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23.12.2022 09:30

Frühzeitiger Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit erhöht Bildungserwartungen und Bildungschancen

Dr. Christian Fiedler Pressestelle
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB)

    Neue Analysen des BiB und bisherige Befunde zu den Wirkungen der Staatsangehörigkeitsreform von 1999 aus Sicht der Bildungsforschung

    30 Prozent der in Deutschland lebenden Kinder haben mindestens ein Elternteil mit eigener Migrationserfahrung. Auch ein Teil von ihnen würde von der derzeit diskutierten Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes profitieren. Analysen zu den Wirkungen früherer Reformen des Staatsangehörigkeitsrechts geben nämlich Hinweise darauf, dass die Einführung des Geburtsortsprinzips beim Erwerb der Staatsangehörigkeit die Bildungschancen der davon betroffenen Kinder begünstigt hat. So zeigen neue Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), dass sich mit dem Erlangen der deutschen Staatsangehörigkeit bei Geburt sowohl Bildungserwartungen als auch schulische Leistungen von Kindern ausländischer Eltern erhöhen können. Erwartungen von Kindern und Eltern hinsichtlich zukünftiger Schulabschlüsse der Kinder, sogenannte „Bildungsaspirationen“, gelten als wichtiger Indikator für den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen. Das zeigen zahlreiche nationale und internationale Studien.

    Frühzeitiger Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit erhöht den Bildungserfolg bei Kindern

    Analysen des BiB auf Basis des Nationalen Bildungspanels (NEPS) haben die Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes von 1999 evaluiert, mit der das sogenannte „Geburtsorts­prinzip “ ergänzend eingeführt wurde. Dies bedeutet: Kinder ausländischer Eltern, die ab dem 1. Januar 2000 in Deutschland geboren wurden und von denen mindestens ein Elternteil bereits mindestens acht Jahre lang rechtmäßig in Deutschland gelebt hat und ein unbefristetes Aufenthaltsrecht besitzt, erlangen automatisch bei Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit. Zur Messung eines möglichen kausalen Effektes des frühen Erwerbs der deutschen Staatsangehörigkeit auf den Bildungserfolg von Kindern vergleicht das BiB Kinder auf zwei verschiedenen Ebenen: Zum einen Kinder, die im Jahr vor der Reform geboren sind mit Kindern, die im Jahr nach der Reform geboren wurden. Zum anderen Kinder, deren Eltern die vorgeschriebene achtjährige Aufenthaltsbedingung erfüllen mit Kindern, deren Eltern diese Bedingung nicht erfüllen. Die Ergebnisse des BiB belegen, dass sich der Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit von Kindern bei Geburt positiv auf die Wahrscheinlichkeit auswirkt, wonach das Abitur der gewünschte und als realistisch angesehene Schulabschluss des Kindes und der Eltern ist. „Sowohl Eltern als auch Kinder selbst erwarten sehr viel häufiger als diejenigen, die nicht von der Reform betroffen waren, dass das Kind bzw. es selbst die Schule mit dem Abitur abschließt“, erklärt Elena Ziege, Bildungsforscherin am BiB. Es sind 14 bzw. 16 Prozent mehr, die dies erwarten. Mit der deutschen Staatsangehörigkeit steigt aber nicht nur die Erwartung, das Abitur erfolgreich abzuschließen - es nimmt auch die Wahrscheinlichkeit zu, dass das Kind nach der vierten Klasse tatsächlich ein Gymnasium besucht. Im Vergleich zu den Kindern, die nicht von der Reform betroffen waren, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von 46 auf 62 Prozent. Der Effekt, dass eher ein Gymnasium besucht wird, lässt sich über die gesamte Schulzeit beobachten.

    Teilhabe der Kinder steigert soziale Interaktion der Eltern

    Andere wissenschaftliche Untersuchungen belegen ebenfalls die positive Wirkung des frühzeitigen Staatsangehörigkeitserwerbs auf Kinder mit Migrationshintergrund: Die deutsche Staatsangehörigkeit vergrößert demnach auch die Wahrscheinlichkeit eines Kitabesuchs. Zusätzlich verbessern sich ihre Deutschkenntnisse, das sozioemotionale Verhalten und die Schulleistungen. Darüber hinaus wiederholen Kinder, die nach der Staatsangehörigkeitsreform die deutsche Staatsangehörigkeit durch Geburt erwerben konnten, seltener eine Klasse. Weitere Studienergebnisse zeigen auch, dass sich durch den frühen Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit der Kinder die soziale Interaktion der Eltern mit Deutschen erhöht. Darüber hinaus verbessern die Eltern ihre Deutschfähigkeiten und lesen häufiger deutsche Zeitungen, was sich wiederum positiv auf die Kinder auswirken kann. „In der empirischen Forschung gibt es zahlreiche Hinweise darauf, welche positiven Auswirkungen ein früherer Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit auf die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland haben könnte - auch das sollte bei der gegenwärtigen Diskussion nicht außer Acht gelassen werden“, so BiB-Direktorin C. Katharina Spieß.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Elena Ziege
    elena.ziege@bib.bund.de
    Tel.: 0611 - 75 4120


    Bilder

    Effekte der Einführung des Geburtsortprinzips von 1999 auf die Bildungserwartungen und die besuchte Schulform
    Effekte der Einführung des Geburtsortprinzips von 1999 auf die Bildungserwartungen und die besuchte ...

    Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Effekte der Einführung des Geburtsortprinzips von 1999 auf die Bildungserwartungen und die besuchte Schulform


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