FH Bielefeld, Primär-qualifizierendes Pflegestudium: Das HDZ NRW geht „in Vorleistung“ bei der Vergütung der praxisintegriert Studierenden. Die Experten fordern Konzepte für zunehmend akademisch geschultes Pflegepersonal.
„Es kann nicht sein, dass der akademische Nachwuchs vor allem während der Praxisphasen des Pflegestudiums finanziell auf sich gestellt ist“, sagt Christian Siegling, Pflegedirektor am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen. Daher schaffe das HDZ NRW nunmehr seit Beginn des Sommersemesters Fakten und trete als erstes Klinikum in OWL mit einem Vergütungsangebot in Vorleistung – nicht ohne jedoch die Politik aus der Verantwortung zu entlassen. „Es ist höchste Zeit, hier die dringend notwendigen Rahmenbedingungen für verbindliche und einheitliche Standards in der deutschen Pflegelandschaft zu schaffen, die in anderen europäischen Ländern längst selbstverständlich sind. Das sind Aufgaben, die von den Krankenhäusern allein nicht zu lösen sind.“
„Ohne tiefgreifende politische Impulse wird die pflegerische Versorgung in Zukunft noch stärker beeinträchtigt werden“, bekräftigt Änne-Dörte Latteck, Professorin für Pflegewissenschaft am Fachbereich Gesundheit der Fachhochschule Bielefeld. Und stimmt damit wie Siegling mit den Prognosen überein, die anlässlich des jüngsten Deutschen Pflegetages in Berlin geäußert wurden. Es reiche eben leider nicht, die Notwendigkeit zunehmend wissenschaftlich ausgebildeter Pflegefachkräfte angesichts zunehmend komplexer werdender Versorgungsstrukturen anzuerkennen, ohne aktiv die Voraussetzungen für bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen, entsprechende Verdienst- und Karrierepositionen in der Pflege zu schaffen, betonen beide.
Praxisorientierter Studiengang
Bei der konkreten studentischen Ausbildung vor Ort sei umso mehr die enge Zusammenarbeit zwischen der Fachhochschule Bielefeld und dem HDZ NRW zu begrüßen. Das Klinikum verpflichtet sich im Rahmen dieser Premiumpartnerschaft der Förderung des akademischen Nachwuchses und entwickelt zukunftsweisende Konzepte für pflegerische Aufgaben und Verantwortlichkeiten in der klinischen Praxis.
Der achtsemestrige Vollzeitstudiengang an der Fachhochschule Bielefeld ist interessant für künftige Abiturienten und Fachabiturienten. Cara Römer (23) und Meeri Habigtsberg (21) zählten zu den ersten, die sich für das „primär-qualifizierende Pflegestudium“ eingeschrieben und zusätzlich das Angebot einer Anstellung während der Praxisphasen genutzt haben. „Die anerkannte Ausbildung und zugleich den akademischen Abschluss nach acht Semestern in der Tasche zu haben, war schon ein großer Anreiz“, sagen beide. Sie studieren jetzt im fünften Semester. Eine Verpflichtung, nach erfolgreichem Abschluss beim HDZ NRW zu bleiben, besteht nicht. Das praxisorientierte Studium gefällt ihnen gut. Beide möchten sich aber noch nicht festlegen, welche Fachbereiche für ihr Berufsleben nach Studium und Ausbildung interessant werden könnten. „Die Pflege ist so vielfältig, dass wir noch ausgiebig Erfahrungen sammeln möchten“, sagt Meeri Habigtsberg.
Erika Reiswich (21) hat schon im ambulanten Pflegedienst gearbeitet und wird auch die stationäre Langzeitpflege noch kennenlernen. Zurzeit studiert sie im dritten Semester. Für die Fachhochschule hat sie an der Produktion eines Videos mitgewirkt, mit dem man weitere Studierende gewinnen möchte. „Spätestens in der Pandemie sollte klar geworden sein, wie wichtig die Pflegeberufe sind. Der Imagewandel hat ja schon begonnen, und der Akademisierungsgrad in der Pflege wird langsam aber sicher steigen“, so Reiswich.
