idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.01.2023 10:52

Zehntausende mögliche Katalysatoren auf dem Durchmesser eines Haars

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bei der Suche nach Katalysatoren für die Energiewende sind Materialien aus mindestens fünf Elementen besonders vielversprechend. Nur gibt es davon theoretisch Millionen – wie findet man da das leistungsstärkste? Einem Bochumer Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Alfred Ludwig, Leiter des Lehrstuhls Materials Discovery and Interfaces, MDI, ist es gelungen, in einem einzigen Schritt alle möglichen Kombinationen aus fünf Elementen auf einem Träger unterzubringen. Zusätzlich entwickelten die Forschenden eine Methode, um das elektrokatalytische Potenzial jeder einzelnen der Kombinationen in dieser Mikromaterialbibliothek im Hochdurchsatz zu analysieren.

    So wollen sie die Suche nach potenziellen Katalysatoren um ein Vielfaches beschleunigen. Das Team der Ruhr-Universität Bochum berichtet in der Zeitschrift Advanced Materials vom 21. Dezember 2022.

    Ein komplettes fünf-elementiges Materialsystem auf einem einzigen Träger

    Bei der Herstellung von Materialbibliotheken sogenannter Hochentropielegierungen setzen die Bochumer Forschenden auf ein Sputterverfahren. Dabei werden alle Ausgangstoffe zeitgleich aus verschiedenen Richtungen auf einen Träger aufgebracht. Auf jeder Stelle des Trägers schlagen sich die Ausgangsstoffe in verschiedenen Mischungsverhältnissen nieder. „Dieses Verfahren haben wir in der aktuellen Arbeit durch den Einsatz von Lochblenden so verfeinert, dass jede Materialmischung nur noch in einem winzigen Punkt von etwa 100 Mikrometer Durchmesser auf dem Träger entsteht“, beschreibt Alfred Ludwig. Dies entspricht ungefähr dem Durchmesser eines menschlichen Haars. „Durch die Miniaturisierung der Materialbibliotheken sind wir jetzt in der Lage, ein komplettes Fünf-Komponentensystem auf einem einzigen Träger unterzubringen – ein enormer Fortschritt“, ergänzt Dr. Lars Banko vom Lehrstuhl MDI, der seit kurzem das EXIST-geförderte Startup Projekt xemX leitet.

    Untersuchung mit hängenden Tropfen

    Für die Untersuchung der so entstandenen Materialien nutzen die Forschenden die sogenannte Scanning Electrochemical Cell Microscopy, kurz SECCM. Dabei werden über einen hängenden Nanotropfen eines Elektrolyts mit einem Tausendstel des Durchmessers eines Haares die elektrochemischen Eigenschaften des Materials in einem bestimmten Punkt gemessen. „Das erlaubt es uns, im Hochdurchsatz die Kandidaten mit der höchsten katalytischen Aktivität ausfindig zu machen, bei denen eine genauere Untersuchung lohnenswert erscheint“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Schuhmann, Leiter des Lehrstuhls für Analytische Chemie an der Ruhr-Universität.

    Mittels dieser Methoden wollen die Forschenden die Überfülle möglicher Materialien für neue Katalysatoren effizient durchsuchen, um katalytisch besonders aktive Kandidaten ausfindig zu machen. Katalysatoren werden zum Beispiel für Energiewandlungsprozesse benötigt, die es unter anderem ermöglichen könnten, Grünen Wasserstoff im großen Maßstab als umweltfreundlichen Energieträger zu nutzen.

    Förderung

    Die Arbeiten wurden gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen der Sonderforschungsbereiche/Transregios 87 (Projektnr. 138690629) und 247 (Projektnr. 388390466) sowie durch den Europäischen Forschungsrat (CasCat [833408] und Marie Skłodowska-Curie MSCA-ITN Single-Entity Nanoelectrochemistry Sentinel [812398]).


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Alfred Ludwig
    Materials Discovery and Interfaces
    Institut für Werkstoffe
    Fakultät für Maschinenbau
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: +49 234 32 27492
    E Mail: alfred.ludwig@rub.de


    Originalpublikation:

    Lars Banko, Emmanuel Batsa Tetteh, Aleksander Kostka, Tobias Horst Piotrowiak, Olga Anna Krysiak, Ulrich Hagemann, Corina Andronescu, Wolfgang Schuhmann, Alfred Ludwig: Microscale combinatorial libraries for the discovery of high-entropy materials, in: Advanced Materials, 2023, DOI: 10.1002/adma.202207635, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/adma.202207635


    Bilder

    In jeder Ansammlung von Punkten befindet sich eine einzelne Mikrobibliothek – jede einzelne davon enthält eine Zusammensetzungsvariation.
    In jeder Ansammlung von Punkten befindet sich eine einzelne Mikrobibliothek – jede einzelne davon e ...

    © Lars Banko


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Chemie, Energie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    In jeder Ansammlung von Punkten befindet sich eine einzelne Mikrobibliothek – jede einzelne davon enthält eine Zusammensetzungsvariation.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).