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31.01.2023 10:21

Warum sind soziale Medien ein Nährboden für Hate Speech?

Karl J. Donath Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Die gesteigerte Sichtbarkeit von Debatten, die Anonymität der Nutzer:innen und die Empfehlungsalgorithmen der sozialen Medien: Das sind nur einige Gründe, warum sich Hass online so leicht verbreiten kann. In einem neuen Video der TUD-Reihe »Kurze Frage« spricht Kommunikationswissenschaftlerin Jun.-Prof. Anna Sophie Kümpel über Folgen von Hate Speech – und erklärt, was man dagegen tun kann.

    Ein Antisemitismus-Beauftragter verklagt Twitter, weil er auf der Plattform ungehindert mit Hass konfrontiert wird. Das Haus des YouTubers „Drachenlord“ wird von seinen Hatern belagert. Und Niedersachsen stockt das Personal für die landeseigene Zentralstelle für Hasskriminalität auf, weil es immer mehr Arbeit gibt. Das sind nur einige der Beiträge aus den letzten Wochen, die eine Suchanfrage nach „Hate Speech“ ergibt. Beleidigungen und Bedrohungen scheinen im Netz allgegenwärtig zu sein. Tatsächlich sagen laut einer aktuellen Studie der Landesanstalt für Medien NRW 36 Prozent der deutschen Internetnutzer:innen, dass sie häufig oder sehr häufig Hasskommentare bei Social Media sehen. Das ist mehr als in den Jahren zuvor.

    Warum nehmen wir immer mehr Hass im Netz wahr? Ein erster wichtiger Grund sei die gesteigerte Sichtbarkeit von Debatten auf sozialen Medien oder in Kommentarspalten auf Nachrichtenseiten, erklärt Juniorprofessorin Anna Sophie Kümpel vom Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden. „Ich kann sehen, wie Leute über aktuelle Themen diskutieren, und das häufig eben auch sehr emotional oder hasserfüllt.“ Hinzu komme, dass auf Facebook, Twitter & Co. vor allem negative, emotional aufgeladene und polarisierende Inhalte Aufmerksamkeit bekommen – sei es, weil User sie teilen oder der Empfehlungsalgorithmus sie präferiert. Außerdem erleichtern Anonymität und die Unsichtbarkeit des Gegenübers die Verbreitung von Hass. „So fehlen die sozialen Hinweise, die dafür sorgen, dass man freundlicher ist, weswegen es auf sozialen Medien einfacher ist, beleidigend zu kommunizieren.“ Schuld sind aber nicht allein die Plattformen. Auch motivationale Aspekte und Persönlichkeitsmerkmale begünstigen beleidigende Sprache. Wer sich oder seinen Standpunkt angegriffen fühlt, wird schneller ausfällig.

    „Hass hat natürlich vielfältige negative Auswirkungen, sowohl für die direkt Betroffenen als auch für die Gesellschaft.“ So könne die Konfrontation mit Hass in den sozialen Medien dazu führen, dass sich Betroffene aus dem politischen Diskurs zurückziehen. Das schade langfristig der Meinungsvielfalt im Netz. „Es ist auch bekannt, dass Hasskommentare unter journalistischen Beiträgen Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit dieser haben und so zum Vertrauensverlust in die Medien beitragen können.“

    Darum sei Gegenrede ein wichtiges Instrument, um dem Hass in den sozialen Medien entgegenzutreten, weiß Anna Sophie Kümpel. Auch aktives Community Management der Plattformen sowie das Melden und Anzeigen von Hass im Netz bei strafrechtlicher Relevanz sind wirksame Gegenmaßnahmen. „Insbesondere bei Jugendlichen ist außerdem die Ausbildung von Medienkompetenz elementar, um Hass identifizieren und damit umgehen zu können“, führt die Kommunikationswissenschaftlerin aus.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Jun.-Prof. Anna Sophie Kümpel
    Email: anna.kuempel@tu-dresden.de


    Weitere Informationen:

    Video
    https://anna-kuempel.de Webseite von Anna Sophie Kümpel


    Bilder

    Jun.-Prof. Anna Sophie Kümpel
    Jun.-Prof. Anna Sophie Kümpel

    Karl J. Donath / TU Dresden


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Jun.-Prof. Anna Sophie Kümpel


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