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07.11.2022 11:07

Integration: Geflüchtete Kinder aus Vorbereitungsklassen schneiden schlechter ab

RWI Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

    Wenn geflüchtete Kinder im Grundschulalter anstelle einer Regelklasse zunächst eine Vorbereitungsklasse besuchen, reduziert dies ihren Bildungserfolg deutlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Insbesondere in den Fächern Mathematik und Deutsch führt der Besuch einer Vorbereitungsklasse zu schlechteren Leistungen. Zudem gelingt Schülerinnen und Schülern, die zunächst in einer Vorbereitungsklasse unterrichtet wurden, seltener der Sprung auf ein Gymnasium als anderen geflüchteten Kindern.

    Das Wichtigste in Kürze:

    - Der Besuch einer separaten Vorbereitungsklasse, auch „Willkommensklasse“ genannt, führt bei neu zugewanderten Kindern zu deutlich schlechteren schulischen Leistungen als die unmittelbare Eingliederung in den Regelunterricht. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des RWI.

    - Geflüchtete Kinder, die während ihrer Grundschulzeit zunächst eine Vorbereitungsklasse besucht haben, erzielen bei standardisierten Tests in der fünften Klasse deutlich schlechtere Ergebnisse als geflüchtete Kinder, die direkt in eine reguläre Grundschulklasse integriert und teilweise mit zusätzlichem Deutschunterricht versorgt wurden. Der negative Effekt ist besonders stark in den Fächern Mathematik und Deutsch.

    - Schülerinnen und Schüler, die eine Vorbereitungsklasse besucht haben, schaffen zudem mit geringerer Wahrscheinlichkeit den Sprung auf ein Gymnasium.

    - Für die Analyse nutzen die Autorinnen exklusive Individualdaten der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung aus den Jahren 2013 bis 2019, welche durch die Vertrauensstelle der Hamburger Schulbehörde mit den Daten der standardisierten Tests Vera und KERMIT verknüpft wurden.

    - In Hamburg besuchten in dieser Zeit bis zu 1.200 Grundschulkinder separate Vorbereitungsklassen. Diese sind in der Regel auf ein Jahr angelegt, der Schwerpunkt liegt mit 18 vorgesehenen Schulstunden pro Woche auf dem Deutschunterricht. Angesichts der Vielzahl an Geflüchteten konnten jedoch insbesondere in den Schuljahren 2015/2016 bis 2017/18 nicht alle geflüchteten Kinder in Vorbereitungsklassen unterrichtet werden.

    - Da geflüchtete Familien in Hamburg zentral den Unterkünften und schulpflichtige Kinder den Schulen zugewiesen werden, haben sie kaum Einfluss darauf, ob ihre Schule eine Vorbereitungsklasse anbietet oder nicht. Durch diese zufällige Verteilung können die Effekte der Vorbereitungsklassen auf die schulischen Erfolge in der Studie kausal analysiert werden.

    „Unsere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die direkte Integration von neu zugewanderten Grundschulkindern in Regelklassen ihre schulischen Leistungen stärker fördert als der Besuch von Vorbereitungsklassen mit intensivem Deutschunterricht“, sagt RWI-Wissenschaftlerin Lisa Sofie Höckel. „Um den Kindern möglichst große Bildungschancen zu eröffnen, sollten sie möglichst schnell in Regelklassen integriert und vor allem mit zusätzlichem Deutschunterricht besonders gefördert werden.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Lisa Höckel, lisasofie.hoeckel@rwi-essen.de, Tel. 0201 8149-338


    Originalpublikation:

    https://www.rwi-essen.de/fileadmin/user_upload/RWI/Publikationen/Ruhr_Economic_P...
    Dieser Pressemitteilung liegt das Ruhr Economic Paper #983 „Starting off on the right foot – Language learning classes and the educational success of immigrant children“ von Lisa Sofie Höckel und Pia Schilling zugrunde.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler
    Pädagogik / Bildung, Sprache / Literatur, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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