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03.11.2022 17:33

Ältestes Paläogenom vom afrikanischen Kontinent erzählt vom Aussterben des Blaubocks

Dr. Gesine Steiner Pressestelle
Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung

    Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Museums für Naturkunde Berlin und der Universität Potsdam sequenzierte die ersten beiden Kerngenome des ausgestorbenen Blaubocks. Eines der Genome ist mit ca. 9.950 Jahren das bislang älteste sequenzierte vom afrikanischen Kontinent. Die Daten erlauben Einblicke in das Aussterben einer Art. Der Blaubock ist die einzige große afrikanische Säugetierart, die historisch ausgestorben ist. Die Ergebnisse, die in Molecular Biology and Evolution, publiziert sind, zeigen, dass der Blaubock trotz geringer Populationsgröße die klimatischen Veränderungen der letzten 10.000 und mehr Jahre überlebte, bis die europäischen Siedler die Art ausrotteten.

    Der Blaubock (Hippotragus leucophaeus) war eine afrikanische Antilopenart mit bläulich-grau schimmernden Fell. Er ist verwandt mit den rezenten Rappen- und Pferdeantilopen. Der letzte Blaubock wurde um 1800 geschossen, nur 34 Jahre nach seiner wissenschaftlichen Erstbeschreibung. Dadurch ist er die einzige große afrikanische Säugetierart, die in historischer Zeit ausgestorben ist. Eine vorherige Studie des gleichen Teams konnte zeigen, dass der Blaubock eine der seltensten Säugetierarten in Museen weltweit ist. Bisher konnten Studien lediglich relativ kleine Teile der DNA extrahieren, nämlich das mitochondrielle Genom.

    Nun ist es einem Team unter Leitung des Museums für Naturkunde Berlin und der Universität Potsdam gelungen, die ersten Kerngenome dieser Art von einem der seltenen historischen Objekte aus dem Swedish Natural History Museum in Stockholm sowie aus einem 9.300 bis 9.800 Jahre alten fossilen Zahn aus dem Iziko Museum of South Africa in Kapstadt zu gewinnen. Das fossile Genom ist derzeit das älteste Paläogenom aus Afrika. Die vorherrschenden Umweltbedingungen in Afrika, vor allem die hohen Temperaturen, sind im Allgemeinen schädlich für die Erhaltung von Biomolekülen, was die Gewinnung von alter DNA äußerst schwierig macht.

    „Das Genom des Blaubocks zeigt, dass seine Populationsgröße bereits seit dem Ende des letzten Eiszeitalters vor rund 10.000 Jahren gering war – und damit auch als die europäischen Kolonisten im 17. Jahrhundert im südlichen Afrika ankamen“, erklärt Elisabeth Hempel, Paläogenetikerin am Museum für Naturkunde Berlin und an der Universität Potsdam. Auch Fossilfunde zeigen eine deutliche Abnahme in der relativen Häufigkeit von Blaubockfossilien zum Ende des letzten Eiszeitalters. „Trotz ihres geringen Verbreitungsgebiets und ihrer geringen Populationsgröße haben Blauböcke die letzten 10.000 Jahre gemeinsam mit Menschen in der Region überlebt. Dies änderte sich, als die europäischen Kolonisten mit Schusswaffen das südliche Afrika erreichten. Dies führte zum Aussterben einer Art, die möglicherweise bereits seit Jahrtausenden mit Habitatverlust und der Fragmentierung ihres Verbreitungsgebiets zu kämpfen hatte“, so Hempel.

    Die genomischen Daten sind weltweit abrufbar.
    https://academic.oup.com/mbe/advance-article/doi/10.1093/molbev/msac241/6794086

    Publikation: Elisabeth Hempel, Faysal Bibi et al., 2022. Blue turns to grey – Palaeogenomic insights into the evolutionary history and extinction of the blue antelope (Hippotragus leucophaeus).
    https://doi.org/10.1093/molbev/msac241


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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