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19.05.2004 10:15

Mangel und Überfluss - ökologische Exkursion zum Thema "Schwefel als Pflanzennährstoff" im Harz

Margit Fink Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL)

    Im nordöstlichen Harzvorland, wo früher durch die Verhüttung sulfidischer Erze aus den Gruben des Harzes gewaltige Mengen an Schwefeldioxid in die Atmosphäre und auf die Böden gelangte, hungern heute die Pflanzen auf dem Acker nach Schwefel. Noch bis vor 30 Jahren brachte der "saure Regen" jährlich über 100 kg/ha Schwefel (S) auf den Boden. Das Ergebnis waren Schäden an Bäumen, Gebäuden und Beeinträchtigungen der Gesundheit von Menschen. Durch den Niedergang des Bergbaus in der Region und die Einführung von Rauchgasentschwefelungsanlagen in Kraftwerken und schwefelarmen Treibstoffen gelangen heute weniger als 10 kg/ha Schwefel im Jahr aus der Atmosphäre in den Boden. Dadurch entstehen zwar keine Schäden durch Schwefeldioxid und Schwefelsäure mehr, dafür leiden aber immer mehr Pflanzenarten an S-Mangel, denn das durch sauren Regen in den Boden gelangte Sulfat enthält das für Pflanzen lebensnotwendige Nährelement Schwefel.

    Ganz anders dagegen die Situation im Karstgebiet des südwestlichen Harzes: große Gipsmengen, die teils durch natürliche Quellen, wie z.B. der Rhumequelle aus dem Gebirge herausgespült werden, oder wie im Naturschutzgebiet Hainholz bei Hörden als bodenbildendes Gestein direkt an die Oberfläche treten, beeinflussen hier Wachstum und Zusammensetzung von Pflanzengesellschaften. Den Namen "Goldene Aue" verdankt die von der Rhume durchflossene Landschaft ihrer hohen natürlichen Fruchtbarkeit, wozu auch der Schwefel aus der Rhumequelle beiträgt. Auf den durch Gipsgestein geprägten Böden finden sich Pflanzen, die sich an die hohen Schwefelmengen im Boden angepasst haben, wie z.B. Cynanchum vincetoxicum, Thymus praecox oder Arabis hirsuta.

    Prof. Dr. Dr. Ewald Schnug, Dr. Silvia Haneklaus und Dr. Sylvia Kratz vom Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig (FAL) haben gemeinsam mit Prof. Dr. W.H.O. Ernst von der Freien Universität in Amsterdam und Friedhard Knolle, Diplom Geologe im Nationalpark Harz einen Exkursionsführer zur Ökologie von schwefelreichen Regionen im Karstgebiet des südwestlichen Harzes und Schwefelmangelstandorten im nordöstlichen Harzvorland erarbeitet. Die Exkursion führt von Schwefelmangelregionen um Wernigerode, über die Hochmoore bei Torfhaus und die beeindruckenden geologischen Formationen der Kästeklippen im Okertal hinauf zur Rhumequelle und in die Gipslandschaft des Naturschutzgebietes Hainholz bei Hörden. Themen sind die Geologie und Bodenkunde der Standorte, regionale Schwefelbilanzen, das Erkennen von Schwefelmangelsymptomen an Ackerpflanzen und die Zusammensetzung von Pflanzengesellschaften auf schwefelreichen Böden.

    Metallhütten waren aber auch die Verursacher enormer Schwefeldioxid Belastungen der Atmosphäre. Das Gebiet um Goslar/Oker war zur Blütezeit von Bergbau und Verhüttung stärker mit Smog belastet als es Los Angeles in den USA je war. Der Exkursionsführer behandelt daher auch, wie das Auf- und Ab- der Schwefeldioxidkonzentrationen in der Atmosphäre Häufigkeit und Zusammensetzung von Flechtenkolonien beeinflusst hat. Die im Führer beschriebene Exkursion eignet sich nicht nur für Wissenschaftler und Studenten der Naturwissenschaften, sondern auch für Leistungskurse in Biologie, Chemie oder Ökologie an höheren Schulen und interessierte Laien. Der Führer erscheint zunächst in englischer Sprache in der von der FAL herausgegebenen wissenschaftlichen Zeitschrift "Landbauforschung-Völkenrode" (Jahrgang 54, Heft 3, S. 123 ff.) und kann auch über das Internet (hier sogar mit farbigen Abbildungen) über die Adresse http://www.fal.de herunter geladen werden.

    Kontakt: Prof. Dr. Dr. Ewald Schnug, Dir. & Prof. Dr. Silvia Haneklaus und Dr. Sylvia Kratz, Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde, Bundesallee 50, 38116 Braunschweig, E-mail: pb@fal.de


    Bilder

    Dir. u. Prof. Dr. Silvia Haneklaus vom Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft demonstriert ägyptischen Gastwissenschaftlern Schwefelmangelsymptome an Raps im nordöstlichen Harzvorland (Foto: FAL)
    Dir. u. Prof. Dr. Silvia Haneklaus vom Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforsc ...

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    Prof. W.H.O. Ernst von der Freien Universität in Amsterdam mit demonstriert an Gipsstandorte angepassten Wildpflanze im Naturschutzgebiet Hainholz bei Hörden im südwestlichen Harz. (Foto: FAL-PB)
    Prof. W.H.O. Ernst von der Freien Universität in Amsterdam mit demonstriert an Gipsstandorte angepas ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Dir. u. Prof. Dr. Silvia Haneklaus vom Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft demonstriert ägyptischen Gastwissenschaftlern Schwefelmangelsymptome an Raps im nordöstlichen Harzvorland (Foto: FAL)


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    Prof. W.H.O. Ernst von der Freien Universität in Amsterdam mit demonstriert an Gipsstandorte angepassten Wildpflanze im Naturschutzgebiet Hainholz bei Hörden im südwestlichen Harz. (Foto: FAL-PB)


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