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26.09.2022 10:08

Abschlusssymposium des NUM-Projekts egePan Unimed

Holger Ostermeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Das Netzwerk Universitätsmedizin wurde im März 2020 als Reaktion der Universitätsmedizin auf die COVID-19 Pandemie durch u.a. die Charité Universitätsmedizin ins Leben gerufen und hat sich in 13 Teilprojekten einer schnellen Reaktion der universitätsmedizinischen Wissenschaft auf die Pandemie und Umsetzung der Erkenntnisse in die Praxis verschrieben.

Das Teilprojekt Entwicklung, Testung und Implementierung von regional adaptiven Versorgungsstrukturen und Prozessen für ein evidenzgeleitetes Pandemiemanagement koordiniert durch die Universitätsmedizin (egePan Unimed) wurde durch das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Leitung Prof. Dr. Jochen Schmitt, und das Universitätsklinikum Frankfurt, Leitung Dr. Michael von Wagner, geführt, weiterhin waren 24 Universitätsklinika aus Deutschland beteiligt. egePan Unimed hat das Ziel verfolgt, Versorgungsstrukturen für ein Pandemiemanagement entlang eines prototypischen Versorgungspfads der Universitätsmedizin zu entwickeln. Hierbei wurde ein Prozess zur schrittweisen Erforschung der Strukturen und Maßnahmen umgesetzt, um daraus evidenzgeleitete Handlungsempfehlungen für das Pandemiemanagement abzuleiten.
Im Zentrum steht der Gedanke einer „Pandemic Preparedness“ mit einer durch die Universitätsmedizin vorgehaltenen Struktur, die regional adaptierbare evidenzgeleitete Versorgungsstrukturen verinnerlicht.

Am 27. September 2022 (14:00 bis 19 Uhr) stellt das Projekt seine Ergebnisse aus eineinhalb Jahren intensiver Forschung und Netzwerkbildung in den Räumlichkeiten der Kaiserin Friedrich-Stiftung in Berlin sowohl einem Fachpublikum als auch der interessierten Öffentlichkeit vor.
Das Symposium findet als hybrides Format statt. Eine Teilnahme vor Ort ist nur nach Voranmeldung bei Herrn Lorenz Harst (Projektkoordination, lorenz.harst@ukdd.de) möglich. Eine Online-Teilnahme ist über Zoom auch möglich. Wir bitten auch hier um Anmeldung:
https://us06web.zoom.us/j/83460241555?pwd=UGNHWC94R1lDSkpNZ2VDMGkyUTVXZz09

Im Abschlusssymposium werden die beiden Hauptergebnisse und die in den einzelnen Arbeitsergebnissen erarbeiteten Teilergebnisse vorgestellt. Die Spannbreite der Arbeitsschwerpunkte für ein prototypisches Pandemiemanagement umfasste dabei das Feld der Datenerschließung für die Pandemiesteuerung, über die stationäre und ambulante Versorgung und deren Zusammenspiel, die Entwicklung von validen Vorhersagemodellen zur Versorgungssteuerung, das Ressourcenmanagement im Krankenhaus von der akutmedizinischen Versorgung über telemedizinische Anbindungsansätze bis zum App-basierten Home-Monitoring. Weiterhin wurden Themen der Risikostratifizierung der COVID-19 Patientinnen und Patienten, die durch einen schweren Verlauf mit intensivmedizinischen Behandlung konfrontiert waren, ohne dass gesicherte Prognosen für das Auftreten solcher schweren Verläufe vorgelegen hätten. Auch ethische Aspekte zur Entscheidungsfindung einer Versorgung unter Pandemiebedingungen wurden beleuchtet und Strukturen eines Qualitäts- und Risikomanagements erarbeitet.

