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21.09.2022 13:12

„Zukunft mitgestalten“

Vanessa Offermann Abteilung Hochschulkommunikation
Hochschule Heilbronn

    Prof. Dr. Ralf Dillerup über das neue Amt als Dekan der Fakultät Wirtschaft und Verkehr an der Hochschule Heilbronn und seine Pläne für die Zukunft.

    Seit Januar 2022 ist Prof. Dr. Ralf Dillerup als neuer Dekan der Wirtschaft und Verkehr Fakultät der Hochschule Heilbronn gewählt worden und seit März im Amt. Im Interview spricht er darüber, was es für ihn bedeutet, zum Dekan gewählt worden zu sein. Außerdem skizziert er seine Pläne für die generelle Ausrichtung der Fakultät sowie in puncto Forschung und Lehre - und verrät, was ihn zufrieden machen würde, wenn er in vier Jahren eine Bilanz seiner Zeit als Dekan zieht.

    Professor Dillerup, herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum Dekan der Fakultät Wirtschaft und Verkehr! Sie leiten nun die größte Fakultät an der HHN. Was bedeutet dieses neue Amt für Sie?

    Antwort:
    Besten Dank für die Glückwünsche. Ich freue mich von der Fakultät ein klares Mandat bekommen zu haben und in die Nachfolge meines Vorgängers Stefan Wilms einzutreten. Er hat über 12 Jahre die Fakultät stabil geleitet, sie in der Größe verdoppelt und uns auf den Bildungscampus geführt. Dazu haben wir eine sehr angenehme und kollegiale Kultur entwickelt, er hinterlässt also große Fußstapfen. Diese gilt es auszufüllen und die Möglichkeiten in dieser mittleren Position als Dekan zwischen Rektorat und den Studiengängen und Forschungsprojekten einen Rahmen zu gestalten, in dem sich die Fakultät weiter entwickeln kann. Ich freue mich darauf mitgestalten zu können, dass in den Studiengängen die Studierenden die bestmögliche Ausbildung bekommen und wir die starke Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken mit Transfer und Forschung unterstützen können. Das treibt mich an.

    Sie haben sicherlich schon ein paar konkrete Vorstellungen, wo es hingehen soll.

    Antwort:
    Nun es gilt zunächst die aktuellen Herausforderungen anzunehmen. Wir haben mit dem Bildungscampus eine herausragend gute Infrastruktur, aber den direkten Wettbewerb mit anderen Hochschulen auf dem Campus. Früher war die Hochschule Heilbronn im Wirtschaftsbereich in einer Platzhirschsituation. Nun haben wir zwar die längste Tradition in der Region und mit dem Studiengang Betriebswirtschaft und Unternehmensführung die „Mutter aller Betriebswirtschaften“ in Heilbronn. Ein Leuchtturm seit über 50 Jahren mit den besten Rankingergebnissen, die in Deutschland zu bekommen sind. Mit unseren Mastern in der Heilbronn University Graduate School (HUGS) sind wir nicht nur in deutschen Rankings ganz vorne, sondern erfüllen auch die anspruchsvollsten Kriterien der AACSB-Akkreditierung. Bislang brauchten wir uns daher wenig Gedanken zu machen, die Bewerber*innen kamen aufgrund der guten Lehre zu uns. Nun haben wir aber auch sehr starke Mitbewerber auf dem Campus, die in ihren Bildungssektoren ebenfalls zu Allerbesten zählen. Dazu kommt, dass das Wachstum der letzten Jahre landesweit zu Überkapazitäten an Studierendenplätzen geführt hat, denen aktuell keine Sondereffekte wie im Jahr 2012 mit dem doppelten Abiturjahrgang oder geburtenstarke Abiturjahrgänge mehr entgegenstehen. Wir haben also gleichzeitig rückgehendes Bewerberpotenzial und eine intensivere Wettbewerbslandschaft. Als Stratege sind dies wichtige Punkte, die Veränderungs- und Entwicklungspotenzial mit sich bringen. Wir stellen uns proaktiv den Wettbewerbsbedingungen, damit wir auch in vier Jahren unsere gute Position weiter ausgebaut haben.

    Welche Pläne haben Sie in Bezug auf die Forschung in Ihrer Fakultät?

