    Veränderung sei nur möglich, wenn wir den Tatsachen ins Auge blicken, so Münch weiter. „Wir müssen lernen zu erkennen, was wir angerichtet haben und möglicherweise noch anrichten werden.“ Ohne kollektive Trauerarbeit sei kein Ausweg, keine Entwicklung möglich. „Wir sollten trauern um das, was wir zerstört und was wir anderen Menschen angetan haben und auch darum, wie sehr wir uns von unseren natürlichen Lebensgrundlagen entfremdet haben“, sagt der Psychoanalytiker. Nur wenn wir Angst, Schuld, Scham und Trauer zulassen, kann Kreativität und eine sogenannte Klimaresilienz entstehen – darüber werden Markus Fellner und Christine Bauriedl-Schmidt berichten, beide auch am MAP tätig. So forderte Greta Thunberg 2019 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos: „I want you to feel the fear I feel every day.“ Im Vortrag von Barbara Meerwein, Dozentin am Institut der Alfred-Adler-Gesellschaft Berlin e.V., geht es um den Abschied vom ungebremsten Wachstum – Stichwort „De-Growth“ –, was sie anhand des Märchens „Hans im Glück“ ausführt, in dem der Protagonist seinen Reichtum in Form eines Klumpens Gold durch Tauschgeschäfte verliert.

    Die drei Vorträge gehören zum Forum „Klimagerechtigkeit und Psychoanalyse“ innerhalb der Jahrestagung. Dieses Forum – wie auch z.B. das Gender- oder das Geschichtsforum – lässt durchblicken, dass Psychoanalyse durchaus mit Politik zu tun hat. „Psychoanalyse kann der Gesellschaft viel nützen“, betont Volker Münch. „Sie bringt Wissen mit, was die kollektive Dimension des Unbewussten und vor allem die unbewussten Widerstände angeht, die sich in Verdrängung, Verleugnung und Verharmlosung äußern können.“ Zudem wisse die Psychoanalyse um die emotionale Begleitung, die Menschen brauchen, um Veränderungen zu verkraften.

    Das vollständige Programm der Jahrestagung finden Sie hier:
    https://dgpt.de/dgpt-jahrestagung-2022

    Weitere Informationen:
    Mandy Zenkner, mandy.zenkner@dgpt.de
    Dr. Felix Hoffmann, Geschäftsführer DGPT, Tel. 030 887163930
    Während der Tagung ist die DGPT erreichbar unter Tel. 030 887163950.

    Über die DGPT:
    Die Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) e.V. ist der Spitzenverband der psychoanalytischen Fachgesellschaften DGAP, DGIP, DPG und DPV sowie die Fachgesellschaft für die 20 Freien Institute. Die DGPT dient der Pflege, Weiterent-wicklung und Verbreitung der Psychoanalyse und vereint psychologische und ärztliche Psycho-analytiker unter einem Dach. Sie versteht sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft und Berufs-verband zugleich. Sie stellt Grundanforderungen für die Aus- und Weiterbildung von Psychoanalytikern und tiefenpsychologisch fundiert arbeitenden Psychotherapeuten auf und vertritt die Standes- und Berufsinteressen ihrer ca. 3.500 Mitglieder.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Psychologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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