„Die Pandemie hat es notwendig gemacht, dass innerhalb des Gesundheitssystems und insbesondere zwischen den Kliniken ein neues Maß an Koordination und Kooperation realisiert wurde. Grundlage dafür war eine strukturierte Datenerfassung, Auswertung und die Entwicklung von Prognosemodellen. Für diese und weitere relevante Felder hat egePan Unimed wichtige Beiträge geleistet, die über die aktuelle Pandemie hinaus Bedeutung haben“, erklärt Prof. Jürgen Graf, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Frankfurt. „In Hessen haben wir mit dem Planungsstab Stationäre Versorgung des Hessischen Sozialministeriums eine sehr funktionale Struktur für die Koordination der Kliniken geschaffen. Hier sind die Prognosemodelle von egePan Unimed eingeflossen und hatten damit einen ganz praktischen Nutzen in der Pandemiebewältigung – als ein konkretes Beispiel.“

„Wir freuen uns sehr, mit unserer Expertise und den gesammelten Erfahrungen aus über zwei Jahren Pandemie an einem weiteren wichtigen Projekt mitarbeiten zu können, das wichtige Lehren aus der Corona-Pandemie zum Wohle der Patientenversorgung und des Gesundheitssystems zieht“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum Dresden. „In den vergangenen Jahren haben wir als Hochschulmedizin Dresden wesentliche Instrumente des Pandemiemanagements entwickelt und etablieren können und waren in vielerlei Hinsicht Vorreiter. Hier ist und war es uns immer ein besonderes Anliegen, voneinander zu lernen und vorliegende Daten zu nutzen. Unser Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) ist hier mit seiner Expertise ein wichtiger Partner.“

Herausforderung durch die COVID-19 Pandemie
Die COVID-19-Pandemie hat als erste Pandemie seit 100 Jahren Gesundheitssysteme weltweit vor ungekannte Herausforderungen gestellt und u.a. in Deutschland das Gesundheitssystem mit seinen ambulanten Strukturen, den Öffentlichen Gesundheitsdienst, den stationären Sektor und Stakeholder auf politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene einer extremen Belastung unterworfen.

In Folge dessen mussten einerseits in nahezu allen Krankenhäusern in Deutschland Bettenkapazitäten zuungunsten der Behandlung anderer Patientinnen und Patienten, meist mit chronischen Erkrankungen, für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit schweren COVID-Verläufen vorgehalten, andererseits Personalressourcen rasch erhöht werden, um die Versorgung intensivpflichtiger Patientinnen und Patienten sicherstellen zu können. Folgen waren die Verschiebung und/oder Absage sogenannter elektiver Eingriffe. Im ambulanten Sektor wurde in einigen Bundesländern durch die KV sog. COVID-19 Schwerpunktpraxen aufgebaut, um leichtere Erkrankungen effektiv versorgen zu können.

Prototypische Pandemic Preparedness-Infrastruktur (Primärergebnis A):
Die Basis des Konzepts von egePan Unimed bildet ein prototypischer Behandlungspfad. Den Rahmen bildet, ganz im Sinne der Value-based Healthcare, die regional abgestimmte stationäre Versorgung, bei der die Universitätsklinika eine zentrale, zumeist koordinierende Rolle einnehmen. Zur Aufrechterhaltung dieser inkrementellen Strukturen tragen Maßnahmen zur Sicherstellung der Arbeitsfähigkeit der Mitarbeitenden im stationären Sektor (Hygienemaßnahmen ebenso wie psychosoziale Interventionen) genauso bei, wie novellierte Prozesse in der prä- und poststationären sowie ambulanten Versorgung. Eingebettet in die stationäre Versorgung sind Maßnahmen zur Ressourcensteuerung, die wiederum die Gesundheit der Mitarbeitenden und zudem die Sicherstellung der Versorgung chronisch kranker Patientinnen und Patienten in pandemischen Zeiten umfassen. Letzteres ist in den Use Cases für die onkologische und psychologische Versorgung exemplarisch abgebildet. Digitale Anwendungen für die Aufrechterhaltung der intensivmedizinischen Versorgung zwischen Universitätskliniken und regionalen Versorgern leisten ebenso einen Beitrag zur stationären Versorgung. Wirksame Maßnahmen zur Sicherstellung der stationären Versorgung in pandemischen Zeiten sind in Qualitätsindikatoren kodifiziert.

Eng verknüpft mit dem stationären Ressourcenmanagement und ebenso essentiell für die Sicherstellung der stationären Versorgung im Ganzen sind adaptierte Strukturen in der ambulanten Versorgung. Hierbei stehen Maßnahmen zur Verbesserung der prästationären Notfallversorgung im Vordergrund, da sie helfen können, die zentralen Notaufnahmen ebenso wie die Normalstation der stationären Versorgung zu entlasten. Zur Adaption der ambulanten Versorgung gehören auch Maßnahmen zu deren Entlastung im Sinne des Infektionsschutzes, etwa durch den Einsatz von Telemonitoring-Anwendungen.