    Antwort:
    Forschung und Lehre hängen unabdingbar zusammen. Wir haben hier in den letzten Jahren schon Beachtliches erreicht. Ich erwähne z.B. das LOGWERT Institut, das Prof. Dr. Bernecker aufgebaut hat und das sich einen hervorragenden Ruf durch tolle Projekte im Logistik und Mobilitätsumfeld erworben hat. Hier werden wir so weiter machen und mit mehreren Schultern und Köpfen in diesem spannenden Umfeld weiter forschen. Prof. Dr. Jens Hujer wird dort der nächste Forschungsprofessor der Fakultät. Im Bereich der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz ist die Fakultät ebenfalls sehr forschungsstark. Wir wirken an der KI-School mit und fokussieren uns auf betriebswirtschaftliche Anwendungsfelder – ein schier unerschöpfliches Forschungsgebiet in dem auch viele Kollegen aktiv sind. Hier erwähne ich Prof. Dr. Lanquion als Forschungsprofessor und auch Prof. Dr. Beckmann mit sehr starkem Transferfokus im DigiHub der Region.
    Ein weiteres Beispiel ist die Innovations- und Entrepreneurship Forschung, wo ein Multi-Millionen Forschungsprojekt INDUKO interdisziplinär forscht. Darüber hinaus gibt es viele Aktivitäten in allen möglichen betriebswirtschaftlichen Bereichen, mit Bezug auf Familienunternehmen, mit internationalen Partnern und häufig mit starkem Bezug zu unserer Region. Anwendungsbezogene Forschung ist wichtig für aktuelle Lehre. Schließlich wollen wir mit kooperativen Promotionen und wohl bald auch eigenem Promotionsweg für junge Forscher*innen noch attraktiver sein.

    Das Eingeständnis der Unwissenheit. Die moderne Wissenschaft ist bereit zuzugeben, dass sie nicht alles weiß. Mehr noch, sie geht davon aus, dass alles, was wir zu wissen glauben, durch neue Erkenntnisse widerlegt werden kann. Es gibt keine Theorie, die nicht hinterfragt werden kann. Teilen Sie diese Thesen?

    Antwort:
    Ja unbedingt. Die Welt um uns herum verändert sich rasant. Manche sprechen von der VUKA Welt. Wenn wir nur an die Digitalisierung, die Veränderungen aus der Coronazeit, die Klimaherausforderungen oder nun an die Russlandkrise denken, dann ist vieles auf den Prüfstand zu stellen. Wollen wir relevant bleiben, so muss vieles Neu gedacht, Bewährtes überprüft und viel erforscht werden. Bei dem Tempo in dem die Welt sich ändert, wird es immer unmöglicher alles wissen zu wollen. Wir werden auch mehr in experimentellen, agilen Vorgehensweisen denken. Klare Grenzen zwischen bekannt und unbekannt, schwarz und weiß wird es kaum mehr geben. Wir müssen also nicht nur im Bereich des Bekannten, sondern auch den Umgang mit Ungewissheit und auch den mit Krise lernen und lehren.

    Der Erwerb neuer Fähigkeiten. Die moderne Wissenschaft gibt sich darüber hinaus nicht damit zufrieden, nur Theorien aufzustellen. Sie nutzt diese Theorien, um neue Fähigkeiten zu erwerben und vor allem neue Technologien zu entwickeln. Eine wichtige Hauptaufgabe einer Hochschule für angewandte Wissenschaften, neben Forschung und Lehre ist es, Akzente im Bereich – Third Mission – zu setzen. Wo sehen Sie dort Schwerpunkte für Ihre Arbeit? Wie wichtig ist es Ihnen in die Interaktion mit der Gesellschaft zu gehen?

    Antwort:
    Die Third Mission steht zurecht in unserem Pflichtenheft. Für unsere Masterstudiengänge haben wir das in einem intensiven Diskussionsprozess so präzisiert, dass wir verantwortungsvolle Persönlichkeiten entwickeln, die potenzielle Führungskräfte sind. Das bedeutet nicht ausschließlich „knallharte“ Betriebswirtschaftler fachlich top auszubilden, sondern wir denken an mündige, kritisch denkende offene Geister die sich selbst und die Welt um sie herum reflektieren und zum Positiven verändern. Darum kümmern wir uns intensiv. Ein Ziel ist es z.B. so vielen wie möglich eine internationale Erfahrung zu ermöglichen, das verändert die Weltsicht und die Persönlichkeit. Auch andere Persönlichkeits- und Teamentwicklungsveranstaltungen haben wir in allen unseren Curricula verankert. Wir greifen auch gesellschaftliche Fragen auf und fordern konkret zum Handeln auf. So hat z.B., zu Beginn der Corona Pandemie beachtliches Engagement unserer Studierenden in vielen Projekten dazu beigetragen, die Krise besser zu meistern. Gleiches erleben wir aktuell im anpackenden Umgang mit den Folgen der Ukraine-Tragödie.

    Es ist bekannt, wie wichtig Ihnen Ihre Aufgabe als dozierender Professor ist. Fällt es Ihnen dann jetzt nicht schwer, in puncto Lehre durch die neue Verantwortung als Dekan kürzerzutreten?

