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07.11.2022 11:44

Neue Erkenntnisse zu genetischen Einflüssen auf Musikalität

Ina Wittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik

    Nicht jede:r besitzt Taktgefühl – im übertragenen, aber auch im wörtlichen Sinn. Doch was sagt die Fähigkeit, im Takt klatschen zu können, über die Musikalität eines Menschen insgesamt aus? Dieser Frage ist ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main nachgegangen. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Open-Access-Fachmagazin Scientific Reports veröffentlicht.

    Insgesamt 5.648 Studienteilnehmer:innen gaben ihre genetischen Daten an, füllten Fragebögen zu musikalischen Themen aus und lösten musikbezogene Aufgaben. Unter anderem wurde gemessen, wie gut sie Rhythmen, Melodien und Tonhöhen unterscheiden konnten. Auf Basis der genetischen Daten berechneten die Wissenschaftler:innen einen sogenannten „Polygenic Score“ für Rhythmusgefühl (PGSrhythm) für jede:n Teilnehmer:in – eine Art Indikator für die genetische Veranlagung für Rhythmusgefühl.

    Erstautorin Laura Wesseldijk vom MPIEA berichtet: „Wir fanden heraus, dass der PGSrhythm in der Lage war, die allgemeine Musikalität der teilnehmenden Personen vorherzusagen. Denn genetische Varianten, die dem Rhythmusgefühl zugrunde liegen, stehen auch im Zusammenhang mit anderen Aspekten von Musikalität. Dazu gehören zum Beispiel die Fähigkeiten, einer Melodie zu folgen oder Tonhöhe und Rhythmus zu unterscheiden, aber auch die Zeit, die Menschen mit dem Üben oder Hören von Musik allgemein verbringen.“

    Da es sich bei den Studienteilnehmer:innen um Zwillingspaare handelte, die jeweils in derselben Familie aufgewachsen waren, konnten die Forscher:innen familienintern verschiedene genetische Pfade untersuchen, über die der PGSrhythm die musikalischen Fähigkeiten beeinflussen könnte. Dazu zählten sowohl direkte als auch indirekte sowie verzerrende Effekte. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass der PGSrhythm die musikalischen Fähigkeiten höchstwahrscheinlich direkt beeinflusst.

    Darüber hinaus stellten die Forscher:innen einen Zusammenhang zwischen dem musikalischen Umfeld in der Kindheit der Studienteilnehmer:innen und dem PGSrhythm fest, was auf eine Wechselbeziehung zwischen Genen und Umwelt hindeutet. Mit anderen Worten: Ob jemand beispielsweise Musikunterricht erhält, hängt auch von seiner bzw. ihrer genetischen Veranlagung für Musik ab.

    Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der PGSrhythm die allgemeine Musikalität von Menschen vorhersagen kann, ebenso die Neigung, Musik zu genießen und sich mit ihr zu beschäftigen, wozu auch tänzerische Fähigkeiten zählen. Der Wert kann somit zukünftig zuverlässig in der Forschung verwendet werden, um die genetischen Grundlagen individueller Unterschiede von Musikalität weiter zu entschlüsseln.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik
    Dr. Laura Wesseldijk: laura.wesseldijk@ae.mpg.de
    Dr. Miriam A. Mosing: miriam.mosing@ae.mpg.de


    Originalpublikation:

    Wesseldijk, L. W., Abdellaoui, A., Gordon, R. L., 23andMe Research Team, Ullén, F. & Mosing, M. A. (2022). Using a Polygenic Score in a Family Design to Understand Genetic Influences on Musicality. Scientific Reports, 12, Article 14658. https://doi.org/10.1038/s41598-022-18703-w


    Bilder

    Genetische Varianten, die dem Rhythmusgefühl zugrunde liegen, stehen auch im Zusammenhang mit anderen Aspekten von Musikalität.
    Genetische Varianten, die dem Rhythmusgefühl zugrunde liegen, stehen auch im Zusammenhang mit andere ...

    (Bild: MPI für empirische Ästhetik)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Medizin, Musik / Theater
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Genetische Varianten, die dem Rhythmusgefühl zugrunde liegen, stehen auch im Zusammenhang mit anderen Aspekten von Musikalität.


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