idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.01.2023 11:49

Die letzten Geheimnisse des Glimmers

Dr. Florian Aigner PR und Marketing
Technische Universität Wien

    Ein altbekanntes Mineral rückt durch Anwendungen in der Elektronik wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Die TU Wien zeigt, dass Glimmer Überraschungen bereithält.

    Glimmer ist auf den ersten Blick etwas ganz Gewöhnliches: Es ist ein häufiges Mineral, das etwa in Granit vorkommt, es wurde bereits unzählige Male untersucht, aus geologischer, chemischer und technischer Perspektive.

    Man könnte glauben, über so ein alltägliches Material lässt sich nichts Neuer mehr herausfinden. Doch das wäre ein Irrtum: Die Oberflächenphysikalischen Details von Glimmer wurden nämlich bisher noch nie auf atomarer Skala studiert – nun präsentierte allerdings ein Team der TU Wien dazu eine Studie im Fachjournal „Nature Communications“. Es gelang, die Verteilung von Kalium-Ionen auf der Glimmer-Oberfläche zu erklären. Das ist wichtig für die Forschung an Elektronik mit 2D-Materialien.

    Atomar dünne Schichten

    2D-Materialien sind eines der meisterforschten Themen in der aktuellen Materialwissenschaft: Seit es gelungen ist, bestimmte Materialien wie Graphen oder Molybdändisulfid herzustellen, die nur aus einer oder aus wenigen Lagen von Atomen bestehen, werden immer wieder neue Erkenntnisse über die ungewöhnlichen Eigenschaften dieser Materialien gewonnen.

    Glimmer ist in gewissem Sinn ein natürlich vorkommendes 2D-Material: Er besteht aus atomar dünnen Schichten, die je nach Glimmer-Typ unterschiedliche Atome enthalten können: Sauerstoff ist immer dabei, oft Silizium, häufig auch Kalium oder Aluminium. Der Schicht-Aufbau des Glimmers ist auch der Grund für sein charakteristisches Glänzen – oft erkennt man ein Farbenspiel, ähnlich wie bei einer dünnen Ölschicht auf einer Wasserpfütze.

    Kalium-Ionen im Ultrahochvakuum

    Die äußerste Schicht von Glimmer ist allerdings schwer zu untersuchen, denn dort lagern sich in natürlicher Umgebung sofort andere Atome und Moleküle aus der Luft an. Mit einem neuartigen Rasterkraftmikroskop an der TU Wien gelang es nun aber, die Oberfläche von Glimmer im Ultrahochvakuum abzubilden. „Dabei konnten wir uns ansehen, wie die Kalium-Ionen auf der Oberfläche verteilt sind“, sagt Giada Franceschi, die Erstautorin des aktuellen Papers, die im Team von Prof. Ulrike Diebold forscht. „Auch Einblicke in die Positionen der Aluminum-Ionen, die darunter liegen, konnten wir gewinnen – das ist eine experimentell besonders schwierige Aufgabe.“

    Die Aufnahmen der TU Wien zeigen: Die Kalium-Ionen sind nicht zufällig auf der Oberfläche verteilt, wie man das bisher vermutet hatte, sondern ordnen sich in winzigen Mustern an. Diese Verteilungen konnten mit Hilfe von Computersimulationen auch berechnet werden.

    Passender Isolator für 2D-Elektronik

    Wichtig könnte das unter anderem für Versuche sein, 2D-Materialien wie Graphen für elektronische Schaltungen zu verwenden. Dafür benötigt man nämlich auch passende Isolatoren – und Glimmer ist ein sehr naheliegender Kandidat dafür. „In solchen elektronischen Bauteilen spielen die Oberflächeneigenschaften von Glimmer eine ganz entscheidende Rolle“, sagt Giada Franceschi.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Giada Franceschi
    Institut für Angewandte Physik
    Technische Universität Wien
    Wiedner Hauptstraße 8-10, 1040 Wien
    +43 1 58801 13466
    giada.franceschi@tuwien.ac.at

    Prof. Ulrike Diebold
    Institut für Angewandte Physik
    Technische Universität Wien
    Wiedner Hauptstraße 8-10, 1040 Wien
    +43 1 58801 13425
    ulrike.diebold@tuwien.ac.at


    Originalpublikation:

    G. Franceschi et al., Resolving the intrinsic short-range ordering of K+ ions on cleaved muscovite mica, Nature Communications 14, 208 (2023, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster).


    Bilder

    Florian Mittendorfer, Erstautorin Giada Franceschi, Michael Schmid und Andrea Conti (v.l.n.r.)
    Florian Mittendorfer, Erstautorin Giada Franceschi, Michael Schmid und Andrea Conti (v.l.n.r.)
    TU Wien
    TU Wien


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Chemie, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Florian Mittendorfer, Erstautorin Giada Franceschi, Michael Schmid und Andrea Conti (v.l.n.r.)


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).