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27.01.2023 09:56

Leibniz Kolleg der Universität Tübingen wird 75 Jahre

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Auftakt der Hannah Arendt-Lecture: Jüdisch-deutsche Philosophin ist Namensgeberin der jährlichen Vorlesungsreihe – Livestream für die Öffentlichkeit

    Das Leibniz Kolleg der Universität Tübingen feiert 75-jähriges Jubiläum: 1948 gegründet, absolvieren hier jährlich Studierende ein interdisziplinäres Orientierungsstudium. Anlässlich des Jahrestags findet erstmals die Tübinger Hannah Arendt-Lecture statt, die künftig jährlich vom Leibniz Kolleg ausgerichtet wird. Sie erinnert an die deutsch-jüdische Philosophin und an ihre Vorträge über Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft am Leibniz Kolleg in den 1950er Jahren. Zur ersten Hannah Arendt-Lecture und Feier des 75. Jubiläums sind Medienvertreterinnen und -vertreter herzlich eingeladen:

    Am Sonntag, 5. Februar 2023, um 13:00 Uhr im Audimax der Universität (Neue Aula, Geschwister Scholl-Platz). Wir bitten um Anmeldung unter veranstaltungen@leibniz-kolleg.uni-tuebingen.de. Da nur noch wenige Plätze frei sind, wird die Veranstaltung zudem für die interessierte Öffentlichkeit im Livestream übertragen unter https://www.youtube.com/watch?v=tCSOTc_HbkQ.

    Es sprechen Rektorin Professorin Karla Pollmann; Professor Jan Born, Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats, und Ursula Konnertz, wissenschaftliche Leiterin des Leibniz Kollegs. Den Festvortrag „Die Last unserer Zeit – Hannah Arendt über Totalitarismus“ hält Professorin Barbara Hahn aus Vanderbilt.

    Das Leibniz Kolleg – „Demokratie durch Bildung“
    Kernkonzept des Leibniz Kollegs war seit Gründung im Februar 1948 „Demokratie durch Bildung“. Das Kollegienhaus sollte damals jungen Deutschen ein demokratisches Verständnis vermitteln und in den Kriegsjahren Orientierung und Handwerkszeug für Studienwahl und Studienalltag bieten. „Beide Bildungsziele sind heute, mehr als siebzig Jahre später, aktueller denn je“, sagt Ursula Konnertz, wissenschaftliche Leiterin des Kollegs.

    Seit 2016 ist es wieder Teil der Universität Tübingen: Der Studiengang Leibniz Kolleg, in den die Kollegiatinnen und Kollegiaten eingeschrieben sind, ist ein Studienvorbereitungsjahr, das wie ein erstes Collegejahr organisiert ist. Zurzeit absolvieren hier 53 Studierende ein Studium generale, das inhaltlich den historisch gewachsenen Schwerpunkt auf Bildung für Verantwortung, Demokratie, kritisches Denken und Nachhaltigkeit legt. Eng damit verbunden ist ein Studium sociale, ein selbstverwaltetes Zusammenleben und engagiertes Zusammenarbeiten auf der Basis von gegenseitigem Respekt und Solidarität in einem gemeinsamen Haus. Dies ermöglicht jungen Menschen eine persönliche Entwicklung in einer entscheidenden Übergangsphase ihres Bildungs- und Lebensweges.

    In zwei Semestern lernen sie Wissenschaft in ihrer disziplinären Vielfalt kennen und machen sich mit Arbeitsweisen unterschiedlicher Fachdisziplinen vertraut. Die gemeinsame Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Themen in Projektseminaren und im geteilten Alltag, ermöglichen, herauszufinden, wo die eigenen Interessen und Stärken liegen. Zudem geht es im Kollegsjahr auch darum, die fachliche und interdisziplinäre Arbeit gemeinschaftlich und nicht in Konkurrenz zu verwirklichen. Es gilt, Konflikte auszutragen und gemeinsam zu lösen, ein Studium und ein Leben zu planen, in dem es nicht nur um die eigene Karriere geht, sondern darum, Zukunft, Umwelt und Gesellschaft verantwortlich und kreativ mit zu gestalten. So übernehmen die Kollegiatinnen und Kollegiaten auch in der Stadtgesellschaft Verantwortung: sie arbeiten in einem Kooperationsprojekt mit einer Grundschule ehrenamtlich mit Kindern, die Interesse und Unterstützung brauchen.

    Hannah Arendt-Lecture
    Die Tübinger Hannah Arendt-Lecture findet 2023 zum ersten Mal anlässlich des 75. Jahrestages der Gründung des Leibniz Kollegs an der Universität Tübingen statt. Sie erinnert an die deutsch-jüdische Philosophin, die durch den Nationalsozialismus zur Emigration gezwungen wurde, und an ihre Vorträge über Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft am Leibniz Kolleg in den 1950er Jahren. Damit wird auch die in der Gründung durch Carlo Schmid und Romano Guardini in das Programm eingeschriebene zentrale Aufgabe des Leibniz Kollegs aufgenommen: Die Förderung demokratischer, politischer und sozialer Verantwortung der Studierenden nach der tiefen Verstrickung der Universitäten und der Wissenschaften in den Nationalsozialismus.

    In der Vorlesung geht es nicht um eine philologische Ausdeutung des Werks von Hannah Arendt, sondern darum, ihr einflussreiches Denken als Philosophin und politische Theoretikerin einem breiteren Publikum näher zu bringen. Die Lecture soll ebenso Arendts Einfluss auf die heutige Theoriebildung in den Geistes- und Sozialwissenschaften fördern und die Spuren ihres Denkens und die kritische interdisziplinäre Auseinandersetzung mit ihr in den aktuellen Strömungen der Philosophie, der Literatur-, Kunst- und Sozialwissenschaften, der Genderforschung sichtbar machen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Ursula Konnertz
    Universität Tübingen
    Leibniz Kolleg, Wissenschaftliche Leitung
    Telefon: + 49 (0)7071 2972149
    ursula.konnertz@uni-tuebingen.de


    Weitere Informationen:

    https://uni-tuebingen.de/de/89471


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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