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03.01.2023 10:34

Herder-Institut restituierte Bestände aus der Bibliothek der Maćica Serbska

Antje Coburger M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung

    Kurz vor Weihnachtenerfolgte im Sorbischen Institut in Bautzen die Restitution von Bibliotheksbeständen der sorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Maćica Serbska, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Forschungsbibliothek des Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung befunden hatten. Es handelte sich dabei um 172 Bücher und Zeitschriftenhefte, die im Projekt „NS-Raubgutforschung in der Forschungsbibliothek des Herder-Instituts. Untersuchung des von der ehemaligen Publikationsstelle Berlin-Dahlem stammenden Teilbestandes“ eindeutig als Eigentum der Maćica Serbska identifiziert wurden.

    Das 2016 bis 2019 durchgeführte Forschungsprojekt wurde von der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste Magdeburg gefördert.

    Unter den restituierten Publikationen befinden sich verschiedene Zeitschriften (Neues Lausitzisches Magazin, Baltische Studien, Niederlausitzer Mitteilungen) wie auch einzelne Bücher, unter anderem zu slawischen Siedlungen und Ortsnamen. Das älteste Exemplar ist aus dem Jahr 1798 (Lausizische Monatsschrift), das jüngste von 1933.

    Die Rückgabe der Materialien erfolgte durch den Leiter der Forschungsbibliothek und stellvertretenden Direktor des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung, Dr. Jürgen Warmbrunn. Seitens der Maćica Serbska nahm die Vorsitzende Dr. Anja Pohončowa die Bände in Empfang und gab sie in die Obhut der von Wito Bejmak geleiteten Sorbischen Zentralbibliothek in Bautzen.

    Zur Provenienzgeschichte

    Die Publikationsstelle Berlin-Dahlem wurde 1931 von dem deutschnational gesinnten Generaldirektor der Preußischen Staatsarchive Albert Brackmann als Publikationsfonds gegründet. Sie war zunächst am Preußischen Geheimen Staatsarchiv angesiedelt und fungierte als Geschäftsstelle der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft. Während der NS-Zeit half sie, mit einer völkischen Argumentation die Herrschaftsansprüche des Deutschen Reichs im östlichen Europa zu untermauern.

    Als wissenschaftliche Vereinigungen der Sorben in der Ober- und Niederlausitz waren die Maćica Serbska in Bautzen und die Maśica Serbska in Cottbus in der NS-Zeit von staatlicher Seite Willkür und Verfolgung ausgesetzt. 1937 wurden sämtliche Aktivitäten des Bundes wendischer Vereine Domowina verboten, 1941 das Vermögen der beiden Vereine beschlagnahmt, darunter auch die Bibliotheken. Das Reichsministerium des Innern sprach der Publikationsstelle Berlin-Dahlem den Hauptteil der beschlagnahmten Bücher und Zeitschriften zu. Dazu gehörten ebenfalls Bücher und Zeitschriften aus den Privatsammlungen von Michał Hórnik und Arnošt Muka, die in die Bibliothek der Maćica Serbska in Bautzen eingegangen waren. Weitere Nutznießer der Beschlagnahme waren die Universitätsbibliothek Leipzig und das Landratsamt in Bautzen. Wie viele andere Bibliotheken wurden die Bibliotheken der sorbischen Vereinigungen nicht nur geraubt, sondern auch ihr Sammlungszusammenhang zerstört.

    Im Spätwinter 1945 flohen die Mitarbeiter der Publikationsstelle vor der sowjetischen Armee aus Bautzen, wo sie eine Ausweichstelle unterhielten, nach Coburg. Mit ihnen gelangten Akten und ein großer Teil der Bibliothek in die damalige amerikanische Besatzungszone, von wo sie dann in die Vereinigten Staaten gebracht wurden.

    An das Herder-Institut in Marburg kamen die Bände im Jahre 1964, als etwa zwei Drittel der Bibliotheksbestände der Publikationsstelle Berlin-Dahlem, die wohl zum überwiegenden Teil in den Vereinigten Staaten an die Library of Congress in Washington, D.C., gegeben worden waren, an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben wurden und in die Obhut des Marburger Herder-Instituts gelangten.

    Weitere Information:
    – Herder-Institut: https://www.herder-institut.de/projekte/ns-raubgutforschung-in-der-forschungsbib...
    – Bestände der Sorbischen Zentralbibliothek und des Sorbischen Kulturarchivs: https://www.serbski-institut.de/bibliothek/virtueller-lesesaal/
    – Maćica Serbska: https://www.domowina.de/mitgliedschaft/mitgliedsvereine/macica-serbska


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Jürgen Warmbrunn


    Weitere Informationen:

    https://www.herder-institut.de/event/herder-institut-restituiert-bestaende-aus-d...


    Bilder

    Maćica Serbska Bestände
    Maćica Serbska Bestände
    Claudia Junghänel
    Herder-Institut


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Maćica Serbska Bestände


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