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19.05.2004 16:57

Der Drei-Schluchten-Staudamm und die Folgen

Peter Schäfer Unternehmenskommunikation
Forschungszentrum Jülich

    Workshop im Forschungszentrum Jülich bringt Projektzusammenarbeit chinesischer und deutscher Forscher voran

    Jülich, 18. Mai 2004 - Welche ökologischen Auswirkungen hat es, wenn mit dem Yangtze in China der längste Fluss Asiens aufgestaut wird? Wie lassen sich negative Folgen für die Umwelt und die Menschen in dem betroffenen Gebiet möglichst vermeiden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein Verbund chinesischer und deutscher Forscher, der auf Initiative der Tongji-Universität und des Forschungszentrums Jülich zustande kam. Kürzlich trafen sich 40 Wissenschaftler aus deutschen Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Ministerien in Jülich, um zukünftige Forschungsprojekte zu diskutieren. Bei diesem Arbeitstreffen gelang es, neue Projektideen zu entwickeln und über das Forschungszentrum Jülich hinaus weitere deutsche Partner einzubeziehen.

    Energie gewinnen, dicht besiedelte Gebiete vor Hochwasser schützen und die Schifffahrt auf dem Yangtze erleichtern - das sind die Ziele, die mit dem Drei-Schluchten-Staudamm erreicht werden sollen. Der Damm wurde 2003 geschlossen und wird nach seiner endgültigen Fertigstellung im Jahr 2009 den Yangtze auf einer Länge von 600 Kilometern aufstauen. Mit 18.200 Megawatt soll er mehr elektrische Leistung liefern als jedes andere Wasserkraftwerk der Welt. Kritische Stimmen bezweifeln allerdings, dass diese Leistung tatsächlich erreicht wird. Außerdem verweisen sie darauf, dass sich mit der Fließgeschwindigkeit auch die Selbstreinigungskraft des Flusses verringert, eine einzigartige Landschaft und der Lebensraum vieler Menschen zerstört wird und zahlreiche archäologische Stätten buchstäblich untergehen. Weitere Probleme sind Abfalldeponien und aufgelassene Industrieanlagen im Überschwemmungsgebiet, eingeleitete Abwässer und Erosion am Uferhang.

    Um gemeinsam die ökologischen Folgen des Staudammprojekts zu erforschen unterzeichneten das Forschungszentrum Jülich und die Tongji Universität in Shanghai im Juni 2003 einen Kooperationsvertrag. Damit eröffnet sich die einmalige Möglichkeit, gemeinsam zu untersuchen, wie sich diese großräumige landschaftsverändernde Maßnahme auf Hydrosphäre, Biosphäre, Geosphäre und Atmosphäre auswirkt - sowohl im unmittelbaren Bereich des neuen Wasserreservoirs als auch in weiter entfernt gelegenen Gebieten wie dem Delta und den Seitentälern. Im Oktober 2003 wurden anlässlich einer Reise Jülicher Wissenschaftler nach China zunächst fünf Projekte vereinbart:
    - Untersuchung der Wasserqualität entsprechend internationalen Standards und chinesischen Vorschriften
    - Wechselwirkungen von Schadstoffen mit Wasser, Schwebstoffen und Sediment
    - Anwendung von Pflanzen zur Uferbefestigung bei wechselndem Wasserstand
    - Transport von Schadstoffen aus dem Klärschlamm, der auf Felder aufgebracht wird und Auswirkungen auf die Lebensmittelqualität
    - Reinigung kontaminierter Flächen mit oberflächenaktiven Stoffen.

    Um dieses Themenspektrum noch zu erweitern, fand in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung Ende April 2004 im Forschungszentrum Jülich ein Arbeitsgespräch statt. Professor Joachim Treusch als Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums, Professor Ulrich Schurr als Geschäftsführender Direktor des Umweltdepartments und Dr. Günter Subklew als Projektverantwortlicher hoben die wissenschaftliche und die politische Bedeutung dieser Kooperation mit chinesischen Forschungseinrichtungen hervor. Lebhaft diskutiert wurden dann beispielsweise mögliche Auswirkungen des Staudamms auf das Verhalten von Schwebstoffen im Wasser, das Problem von Hangrutschungen im Uferbereich und sozioökonomische Folgen des Dammbaus. Beteiligt waren, neben acht Instituten des Forschungszentrums Jülich, Wissenschaftler aus acht Hochschulen und sechs weiteren Forschungseinrichtungen. Denn die komplexen Folgen eines solchen Großprojekts sind nur mit einem möglichst weit gespannten Netzwerk von Experten zu erfassen.

    Die Ergebnisse der Diskussionen müssen nun zunächst mit den chinesischen Wissenschaftlern abgestimmt werden. Einem größeren Kreis von Vertretern aus Wissenschaft und Politik in China wird das Vorhaben vorgestellt, wenn die Helmholtz-Gemeinschaft im Juli 2004 ein Büro in Peking eröffnet.

    Information:
    Annette Stettien, Wissenschaftsjournalistin, Forschungszentrum Jülich, 52425 Jülich,
    Tel. 02461 61-2388, Fax 02461 61-4666
    E-mail: a.stettien@fz-juelich.de

    Mechthild Hexamer, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherin,
    Tel. 02461 61-4661, Fax 02461 61-4666, E-Mail: m.hexamer@fz-juelich.de


    Weitere Informationen:

    http://www.fz-juelich.de/portal/angebote/pressemitteilungen


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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