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28.11.2022 14:19

Ungewollt kinderlos – wie Ultraschall bei der Ursachensuche helfen kann

Katharina Weber Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

    Rund jedes zehnte Paar zwischen 25 und 50 Jahren (1), das eigentlich gerne eine Familie gründen möchte, ist ungewollt kinderlos. Wenn sich trotz intensiver Bemühung keine Schwangerschaft einstellt oder sich Fehlgeburten häufen, ist das für die Betroffenen sehr belastend – und dies umso mehr, je länger die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch im Dunkeln liegt. Wie der gezielte Einsatz von Ultraschall den Weg zu einer Diagnose verkürzen und in vielen Fällen auch eine Behandlung möglich machen kann, wird ein Thema auf der Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e. V. (DEGUM) sein, die am 7. Dezember 2022 stattfindet.

    Ungewollte Kinderlosigkeit kann viele Ursachen haben. Diese können sowohl beim Mann als auch bei der Frau liegen und reichen von organischen über hormonelle und psychische bis hin zu Lebensstilfaktoren. Entsprechend schwierig gestaltet sich oft die Suche nach der einen, im individuellen Fall maßgeblichen Ursache. „Gerade im gynäkologischen Bereich steht uns jedoch mit dem Ultraschall ein einfaches und schonendes diagnostisches Verfahren zur Verfügung“, sagt Professor Dr. med. Markus Hoopmann, Leiter der gynäkologischen Sonografie an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Tübingen. Angeborene oder neu entstandene Auffälligkeiten an der Gebärmutter oder an den Eierstöcken, die einer Schwangerschaft im Wege stehen, lassen sich mithilfe der sonografischen Bildgebung meist zuverlässig feststellen. Dennoch werde die Rolle des Ultraschalls nach wie vor unterschätzt, so Hoopmann. Die Technik werde häufig erst sehr spät eingesetzt, der Leidensweg der Paare damit unnötig verlängert.

    Beispiel Endometriose

    Als Beispiel für eine gynäkologische Erkrankung, bei der der Mangel an gezielter Diagnostik besonders deutlich werde, nennt Hoopmann die Endometriose. Diese Erkrankung, die acht bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter (2,3,4) betrifft, ist durch Absiedelungen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter gekennzeichnet. Je nach Lage und Ausmaß dieser Endometrioseherde leiden die betroffenen Frauen unter mehr oder weniger starken chronischen Schmerzen und häufig auch unter ungewollter Kinderlosigkeit. „Ab dem Beginn der Beschwerden vergehen im Durchschnitt sechs bis zehn Jahre, bis eine Endometriose diagnostiziert wird“, so der Tübinger Gynäkologe (5,6). Bei ausgeprägten Beschwerden oder unerfülltem Kinderwunsch könne es sinnvoll sein, die Endometrioseherde operativ zu entfernen. Nicht nur bei der Diagnose, auch bei der Planung einer solchen Operation komme dem Ultraschall eine wichtige Rolle zu. Sowohl die Lage der Herde als auch ihre Ausdehnung lasse sich recht zuverlässig per Ultraschall bestimmen, sodass die Technik die Entscheidung zwischen einem minimal-invasiven Eingriff oder einer aufwendigeren offenen Operation effektiv unterstützen könne.

    Beispiel Gebärmutter- und Eierstockerkrankungen

    Auch angeborene Fehlbildungen der Gebärmutter können eine Schwangerschaft erschweren. Häufig liegen sogenannte Septen – also Trennwände – in der Gebärmutterhöhle vor, oder die Gebärmutter ist im oberen Bereich doppelt angelegt. „Vor Beginn der Familienplanung bleiben diese Besonderheiten meist unbemerkt“, sagt Hoopmann. Bei unerfülltem Kinderwunsch fänden sie sich jedoch bei bis zu sieben Prozent, bei wiederholten Fehlgeburten sogar bei bis zu 17 Prozent der betroffenen Frauen (7). Auch hier könne mithilfe einer einfachen und nicht-invasiven Ultraschalluntersuchung Klarheit gewonnen und die Möglichkeiten einer operativen Behandlung ausgelotet werden.

    Nicht zuletzt wird das Thema Fruchtbarkeit auch bei Wucherungen an den Eierstöcken tangiert, obwohl diese den Kinderwunsch nicht direkt betreffen müssen. „Raumforderungen an den Eierstöcken, die nicht mit den normalen zyklischen Veränderungen erklärt werden können, sollten immer diagnostisch abgeklärt werden“, betont Hoopmann. Der erste Schritt hierbei sei idealerweise eine nicht-invasive transvaginale Ultraschalluntersuchung. Diese sei extrem hilfreich, um eine potenziell bösartige Wucherung vorab zu bestimmen und daraufhin die Operation planen zu können. Während eine kanzeröse Veränderung großzügig entfernt werden muss, kann eine gutartige Wucherung deutlich schonender angegangen werden. Sollte sich eine schonend operierte Wucherung jedoch im Nachgang doch als bösartig herausstellen, ist die Gefahr groß, dass durch den Eingriff Tumorzellen in die Bauchhöhle verschleppt wurden. Auf der anderen Seite ist die Entfernung größerer Teile oder eines ganzen Eierstocks bei Frauen im gebärfähigen Alter immer kritisch abzuwägen. Die Art der Wucherung per Ultraschall zuverlässig einschätzen zu können, erleichtert somit die Abwägung zwischen dem Erhalt des Eierstocks aus Gründen des Kinderwunsches und der Entfernung desselben, um onkologische Sicherheit zu erzielen. „In den Händen eines erfahrenen Experten können hier Erkennungsraten von 97 Prozent erreicht werden“, sagt Hoopmann – ein besonders beeindruckendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit der modernen Ultraschalldiagnostik (8,9).


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