idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
06.10.2022 11:27

Bankenaufsicht priorisiert IT-Sicherheit neben Nachhaltigkeit weiterhin hoch

Anita Pützer Stabsbereich Kommunikation und Marketing
Hochschule für Finanzwirtschaft & Management

    Kreditrisiken und Nachhaltigkeit, aber vor allem das Management von IT-Risiken gehören zu den Top-Themen 2023 der Bankenaufsicht. Indes beobachten die Aufsichtsbehörden die aktuelle wirtschaftliche Situation und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Kreditwirtschaft sehr genau. Auf dem 8. Symposium ‚Bankenaufsicht‘ der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM) traf Fachpublikum auf Referenten u.a. der Deutschen Bundesbank, EZB und der BaFin.

    Die Herausforderungen für Kreditinstitute und ihre Kundinnen und Kunden haben in diesem Jahr noch einmal zugenommen. Nachdem die deutsche Wirtschaft die Corona-Pandemie auch dank staatlicher Hilfen und Sonderregelungen relativ gut bewältigt zu haben scheint, führen nunmehr Ukraine-Krieg, gestörte Lieferketten, Inflation sowie der Anstieg von Energiepreisen und Zinsen zu hohen Belastungen. Zur ‚Lagebesprechung‘ vor diesem Hintergrund trafen auf dem 8. Symposium Bankenaufsicht der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM) knapp 60 Fach- und Führungskräfte von Banken und Sparkassen auf hochkarätige Referentinnen und Referenten der Aufsicht und Finanzwissenschaft.

    Was jetzt auf die Bankenwelt zukommt, skizzierte Prof. Dr. Anne Böhm-Dries, Inhaberin der Professur für Banksteuerung an der HFM: „Aufgrund der Eintrübung der wirtschaftlichen Entwicklung und der gestiegenen Preise könnten die Kreditausfälle bei Firmen- und Privatkunden steigen. Der Zinsanstieg dürfte zwar mittelfristig das Zinsergebnis stabilisieren bzw. verbessern, könnte sich kurzfristig allerdings bei einigen Kreditinstituten ergebnismindernd auswirken.“ Die Bankenaufseher haben in dieser Situation eine wichtige Rolle und beobachten die Entwicklungen genau, um rechtzeitig und flexibel zu reagieren.

    LSI-Stresstest: BaFin und Deutsche Bundesbank sehen kompensierende Ertragschancen

    Auch wenn im aktuellen LSI-Stresstest die neuen negativen Entwicklungen per Konstruktion nicht berücksichtigt wurden, kann aus den jüngst veröffentlichten Ergebnissen abgelesen werden, dass die deutschen Institute überwiegend mit einer guten Kapitalausstattung in den erwarteten wirtschaftlichen Abschwung gehen. Dies trifft nach Analysen der Europäischen Zentralbank (EZB) auch auf die großen, systemrelevanten Institute (SI) zu, für die sie die direkte Beaufsichtigung ausübt.

    Der LSI-Stresstest zeigt, dass sich der unterstellte und mittlerweile teils realisierte Zinsanstieg kurzfristig belastend auf die Institute auswirkt, aber mittelfristig zu mehr Rentabilität führen wird. Diese Ertragschancen können Risiken aus dem schwierigen makroökonomischen Umfeld, wie Energiepreise und Lieferkettenengpässe, ausgleichen.
    Aufgrund der guten Kapitalausstattung erwarten BaFin und Deutsche Bundesbank aktuell keine Kreditklemme. Daher soll auch an der Einführung des antizyklischen Kapitalpuffers und des systemischen Kapitalpuffers für Wohnimmobilienkredite im nächsten Jahr festgehalten werden.

    IT-Sicherheit hat weiterhin hohe Priorität bei der Aufsicht

    Mit der zunehmenden Digitalisierung der Geschäftsabläufe wird die IT-Sicherheit und damit die Reduzierung von IT-Risiken immer wichtiger. „Kreditinstitute sollten sich darauf einstellen, dass verstärkt diejenigen Digitalisierungsstrategien im Fokus der Aufsichtsbehörden bei der Geschäftsmodellanalyse liegen, welche zu einer besseren Kosteneffizienz und Profitabilität führen,“ erklärt Böhm-Dries.

