372/97 27. November 1997
Mit einer Million Mark fördert die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe den Aufbau einer "Schlaganfall-Datenbank". Das Konzept für die umfassende, in Europa bislang einzigartige Erhebung entstand an der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Essener Universitätsklinikums.
Ein Herzinfarkt kündigt sich durch Schmerzen an, ein Schlaganfall kommt unbemerkt. Urplötzlich setzt die heimtückische Durchblutungsstörung in den Gefäßen bestimmte Zonen des Gehirns matt, und spiegelbildlich zeigt sich der Ausfall im Körper des Kranken: Lähmungserscheinungen, Störungen des Bewegungsapparates, des Sprachvermögens, der Hör- oder Sehfähigkeit. Schlaganfall. Eine heimtückische und eine Volkskrankheit, aber zuverlässige Daten über ihre Verbreitung, ihren Verlauf und die Sterblichkeitsrate gibt es in Deutschland und in ganz Europa kaum, stattdessen zahlreiche vage Einschätzungen, die auf einer breiten Palette schwanken. "Amerika", sagt in der Neurologischen Klinik des Essener Klinikums Dr. Claudia Eichten, "ist uns hier um Jahre voraus".
Als die Ärztin deshalb zusammen mit einem Kollegen begann, sie interessierende Daten über die Verbreitung der Krankheit, über Neuerkrankungen und Mortalität zu sammeln, reagierten viele andere Kliniken mit Beifall, und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe initiierte und finanzierte - unterstützt von den pharmazeutischen Unternehmen Janssen-Cilag, Sanofi Winthrop, Schering AG und Thomae - ein Projekt, das erstmalig für ganz Deutschland repräsentative, epidemiologische und medizinische Daten über den Schlaganfall liefern soll. An der Erhebung sind 45 Kliniken zur Akutversorgung beteiligt, erste Daten sollen Mitte nächsten Jahres vorliegen.
In der Essener Neurologischen Klinik sind neben den Ärzten Dr. Claudia Eichten und Dr. Christian Weimar eine Dokumentationsassistentin und drei Studentische Hilfskräfte mit dem Aufbau der Datenbank befaßt. Als Projektmanager fungieren Klinikdirektor Professor Hans Christoph Diener und der Chefarzt der Neurologie am Klinikum Minden, Professor Otto Busse. Sie alle erhoffen sich aus der in drei Teilprojekte gegliederten Untersuchung fundierte Aufschlüsse über die vielfältigen Ursachen, die zu einem Schlaganfall führen können, über die Symptome, die auf ihn hinweisen, und über den Verlauf der Krankheit, aber auch über die verschiedenen Behandlungsformen und ihre Erfolge.
Zum Aufbau der von Dr. Christian Weimar betreuten "Medizinischen Datenbank" tragen die 18 deutschen Kliniken bei, die über eine anerkannte "Stroke Unit" zur Akut-Versorgung der Kranken verfügen. Die Essener Neurologie gehört dazu. Auf standardisierten Fragebögen machen die Kliniken Angaben über die individuellen Ursachen, die jeweils zum Schlaganfall geführt haben, über Pathogenese, Diagnostik und Behandlungsmethoden, über die Art der Akut- und Sekundärversorgung. Mindestens ein Jahr lang werden die Patienten nach der Diagnose des Schlaganfalls noch beobachtet, die Ergebnisse notiert.
Das Teilprojekt "Epi-Stroke" hat eine möglichst repräsentative Erfassung der Zeitabläufe und der Verzögerungsfaktoren beim Umgang mit der Krankheit - sowohl vor der Einlieferung des Patienten ins Krankenhaus als auch innerhalb der Klinik - zum Ziel. "Patienten bleiben in Notaufnahmen liegen; dabei ist ihre Versorgung ohne jeden Zeitverlust entscheidend für den Erfolg der Therapie", sagt Claudia Eichten. Ein Schlaganfall ist nur schwer zu diagnostizieren, und wirklich zuverlässig kann nur ein im Umgang mit Schlaganfall-Patienten erfahrener Arzt feststellen, wo im Gehirn er sich ereignet hat.
"Kosten-Nutzen-Analyse" - das ist in Gütersloh das Stichwort für den Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, Andreas Kottmeier, und in Essen für Claudia Eichten. Sie wird Art, Umfang, Erfolge und Kosten der Therapie- und Rehabilitationsmaßnahmen im Einzelfall untersuchen. Neben Universitätskliniken mit und ohne Stroke Unit werden insbesondere internistische und geriatrische Kliniken in diese Analyse einbezogen, um langfristig Prognosen über die Effektivität der in Personal- und Geräteausstattung so unterschiedlichen Einrichtungen zu stellen. Das ist keine kalt-kalkulierende, sondern eine im Patienten-Interesse gestellte Frage. Was kostet seine Behandlung? Denn es gibt ein Budget, das die Krankenkassen für die Versorgung des Schlaganfalls zur Verfügung stellen. Und das muß man so sinnvoll ausgeben können wie irgend möglich.
Redaktion: Monika Rögge, Telefon: (02 01) 1 83-20 85 Weitere Informationen: Dr. Claudia Eichten, Telefon: (02 01) 7 23-21 71 Universität GH Essen
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
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Deutsch
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