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20.11.1997 00:00

Grippe

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    FSU-Mediendienst

    Schutzimpfung als beste Vorbeugung: Grippewelle ist eine lebensgefaehrliche Bedrohung Jena (20.11.97). Winterzeit, Grippezeit. "Wir wissen nicht, was wann kommt, aber die naechste Grippewelle ist in Zukunft mit Sicherheit zu erwarten", sagt Prof. Dr. Axel Stelzner, Direktor des Instituts fuer Virologie am Jenaer Uniklinikum. Schon die ernste Miene des Mediziners verdeutlicht: Diese Krankheit ist alles andere als harmlos. "Wir muessen hierbei klar abgrenzen vom grippalen Infekt mit Schnupfen, Husten, Heiserkeit", erklaert er, "eine Grippe ist eine massive, generalisierte Infektion, die den ganzen Koerper betrifft."

    Das bedeutet Lebensgefahr, hauptsaechlich fuer AEltere und Menschen mit geschwaechter Immunabwehr. Eine Schutzimpfung fuer diesen Personenkreis empfiehlt Stelzner eindringlich. Ausserdem sollte sich, wer viel Kontakt mit Menschen hat oder in der Krankenbetreuung arbeitet, beim Hausarzt einer vorbeugenden Impfung unterziehen.

    Auch volkswirtschaftlich macht die Grippewelle in Deutschland einen gewichtigen Faktor aus: 8,5 Millionen Patienten mussten allein in den drei Wintermonaten 1995/96 den Arzt aufsuchen, fuenf Mil-lionen wurden krankgeschrieben und 28.000 zur stationaeren Behandlung in die Klinik ueberwiesen. 890 Millionen Mark mussten die Krankenkassen fuer diese damals relativ gewoehnliche Epidemie ausgeben. "Nur mit einer besseren Vorsorge koennen wir die Kosten eindaemmen und vor allem viel menschliches Leid verhindern", mahnt Professor Stelzner.

    Dabei stellt die Schutzimpfung die Virologen jedes Jahr neu vor Probleme, denn genetisch ist das Virus sehr variabel. Es gibt drei Grundtypen, und allein der A-Typ hat ueber 100 unterschiedliche Staemme. Eine Grippevorhersage aehnelt somit dem Wetterbericht. Die Experten koennen mit grosser Wahrscheinlichkeit sagen, welcher Virustyp - zumeist aus Richtung Asien - nach Mitteleuropa einfaellt, aber eine zuverlaessige Aufklaerung gibt es erst, wenn die Epidemie schon ablaeuft. Trotzdem lagen die Prognosen in den letzten Jahren meist richtig, auch wenn die Viren heute, in Zeiten modernen Reiseverkehrs, schon binnen eines halben Tages den Kontinentalsprung schaffen.

    Daher impfen AErzte stets einen "Cocktail" gegen die wahrscheinlichsten Erregerarten. Eine zusaetzliche Prophylaxe entsteht, weil die spezifische Immunisierung laenger als nur einen Winter vorhaelt. "Wer jeden Winter den kleinen Nadelstich der Schutzimpfung akzeptiert, vermindert die Ansteckungsgefahr erheblich", diagostiziert Axel Stelzner, "der Koerper entwickelt dann recht zuverlaessige Antikoerpernetzwerke".

    Besonders schwere Epidemien drohen, wenn ein Erregertyp laengere Zeit nicht oder ueberhaupt noch nicht da war. Die Experten differenzieren die Virustypen nach den beiden Oberflaechenbestandteilen Haemagglutinin (H) und Neuraminidase (N), die dem Erreger ein An- docken an die menschlichen Zellmembranen ermoeglichen. Fuer die- ses Jahr wird zunaechst ein ungewoehnlicher Typ mit dem Kuerzel H5N1 befuerchtet - und damit ein moeglicherweise schwerer epidemischer Verlauf der Grippewelle.

    Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, raet Stelzner dringend zum Besuch beim Arzt. Der wird strikte Bettruhe verordnen und kreislaufstabilisierende Mittel verschreiben. Antibiotika helfen gegen Viren nicht. Nur wenn eine bakterielle Superinfektion droht, weil der Kampf gegen die Grippeerreger die Koerperabwehrkraefte schwaecht, werden sie verabreicht. Aber besser, es kommt gar nicht soweit. "Vorbeugung ist alles", sagt Professor Stelzner. Ausser der Schutzimpfung empfiehlt er einen gesunden Lebenswandel ohne Nikotin und Alkohol, mit vitaminreicher Ernaehrung, viel frischer Luft, Sport, Sauna und wettergerechter Kleidung. Und das schuetzt dann auch vor dem "banalen" Schnupfen.

    Ansprechpartner: Prof. Dr. Axel Stelzner. Tel. 03641/657200


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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