Dazu wünschen sich Professorin Änne-Dörte Latteck und Christian Siegling allerdings mehr Taten als Worte von der Politik: „Der Bedarf an hochschulisch und zugleich praktisch ausgebildetem Personal, das in der Lage ist, zunehmend komplexe Pflegesituationen nicht nur zu managen, sondern auch wissenschaftlich zu bewerten, ist überall hoch.“ Bis zu 20 Prozent des Pflegepersonals sollte die Quote der Beschäftigten mit Bachelorabschluss betragen, so lautete die Empfehlung des Wissenschaftsrates schon 2012. „Davon sind deutsche Kliniken heute allerdings noch weit, weit entfernt“, so Latteck.
Stimmen zum Studiengang:
Erika Reiswich (21) wohnt in Herford und studiert im 3. Semester des primär qualifizierenden Studiengangs Pflege an der FH Bielefeld. Ihren Praxisteil absolviert sie im HDZ NRW auf der Station B 2.1 des Diabeteszentrums. Das Studium war nach dem Fachabitur ihre erste Wahl: „Meine Mutter ist Gesundheits- und Krankenpflegerin. Die Pflege gewinnt an gesellschaftlicher Anerkennung. Eine solide Ausbildung und zugleich die Möglichkeit, einen akademischen Abschluss zu erhalten, haben mir die Wahl leicht gemacht.“
Cara Römer (23) aus Bad Oeynhausen studiert im 5. Semester. Nach dem Fachabitur hat sie zunächst ein Jahr in einem Dialysezentrum gearbeitet, das gab den Ausschlag für die Studienwahl in der Pflege. „Leider haben wir den Studienbeginn pandemiebedingt nur in Online-Veranstaltungen erleben können. Der jetzt aber insgesamt sehr praxisorientierte und abwechslungsreiche Studienalltag macht großen Spaß.“ Den Klinikbetrieb am HDZ NRW lernt sie auf der Wahlleistungsstation E 1.2 bei der Versorgung von Herzpatienten kennen.
Meeri Habigtsberg (21) zog es nach dem Abitur in Bielefeld ebenfalls zum Pflegestudium an die Fachhochschule Bielefeld: „Zwei Abschlüsse nach vier Jahren und die Aussicht auf sehr vielfältige, ebenso sinnvolle wie anspruchsvolle berufliche Aufgaben – das alles spricht für das Studium.“ Das nächste Projekt der im fünften Semester Studierenden ist eine Facharbeit über die evidenzbasierte Pflege. Im HDZ NRW arbeitet sie auf der herzchirurgischen Pflegestation A1.1.
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Die Fachhochschule (FH) Bielefeld ist mit annähernd 11.000 Studierenden und über 850 Beschäftigten die größte Fachhochschule in Ostwestfalen-Lippe (OWL). Mit Standorten in Bielefeld, Minden und Gütersloh ist sie in der Region, bundesweit und international durch vielfältige Kontakte, Partnerschaften und Kooperationen in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur hervorragend vernetzt. Als Arbeitgeberin ist die FH Bielefeld für ihre Erfolge in der Gleichstellung mehrfach ausgezeichnet und als familiengerechte Hochschule zertifiziert.
Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen mit 35.000 Patienten pro Jahr, davon 14.600 in stationärer Behandlung, zu den größten und modernsten Zentren seiner Art in Europa. Unter einem Dach arbeiten fünf Universitätskliniken und Institute seit über 35 Jahren interdisziplinär zusammen. Das HDZ NRW ist Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum.
Aktuell sind mehr als 2.500 Mitarbeitende, davon 1.600 Pflege- und Funktionskräfte am HDZ NRW beschäftigt. Im Einklang mit moderner Hochleistungsmedizin und menschlicher Nähe wird hier für die Patienten die bestmögliche Behandlung mit dem geringsten Risiko sichergestellt. Maßstäbe für die hohe Pflegequalität sind etablierte Standards aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie ein qualitätsorientiertes Aus-, Fort- und Weiterbildungskonzept.
Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
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Leitung: Anna Reiss
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Christian Siegling
Pflegedirektor
Herz- und Diabeteszentrum NRW
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Bekenntnis zum primär qualifizierenden Studiengang Pflege: (v.l.) Erika Reiswich, Prof. Dr. Änne-Dör ...
(Foto: Marcel Mompour).
HDZ NRW
Christian Siegling, Pflegedirektor am Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen
(Foto: Marcel Mompour).
HDZ NRW
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Studium und Lehre
Deutsch
Bekenntnis zum primär qualifizierenden Studiengang Pflege: (v.l.) Erika Reiswich, Prof. Dr. Änne-Dör ...
(Foto: Marcel Mompour).
HDZ NRW
Christian Siegling, Pflegedirektor am Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen
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