    Antwort:
    Ja das fällt mir sehr schwer. In erster Linie bin ich Hochschullehrer mit Leidenschaft und möchte das auch bleiben. Allerdings sehe ich wie es zunehmend Terminkonflikte zwischen Lehre und Funktion gibt. Ich möchte aber sowohl im Bachelor Grundstudium, im Hauptstudium und auch im Master in der Lehre weiter aktiv bleiben, um zu sehen, zu spüren wo der Schuh drückt. An einer Hochschule sollten alle auch in der Lehre aktiv sein. Die Verantwortung liegt ja auch nicht ausschließlich bei mir, sondern wir sind ein starkes Team in der erweiterten Dekanatsleitung in der Fakultät und ein starkes Team mit dem Rektorat in der Rolle als Mitglied der erweiterten Hochschulleitung. Aktuell haben wir stürmische Zeiten, vieles muss sich noch einspielen und Schwerpunkte müssen gesetzt werden. Ich arbeite daran, aber Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Das fällt nicht immer leicht, ich bin von Natur aus ungeduldig und neugierig, aber auch nicht mehr der jugendliche Ungestüme. Es ist nun die Aufgabe die wichtigen Dinge in der richtigen Reihenfolge anzugehen und dabei die richtige Balance auch zwischen Beruf- und Privatleben, das mir ebenfalls sehr wichtig ist, zu wahren. Es gilt eine glaubwürdige Balance zu leben und nicht nur von Work-Life Balance zu reden.

    Welche Impulse dürfen Ihren Studierenden erwarten?

    Antwort:
    Sie dürfen erwarten gefördert und aber auch gefordert zu werden. Es ist wichtig, dass die Studienzeit eine gute Zeit ist, in der die Studierenden sowohl fachlich wie auch persönlich wachsen. Wichtig ist mir, dass wie sie bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten. Wenn die Studierenden in ein paar Jahren nach dem Studium sagen, dass Studieren an der Fakultät ihnen persönlich und beruflich eine gute Entwicklung ermöglicht hat, dann haben wir alles richtig gemacht. Dafür kann und muss es im Studium auch mal anstrengend werden, es gehört dazu an die Grenzen gebracht zu werden, und zu wachsen, wenn Grenzen überwunden werden.

    Was würde Sie zufrieden und vielleicht auch glücklich machen, wenn Sie in vier Jahren ein Fazit Ihrer Zeit als Dekan ziehen?

    Antwort:
    Ich werde dann zufrieden zurückblicken, wenn wir in einem kollegialen Umfeld unsere Arbeit bestmöglich machen können, um auf diese Weise viele Absolvent*innen hervorbringen, die ihren Weg machen und in ihren Rollen die Welt weiterbringen. Auch wenn der Impact der Fakultät in Form von Forschungsergebnissen in die akademische Welt, aber insbesondere in die Praxis wirksam wird. Und wenn wir uns im Wettbewerb als die „Heilbronner Wirtschaft“ noch sichtbarer machen – am Bildungscampus sind wir zusammen mit der Schwesterfakultät die zweitgrößte Wirtschaftseinheit in „the Länd“. Das wollen wir auch bleiben, als solche wahrgenommen werden und vielleicht sogar noch einen Platz auf der Leiter weiter klettern. Auf jeden Fall in dieser Wettbewerbssituation nicht zurückfallen!

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    Hochschule Heilbronn – Kompetenz in Technik, Wirtschaft und Informatik
    Mit ca. 8.000 Studierenden ist die Hochschule Heilbronn eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Ihr Kompetenz-Schwerpunkt liegt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. An vier Standorten in Heilbronn, Heilbronn-Sontheim, Künzelsau und Schwäbisch Hall bietet die Hochschule mehr als 50 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Die Hochschule pflegt enge Kooperationen mit Unternehmen aus der Region und ist dadurch in Lehre, Forschung und Praxis stark vernetzt.

    Pressekontakt:
    Torsten Robert, Leiter Öffentlichkeitsarbeit & Pressesprecher,
    Telefon: 07131-504-499, E-Mail: presse@hs-heilbronn.de,
    Internet: http://www.hs-heilbronn.de


    Bilder

    Professor Ralf Dillerup ist neuer Dekan der HHN-Fakultät Wirtschaft und Verkehr.
    Professor Ralf Dillerup ist neuer Dekan der HHN-Fakultät Wirtschaft und Verkehr.


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Wirtschaft
    überregional
    Personalia, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Professor Ralf Dillerup ist neuer Dekan der HHN-Fakultät Wirtschaft und Verkehr.


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