    Überdies sind das Informationssicherheits-Management wie auch das Informationsrisiko-Management derzeit Prüfungsschwerpunkte bei den IT-Prüfungen von BaFin und Deutscher Bundesbank. Insbesondere die nach der BAIT einzurichtende Stelle des oder der Informationssicherheitsbeauftragten (ISB) spielt eine herausragende Rolle zur Einhaltung der Informationssicherheit. Dieser Position sollte daher ausreichend Personal und eine tragende Bedeutung zugewiesen werden. Die Auslagerung dieser Funktion ist unter bestimmten Voraussetzungen nur für sehr kleine Institute möglich.

    „Um sich dahingehend zu rüsten und ohnehin IT-mäßig sicher aufzustellen ist u.a. geschultes Fachpersonal im eigenen Haus essenziell für den Fortbestand der ‚sicheren Bank‘. Insbesondere die Expertise des oder der Informationssicherheitsbeauftragten (ISB) ist wesentlich und er oder sie sollte recht weit oben in den Organisationsstrukturen angesiedelt sein“, resümiert Prof. Dr. Anja Schulz, Inhaberin der Professur für Bankenregulierung an der HFM.

    Mit dem geplanten Digital Operational Resilience Act (DORA) sind auf europäischer Ebene Neuregelungen in der Pipeline. Da er u.a. im Vergleich zur BAIT konkretere Vorgaben enthält, werden derzeit bestehende Ermessensspielräume von Instituten und Aufsehern reduziert. Diese EU-Verordnung soll im 1. Quartal 2023 im Europäischen Gesetzblatt veröffentlicht werden und zwei Jahre später in Kraft treten.

    Aktuelles aus der 7. MaRisk-Novelle

    Neben der Umsetzung der EBA-Leitlinie für die Kreditvergabe und Überwachung soll in der veröffentlichten 7. MaRisk-Novelle dem in den letzten Jahren wachsenden Immobilien(eigen)geschäft der Institute ein Regelungsrahmen gegeben werden. Hierbei überträgt die BaFin überwiegend Vorgaben, die bereits für Kredite gelten, in das neue, für Immobiliengeschäfte anzuwendende Modul BTO 3.

    Weiterhin enthält die MaRisk erstmals explizite Vorgaben zur Behandlung von Nachhaltigkeitsrisiken in Deutschland. „Institute sollten ihre Anstrengungen zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement sowie zu deren Quantifizierung entsprechend verstärken“, rät Schulz abschließend den Verantwortlichen in den Finanzinstituten.

    Das Symposium ‚Bankenaufsicht‘ findet einmal im Jahr statt. Die nächste Ausgabe ist im Herbst 2023 geplant.

    Die Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM) ist eine private, staatlich anerkannte Hochschule mit Sitz in Bonn und versteht sich als Kompetenzzentrum für den Führungskräftenach-wuchs der Finanzwirtschaft. Alle ausbildungs- und berufsbegleitenden Studiengänge führen das Qualitätssiegel des Akkreditierungsrates. Der enge Austausch mit Finanzdienstleitungsunternehmen gewährleistet eine zukunftsfähige Fach- und Führungskräftequalifizierung durch die Bachelor- und Master-Studiengänge aber vor allem auch durch vielfältige wissenschaftliche Weiterbildungsangebote. Somit versteht sich die HFM als Ort des lebenslangen Lernens für Finanzdienstleister. www.s-hochschule.de

    Pressekontakt:
    Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM)
    Anita Pützer, Public Relations Managerin, 0228/204-9956 | anita.puetzer@s-hochschule.de


    Weitere Informationen:

    http://www.s-hochschule.de/symposium-bankenaufsicht Rückblick: Vorträge und Referierende des Symposiums ‚Bankenaufsicht‘ vom 29.09.2022


    Bilder

    Auf dem 8. Symposium "Bankenaufsicht" der HFM in Bonn
    Auf dem 8. Symposium "Bankenaufsicht" der HFM in Bonn

    HFM


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter
    Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Auf dem 8. Symposium "Bankenaufsicht" der HFM in Bonn


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).