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08.12.2022 12:15

Schluss mit der Recyclinglüge

Tanja Loch-Horn Referat für Öffentlichkeitsarbeit Umwelt-Campus
Hochschule Trier

    Der Umwelt-Campus Birkenfeld und Neveon machen aus altem Kunststoff wertvolle Produkte

    Durch Berichte und Reportagen in den Medien ist mittlerweile bekannt geworden, dass das Recycling von Kunststoffen (wie z.B. Verpackungen, alte Matratzen, Kunststoffinterieur aus verschrotteten PKWs) zu einem großen Teil nur Augenwischerei ist. Vieles wird aufwendig sortiert, jedoch wird nur ein sehr kleiner Teil davon wirklich recycelt. Nur weil etwas recyclebar ist, bedeutet eben nicht, dass es auch wirklich recycelt wird. Verschmutzte Kunststoffe und Verpackungen, die aus vielen unterschiedlichen miteinander verbundenen Kunststoffschichten bestehen, eignen sich praktisch nur zum Downcycling, also dem Herstellen minderwertiger Produkte. Ein Großteil geht jedoch immer noch in Müllverbrennungsanlagen oder wird zur Herstellung von Zement thermisch verwertet. In vielen Fällen ist es sogar noch viel schlimmer und der Plastikmüll wird entgegen allen Beteuerungen in andere Länder, z.B. nach Asien exportiert. Von den Müllbergen dort gelangt der leichte Plastikmüll durch Regen und über die Flüsse letztendlich in unsere Meere und bedroht somit die Lebensgrundlage von uns allen.

    In Zusammenarbeit mit dem größten Polyurethanhersteller Europas, der Firma NEVEON sowie den Partnern Pyrum Innovations AG und SBKS GmbH & Co. KG aus dem Saarland, hat der Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier im Rahmen eines vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekts ein einzigartiges Verfahren entwickelt, das aus alten Matratzen, Polstern und Plastikverpackungen wertvolle Produkte für die Industrie zurückgewinnt.

    Dabei werden zwei Verfahren kombiniert. Mit der hydrothermalen Karbonisierung werden
    Polyurethan-Schaumstoffe und Plastik so behandelt, dass sie anschließend als trockenes Granulat vorliegen. Das Granulat wird dann durch einen Hochtemperaturprozess, genannt Pyrolyse, in Gas, Öl für die Mineralölindustrie und in Koks umgewandelt. Aus dem Koks werden dann wertvolle Produkte wie Aktivkohle und sogenanntes Carbon Black, das als Schwarzpigment beispielsweise in Farben und Lacken Anwendung findet, hergestellt.

    Das Verfahren beseitigt nicht nur problematische Abfallstoffe, die sonst häufig nur thermisch verwertet oder sogar im Ausland entsorgt werden, sondern erzeugt hochwertige neue Produkte wie Carbon Black deutlich umweltfreundlicher, als es bisher möglich war.

    Mit dem Verfahren können sowohl Mischungen aus verschiedenen Kunststoffabfällen, verschmutzte Kunststoffe und sogar gesammeltes Meeresplastik behandelt werden. Durch das zweistufige Verfahren werden auch feuchte Abfallstoffe und Reste von Lebensmitteln sowie andere organische Verschmutzungen in wertvolle Kohleprodukte umgewandelt.

    Als nächste Stufe planen Neveon und der Umwelt-Campus den Bau einer Pilotanlage, um eine großindustrielle Umsetzung zu demonstrieren.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr.-Ing. Michael Bottlinger
    Email: m.bottlinger@umwelt-campus.de
    Tel. +49 171 2166552

    Herbert Bettinger
    Email: herbert.bettinger@neveon.com
    Tel: +49 175 1841696


    Bilder

    Frau Dr. Ajarroud (UCB) und Herr Bettinger (Neveon) am Reaktor für hydrothermalen Karbonisierung.
    Frau Dr. Ajarroud (UCB) und Herr Bettinger (Neveon) am Reaktor für hydrothermalen Karbonisierung.
    Michael Bottlinger
    Hochschule Trier, Umwelt-Campus Birkenfeld


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
    Deutsch


     

    Frau Dr. Ajarroud (UCB) und Herr Bettinger (Neveon) am Reaktor für hydrothermalen Karbonisierung.


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