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17.05.2004 15:41

Besteht eine Bedrohung für Menschen und Menschenaffen durch neue und bekannte Krankheitserreger?

Heidrun Wothe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

    Max-Planck-Institut (MPI) für Evolutionäre Anthropologie & Robert Koch-Institut

    Das Max-Planck-Institut (MPI) für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig und das Robert Koch-Institut haben gemeinsam mit der Wildlife Conservation Society die Erste Internationale Konferenz zum Thema "Krankheiten - die dritte Bedrohung wildlebender Großer Affen" vom 6.-9. Mai 2004 in Leipzig veranstaltet.

    Ein Schwerpunkt der Konferenz, an der etwa 70 Experten aus aller Welt teilnahmen, war die Bedrohung der Menschenaffen durch vom Menschen übertragbare Krankheitserreger. Diskutiert wurden Maßnahmen zum Schutz der wildlebenden Menschenaffen, die durch ökologische und ökonomische Veränderungen immer häufiger mit Menschen in Berührung kommen.

    Ein weiterer wesentlicher Diskussionspunkt der Konferenz war das Auftreten neuer Krankheitserreger. Prof. Reinhard Kurth, der Präsident des Robert Koch-Instituts, weist auf diese Bedrohung hin: "Die fortschreitende Zerstörung der Regenwälder in Afrika und Asien, in denen Menschenaffen leben, und daraus resultierende Klimaveränderungen führen zu dramatischen Veränderungen, die möglicherweise das Auftreten neuer, unbekannter Krankheitserreger in diesen Menschenaffen begünstigen und damit auch ein Risiko für den Menschen bergen."

    Um zu erkennen, ob und welche Änderungen bei Krankheitserregern auftreten, ist eine kontinuierliche Überwachung der Infektionen und Erkrankungen bei wildlebenden Menschenaffen notwendig. Dies schließt ein, dass auch die Bevölkerung, die direkt mit diesen Menschenaffen Kontakt hat, auf Infektionen mit den verschiedenen Erregern untersucht wird. Besonderes Interesse sollte dabei dem Teil der Bevölkerung gewidmet werden, der Umgang mit Fleisch von im Regenwald lebenden Tieren einschließlich Menschenaffen (bushmeat) hat oder durch Verzehr dieses Fleisches mit bekannten oder neuen Krankheitserregern in Kontakt kommen kann. Hierbei sei auf den vermuteten Übertragungsweg des Immunschwächevirus des Affen (SIV) auf den Menschen (HIV) hingewiesen. Das Thema hat insbesondere dadurch an Aktualität gewonnen, dass das Ebolavirus in den vergangenen Jahren von Gorillas auf den Menschen übergegangen ist. Die Experten gehen davon aus, dass bisher mehrere Tausend Gorillas und Schimpansen am Ebolavirus verstorben sind. Dies stellt ein großes Infektionsrisiko für Menschen dar, die mit infizierten Tieren in Kontakt kommen. Dringend mahnte daher das Expertengremium in Nationalparks Afrikas und Asiens eine engmaschige Erfassung und Überwachung der Krankheiten der Menschenaffen und der benachbarten Bevölkerung. Dies kann jedoch nur durch internationale Zusammenarbeit und enge Einbindung der Länder, in denen freilebende Menschenaffenpopulationen vorkommen, erzielt werden.

    Das Robert Koch-Institut kooperiert seit dem Jahr 2001 mit dem Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie zu Fragen der Identifizierung von Krankheitserregern und Aufklärung von Todesfällen bei Schimpansen im Taï-Nationalpark (Elfenbeinküste). Durch die Laboranalyse potenzieller Krankheitserreger zusammen mit der engmaschigen Überwachung und Dokumentation des Verhaltens der Schimpansen, die Auskunft über soziale und sexuelle Kontakte sowie über die Nahrungsaufnahme geben, konnten Übertragungswege aufgeklärt werden. Prof. Christophe Boesch, der Direktor am MPI für Evolutionäre Anthropologie berichtete: "Die Zusammenarbeit des MPI mit dem RKI hat neue Erkenntnisse zum Vorkommen von Krankheitserregern bei Schimpansen erbracht. Mit Sorge sehe ich dabei, dass eng mit humanen Krankheitserregern verwandte Vertreter bei Schimpansen gefunden werden. Die enge Verwandtschaft lässt vermuten, dass eine Übertragung von Erregern zwischen Menschen und Schimpansen erfolgen kann."

    In den vergangenen 20 Jahren sind nahezu jedes Jahr neue Krankheitserreger erstmals beschrieben worden. Dabei beobachtet man zunehmend das Auftreten von Erregern, die ihr Reservoir im Tierreich haben und zu Erkrankungen des Menschen führen (Zoonosen). Die frühzeitige Erkennung solcher Erreger ermöglicht die Einleitung von Maßnahmen, die die Ausbreitung solcher Erreger verhindert bzw. weitgehend einschränkt.

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    Herausgeber:
    Robert Koch-Institut
    Pressestelle
    Nordufer 20
    13353 Berlin

    Tel.: 01888 754 2239
    Fax: 01888 754 2265
    E-Mail: presse@rki.de
    www.rki.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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