Wissenschaftler der Universität Würzburg haben einen Kanal in der Zellmembran gefunden, der offenbar bei der Zellwanderung eine Rolle spielt. Er dient gewissermaßen als Schlupfloch für Kaliumionen.
Ob Muskel-, Nerven- oder Nierenzellen: Auf den ersten Blick scheinen alle Zellen im menschlichen Organismus einen festen Platz zu haben, den sie während ihres gesamten Lebens nicht verlassen. Allerdings nehmen viele Zellen diesen Platz erst ein, nachdem sie während der Entwicklung zum fertigen Organismus teilweise weite Strecken gewandert sind.
Doch auch im erwachsenen Organismus gibt es Zelltypen, die nie oder zumindest nicht immer seßhaft sind: So patrouillieren die weißen Blutzellen ständig durch den Körper, um eingedrungene Krankheitserreger schnell unschädlich zu machen. Andere Zellen machen sich auf den Weg, um kleinere Wunden zu verschließen. Und auch bei ernsthaften Erkrankungen spielen wandernde Zellen eine Rolle, zum Beispiel dann, wenn Krebszellen aus dem ursprünglichen Zellverband ausbrechen, um anderswo im Körper Tochtergeschwülste zu bilden.
Bei all diesen Aktionen bewegen sich die Zellen nach Art der Amöben fort. PD Dr. Albrecht Schwab vom Physiologischen Institut der Universität Würzburg erklärt: "Dabei wächst das hauchdünne Vorderteil der Zellen in Bewegungsrichtung, während der wesentlich dickere hintere Teil nachgezogen wird." Dem Zytoskelett, also dem Stütz- und Bewegungsapparat einer Zelle, komme in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle zu.
Die Arbeitsgruppe von Dr. Schwab hat herausgefunden, daß nicht nur das Zytoskelett, sondern auch der Transport von Ionen durch die Zellmembran hindurch für die Zellwanderung erforderlich ist. Besonders interessieren sich die Würzburger Wissenschaftler für spezielle Kaliumkanäle, die sie bei ihren Forschungen entdeckt haben, denn: Wird der Strom von Kalium-Ionen durch diese Kanäle gehemmt, dann verlangsamt sich die Wanderungsgeschwindigkeit der Zellen.
Diese Kaliumkanäle seien, wie Dr. Schwab sagt, zusätzlich interessant, weil sie auch in den Zellen der Darmschleimhaut vorkommen, wo sie als Angriffspunkt bei der Behandlung von bestimmten Formen des Durchfalls in Frage kommen könnten. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt wollen die Würzburger Physiologen die Kanäle nun klonieren, also viele Kopien des Originals herstellen.
So erhalten sie ausreichende Mengen, um zum einen die Struktur der Kanäle ermitteln zu können - diese sind Proteine und als solche aus einer Kette von Aminosäuren aufgebaut. Zudem ist die Klonierung laut Dr. Schwab die Voraussetzung dafür, um auf molekularer Ebene die Rolle der Kaliumkanäle für die Zellwanderung zu untersuchen. Zum anderen eröffne sie die Möglichkeit, mehr über die Funktionsweise und Regulation dieser physiologisch bedeutsamen Kalium-Pforten zu erfahren.
Weitere Informationen: PD Dr. Albrecht Schwab, T (0931) 31-2724, Fax (0931) 31-2741, E-Mail:
albrecht.schwab@mail.uni-wuerzburg.de
http://www.uni-wuerzburg.de/physiologie/migratio.htm
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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