idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
07.10.2022 10:56

Der Klimawandel machte die Sommerdürren 2022 wahrscheinlicher

Peter Rüegg Hochschulkommunikation
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)

    Hohe Temperaturen, angeheizt durch den Klimawandel, trockneten in diesem Sommer die Böden in Europa und der nördlichen Hemisphäre ausserhalb der Tropen aus. Zu diesem Schluss kommt ein Team von Klimaforschenden unter der Leitung der ETH Zürich im Namen der World Weather Attribution Group.

    Der Sommer 2022 auf der Nordhalbkugel war einer der wärmsten, die jemals in Europa aufgezeichnet wurden, mit über 24 000 hitzebedingten Todesfällen. Auch in Teilen Chinas und Nordamerikas kam es zu heftigen Hitzewellen. Zudem war er sehr trocken. Die daraus resultierenden Dürren verursachten weit verbreitete Wasserknappheit, Waldbrände und Ernteausfälle. Die Lebensmittelpreise stiegen, die Stromversorgung litt.

    Ein internationales Team von Klimawissenschaftler:innen unter der Leitung der Forschungsgruppe von Sonia Seneviratne, Professorin für Land-Klima-Dynamik an der ETH Zürich, hat nun den möglichen Einfluss des Klimawandels auf dieses extreme Wetterereignis analysiert. Die Studie, die soeben von der World Weather Attribution Group veröffentlicht wurde, kommt zu Schluss, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel die Wahrscheinlichkeit einer solchen Bodentrockenheit in der nördlichen Hemisphäre um mindestens das Zwanzigfache erhöht hat.

    Intensive landwirtschaftliche und ökologische Dürren

    Für ihre Studie analysierten die Kollaboration die Bodenfeuchtigkeit in den Monaten Juni, Juli und August 2022 auf der nördlichen Halbkugel ausserhalb der Tropen. Ein Fokus galt West- und Mitteleuropa, wo eine besonders schwere Dürre herrschte und die Ernteerträge erheblich zurückgingen. Ein Mangel an Feuchte im obersten Meter des Bodens, der so genannten Wurzelzone, in der Pflanzen Wasser aufnehmen, wird als landwirtschaftliche und ökologische Dürre bezeichnet.

    Laut den Forschenden hat der vom Menschen verursachte Klimawandel die Wahrscheinlichkeit von landwirtschaftlichen und ökologischen Dürren auf der Nordhalbkugel um mindestens das Zwanzigfache erhöht. Ihren Berechnungen zufolge sind Dürreverhältnisse wie in diesem Sommer unter den heutigen klimatischen Bedingungen etwa einmal in 20 Jahren zu erwarten. Ohne den Einfluss des Klimawandels – wenn der Mensch den Planeten nicht erwärmt hätte –, wären derartige landwirtschaftliche Dürreverhältnisse in der nördlichen Hemisphäre nur etwa einmal alle 400 Jahre oder weniger zu erwarten.

    In West- und Zentraleuropa hat der Klimawandel die landwirtschaftliche und ökologische Dürre 2022 etwa drei bis vier mal wahrscheinlicher gemacht. Dies bedeutet nicht, dass der Klimawandel Europa weniger beeinflusst hat als die restliche nördliche Hemisphäre; aufgrund der unterschiedlichen Grösse der Regionen lassen sich die Ergebnisse nicht direkt vergleichen.

    «Der Sommer 2022 hat gezeigt, wie der menschgemachte Klimawandel das Risiko landwirtschaftlicher und ökologischer Dürren in dicht besiedelten und landwirtschaftlichen Regionen der nördlichen Hemisphäre erhöht», sagt Seneviratne.

    Menschgemachte Erwärmung als treibende Kraft

    Der stärkste Treiber für das erhöhte landwirtschaftliche und ökologische Dürrerisiko waren steigende Temperaturen, während veränderte Niederschläge relativ unwichtig waren. Der Klimawandel hat die Temperaturen in der gesamten nördlichen Hemisphäre bereits so stark erhöht, dass ein so heisser Sommer wie der diesjährige ohne den Klimawandel praktisch unmöglich gewesen wäre, so die Wissenschaftler:innen.

    «Die Ergebnisse unserer Analyse gewähren uns auch einen Blick auf das, was uns bevorsteht», sagt Dominik Schumacher, Postdoc in Seneviratnes Forschungsgruppe und Erstautor der Studie. «Erwärmt sich die Erde weiter, ist in Zukunft mit noch stärkeren und häufigeren Sommerdürren zu rechnen.»

    «Deshalb müssen wir aus den fossilen Energien aussteigen, wenn wir die Klimabedingungen stabilisieren und eine weitere Verschlimmerung solcher Dürreereignisse vermeiden wollen», schliesst Seneviratne.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Sonia I. Seneviratne, ETH Zürich, Institut für Atmosphäre und Klima

    sonia.seneviratne@ethz.ch


    Originalpublikation:

    Schumacher D, Zachariah M, Otto F, Barnes C, Philip S, Kew S, Vahlberg M, Singh R, Heinrich D, Arrighi J, van Aalst M, Hauser M, Hirschi M, Gudmundsson L, Beaudoing H K, Rodell M, Li S, Yang W, Vecchi GA, Vautard R, Harrington L J and Seneviratne S I. High temperatures exacerbated by climate change made 2022 Northern Hemisphere soil moisture droughts more likely. World Weather Attribution (WWA) (2022), published online 05.10.2022.


    Weitere Informationen:

    http://Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der World Weather Attribution Group, einer internationalen Zusammenarbeit, die den Einfluss des Klimawandels auf extreme Wetterereignisse analysiert und kommuniziert.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).