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07.11.2022 17:00

Impfaktion im Bezirk Schwaz: Studie belegt signifikante Reduktion von Corona-Neuinfektionen

Doris Heidegger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Universität Innsbruck

    ACHTUNG SPERRFRIST: Montag, 07.11.2022, 17:00 Uhr
    Im Rahmen einer Sonder-Impfaktion im Tiroler Bezirk Schwaz wurden von 11. bis 16. März 2021 (erste Dosis) und von 8. bis 13. April 2021 (zweite Dosis) 67 Prozent der impfbaren Schwazer Bevölkerung mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer ge-impft. In der begleitenden und vom Land Tirol geförderten REDUCE-Studie unter der Leitung von Peter Willeit von der Medizinischen Universität Innsbruck konnte eine mehr als 90%ige Reduktion von Neuinfektionen über einen Zeitraum von sechs Monaten nachgewiesen werden.

    Innsbruck, am 08.11.2022: Ein zusätzliches EU-Kontingent von 100.000 Dosen der Bion-tech/Pfizer Impfung gegen COVID-19 ermöglichte im Frühjahr 2021 eine Sonder-Impfaktion im Bezirk Schwaz, die in der Geschwindigkeit ihrer Durchführung einzigartig ist. Innerhalb von nur sechs Tagen erhielten zwei Drittel der in Frage kommenden Bevöl-kerung – insgesamt über 42.000 Personen – ihre erste Corona-Impfung. Davon bekamen etwa 99,5 Prozent ihre zweite Impfung im empfohlenen zeitlichen Abstand.

    Wissenschaftlich begleitet wurde die Sonder-Impfaktion im Bezirk Schwaz von der RE-DUCE-Studie, die von ForscherInnen der Medizinischen Universität Innsbruck in Zusam-menarbeit mit der AGES und dem Virologen Florian Krammer von der Icahn School of Medicine at Mount Sina (USA) entwickelt, umgesetzt und ausgewertet wurde. „Ein Allein-stellungsmerkmal unserer Studie ist, dass untersucht werden konnte, wie sich die rasche Impfung eines Großteils der Bevölkerung auf die Häufigkeit von SARS-CoV-2 Infektionen auswirkte, insbesondere im Vergleich zu anderen Tiroler Bezirken, in denen die Ausrollung der Impfungen langsamer erfolgte“, so Peter Willeit, Studienverantwortlicher und vor kur-zem zum Professor für Epidemiologie und Public Health an der Medizinischen Universität Innsbruck berufen. Vergleichbare Studien gibt es nur aus Israel, wo eine ähnliche Durch-impfungsrate über einen Zeitraum von vier Monaten erzielt werden konnte.

    In der REDUCE-Studie wurde die Wirksamkeit der Impfkampagne auf Basis der Daten von knapp 12.000 Personen erfasst, die in neun Impfstandorten an der Befragung teilge-nommen hatten. Das Durchschnittsalter der teilnehmenden Personen betrug 44,6 Jahre, 51,3 Prozent waren weiblich. Fazit: Zwischen März und September 2021 – also einem Zeitraum von sechs Monaten – hatten 71 StudienteilnehmerInnen eine SARS-CoV-2 In-fektion, zwei Drittel davon mit Symptomen. „Bemerkenswert ist, dass in der gesamten Studie nur eine Person wegen der Infektion ins Krankenhaus aufgenommen werden musste und es keinen Todesfall im Zusammenhang mit der Infektion gab“, kommentiert Peter Willeit eine zentrale Erkenntnis.

    Die Effektivität der Sonder-Impfaktion in Bezug auf die Reduktion der Häufigkeit von SARS-CoV-2 Infektionen betrug damit im Vergleich zur langsameren Ausrollung der Imp-fungen in anderen Bezirken 91,1 Prozent im Zeitraum von sechs Monaten – ein Wert, der auch den Ergebnissen der Zulassungsstudien des Impfstoffes entspricht. „Von diesem Ergebnis lässt sich also ableiten, dass es ohne die Sonder-Impfaktion wahrscheinlich wohl mehr als 10 Mal so viele Infektionen bei den Studienteilnehmerinnen und Studienteilneh-mern gegeben hätte“, so Willeit. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung des Bezirks Schwaz ergibt sich durch die Sonder-Impfaktion für denselben Zeitraum eine ebenso sig-nifikante Senkung des Infektionsrisikos von 64 Prozent.

    Weitere Eckdaten der REDUCE-Studie: Innerhalb von nur sieben Tagen wurde das Stu-dienkonzept erstellt, die Genehmigung der Ethikkommission eingeholt, 120 ÄrztInnen und Studierende als Studienpersonal rekrutiert und eingeschult und Studienzentren an neun Standorten im Bezirk Schwaz eingerichtet. Die REDUCE-Studie wurde vom Land Tirol mit 250.000 Euro unterstützt und durch die gute Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbe-hörden des Landes und des Bezirkes Schwaz ermöglicht.
    Die wissenschaftliche Arbeit zur REDUCE-Studie wurde im Cell-Journal iScience veröf-fentlicht, eine Fortsetzung der Untersuchung, die auch Booster-Impfungen berücksichtigt, ist im Gange.

    Zur Person:
    Peter Willeit ist Professor für Epidemiologie und Public Health und Leiter des Departments für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Seine Ausbildung in diesen Bereichen absolvierte er an der Universität Cambridge, wo er als bis 2016 als Dozent für klinische Epidemiologie tätig war und weiterhin als Honorary Rese-arch Fellow angegliedert ist. Ziel seines Forschungsteams ist es, Strategien bei der Prävention und Behandlung häufiger Erkrankungen zu optimieren und dadurch die öffentliche Gesundheit zu fördern.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Univ.-Prof. Dr.med.univ. Peter Willeit MPhil PhD
    Institut für Gesundheitsökonomie
    E-Mail: Peter.Willeit@i-med.ac.at


    Originalpublikation:

    https://doi.org/10.1016/j.isci.2022.105380


    Weitere Informationen:

    https://www.i-med.ac.at/mypoint/ [Homepage der Medizinischen Universität Innsbruck]


    Bilder

    Die Sonder-Impfaktion im Tiroler Bezirk Schwaz im Frühjahr 2021 wurde wissenschaftlich begleitet.
    Die Sonder-Impfaktion im Tiroler Bezirk Schwaz im Frühjahr 2021 wurde wissenschaftlich begleitet.
    Gerhard Berger
    Land Tirol / G. Berger

    Peter Willeit, Studienleiter der REDUCE-Studie und Professsor für Epidemiologie und Public Health an der Med. Universität Innsbruck.
    Peter Willeit, Studienleiter der REDUCE-Studie und Professsor für Epidemiologie und Public Health an ...
    Florian Lechner
    MUI/F. Lechner


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Die Sonder-Impfaktion im Tiroler Bezirk Schwaz im Frühjahr 2021 wurde wissenschaftlich begleitet.


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    Peter Willeit, Studienleiter der REDUCE-Studie und Professsor für Epidemiologie und Public Health an der Med. Universität Innsbruck.


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