Für die Versorgungsplanung und das Ressourcenmanagement sind Prognosemodelle ebenso handlungsleitend wie eine datenbasierte Risikostratifizierung. Die Verfügbachmachung, Aufbereitung und Analyse verfügbarer Routinedaten aus dem Gesundheitssystem, aus dem stationären ebenso wie aus dem ambulanten Sektor, sind die Grundvoraussetzungen für die Funktionsfähigkeit von Prognosemodellen und Modellen zur Risikostratifizierung.

Abbildung 1 verdeutlicht das Zusammenwirken der einzelnen Arbeitspakete mit Fokussierung auf den stationären Sektor der Universitätsmedizin.
Im Frühwarnsystem greifen der Öffentliche Gesundheitsdienst, Teststrategien, internationale Erfahrungen und sozioökonomischen Auswirkungen (z.B. Lockdown/Impfstrategie etc.) ineinander.

In Rückkopplung wirkt sich die Planung und Verfügbarkeit von Versorgungsressourcen auf das öffentliche Leben und den darin eingebetteten Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aus.
Konzept zur Evidenzgenerierung in pandemischen Zeiten (Primärergebnis B):
Zwischen den regional abgestimmten stationären Versorgungsstrukturen und dem Wissenschaftssystem besteht ein kontinuierlicher Interkations- und Translationsprozess. In ständiger Interaktion und Translation steht die Evidenzsynthese (Primärergebnis B, s.u.) zur Generierung des notwendigen Wissens, ohne diese gesellschaftlichen Maßnahmen und klinische Versorgung nicht an die sich ändernde pandemische Lage zeitgerecht adaptieren werden kann.

Hierbei gilt es zum einen, verfügbare Evidenz zu generieren und für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger so aufzubereiten, dass sie für Maßnahmen des Pandemiemanagements und in der Dynamik einer Pandemie zeitnah handlungsleitend sein können. Zum anderen gilt es, die internationalen Erfahrungen strukturiert und mit demselben Ziel aufzubereiten und die Auswirkungen der getroffenen Maßnahmen auch hinsichtlich ihrer soziologischen, gesellschaftlichen und politisch handlungsrelevanten Auswirkungen zu betrachten. Mittels Routinedaten des ambulanten und stationären Sektors und aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst können Erkrankungsrisiken und Prognosen zum Kapazitätsbedarf erschlossen und wichtige planerische Maßnahmen in den Krankenhäusern vorgenommen werden. Diese prognostizierten Belastungsszenarien beeinflussen den reaktiven Kern der Versorgung (Reaktionsmodell), anhand dessen das Ressourcenmanagement (Betten-, Personalplanung, Operationen etc.) vorgenommen werden kann.

Ein Konzept für die Beantwortung von drängenden Anfragen aus Politik und Gesellschaft und demnach für die die Generierung von Evidenz in Zeiten eines unklaren bzw. qualitativ heterogenen Forschungsstands ist in Abbildung 2 visualisiert.

Zudem wurde ein Katalog an Empfehlungen für die Aufrechterhaltung der stationären und ambulanten Gesundheitsversorgung entwickelt, der bei Bedarf bei der Projektkoordination angefragt werden kann: lorenz.harst@ukdd.de.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Lorenz Harst M.A.
Task Force Manager Nationales Forschungsnetzwerk Universitätsmedizin
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden
Postanschrift: Fetscherstraße 74, 01307 Dresden
Tel.: +49 351 3177 223; Fax: +49 351 3177 170
E-Mail: lorenz.harst@tu-dresden.de

Timm Weber M.A.
Programmmanager Digitales Universitätsklinikum Frankfurt
Task Force Manager Nationales Forschungsnetzwerk Universitätsmedizin
Stabsstelle Medizinische Informationssysteme und Digitalisierung
Universitätsklinikum Frankfurt
Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt
Tel.: +49 69 6301 80783
Mail: timm.weber@kgu.de


Bilder

Ergänzung vom 27.09.2022

Das Projekt wurde im Rahmen des NUM vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 8.939.708 € gefördert.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch


 

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