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15.02.2023 11:50

Soziale Medien bieten Raum für ein digitales Weltbürgertum

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Was sind das für Personen, die auf Social Media für Toleranz, Menschenrechte und gegen Autoritarismus posten?

    Soziale Medien wie Facebook oder Twitter haben in letzter Zeit häufig für negative Schlagzeilen gesorgt. Dabei geraten positive Aspekte, die mit den digitalen Plattformen verbunden sind, schnell aus dem Blick. Vor diesem Hintergrund hat eine neue Studie das soziale Online-Engagement von bewusst ausgewählten Nutzerinnen und Nutzern des Kurznachrichtendienstes Twitter untersucht. Die Autoren Dr. Roman Lietz von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und Dr. Fergal Lenehan von der Friedrich-Schiller-Universität Jena stellen fest, dass sozial engagierte Twitter-Nutzer trotz unterschiedlicher Biografien überraschende Gemeinsamkeiten aufweisen. „Diese digitalen Weltbürgerinnen und Weltbürger vertreten ähnliche Werte und werden von ähnlichen Motivationen und Perspektiven auf die Gesellschaft geleitet“, sagt Roman Lietz vom Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der JGU.

    „Digital Cosmopolitanism“ bisher erst wenig erforscht

    Es gibt kaum eine Mitteilung über die sozialen Medien, die nicht etwas Kritisches zum Ausdruck bringt. Seit Donald Trump Twitter auf eine bisher noch nicht gekannte Weise instrumentalisiert hat und auch angesichts der Radikalisierung und Vernetzung rechtsextremer Terroristen über die sozialen Medien, verdient das rechtspopulistische, agitatorische Potenzial von Facebook, Twitter, Telegram und Co eine besondere Aufmerksamkeit. Aber nur selten schauen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die andere Seite an: Die sozialen Medien als Ort für die Verbreitung von Werten der Solidarität und Verständigung.

    In ihrer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Studie „Tweeting the World a Better Place“ untersuchen Roman Lietz und Fergal Lenehan dieses digitale Weltbürgertum. Sie schauen auf die Beweggründe, Biografien und Charaktereigenschaften, die zehn verschiedene Menschen in ganz Europa dazu bewegen, sich auf Twitter etwa für Menschenrechte, Toleranz und gegen Autoritarismus zu positionieren. Im Fokus der qualitativen Untersuchung stehen nicht die großen Accounts von professionellen Influencerinnen und Influencern, sondern Menschen, wie man sie aus dem Alltag kennt.

    Parallelen zwischen herkömmlichen Ehrenämtern und sozialem Twitter-Engagement erkennbar

    Die Studie stellt fest, dass diese Menschen, ungeachtet ihres Alters, Wohnorts und auch spezifischer Interessen wie beispielsweise für den Klimaschutz, gegen Antisemitismus oder für LGBT-Rechte überraschende Gemeinsamkeiten hinsichtlich ihrer Werte, Motivationen und Perspektiven auf die Gesellschaft und der gesellschaftlichen Entwicklungen haben. Auch Parallelen zwischen herkömmlichen Ehrenämtern und dem kosmopolitischen Twitter sind deutlich erkennbar. „Wir sehen darin eine Form des digitalen bürgerschaftlichen Engagements“, beschreibt Lietz die Ergebnisse. Abschließend geht die Studie darauf ein, wie diese Form des Engagements und Einsatzes für „die Welt als Ganzes“ in einer manchmal rauen Umgebung der sozialen Medien bewerkstelligt werden kann.

    Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Persona Studies veröffentlicht und erfolgte im Rahmen des Forschungsprojekts Researching Digital Interculturality Co-operatively (ReDICo).

    Bildmaterial:
    https://download.uni-mainz.de/presse/06_interkulturelle_kommunikation_weltbuerge...
    JGU-Wissenschaftler Roman Lietz (l.) mit Fergal Lenehan von der Universität Jena bei einer Konferenz des Forschungsprojekts ReDICo im Sommer 2022
    Foto/©: Julia Baur/JGU

    https://download.uni-mainz.de/presse/06_interkulturelle_kommunikation_weltbuerge...
    Soziale Medien werden für neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements genutzt.
    Abb./©: Yury Shchipakin

    Weiterführende Links:
    https://redico.eu/de/ - Forschungsprojekt Researching Digital Interculturality Co-operatively (ReDICo)
    https://ikk.fb06.uni-mainz.de/ - Arbeitsbereich Interkulturelle Kommunikation

    Lesen Sie mehr:
    https://presse.uni-mainz.de/forschungsprojekt-zum-thema-digitale-interkulturalit... - Pressemitteilung „Forschungsprojekt zum Thema "Digitale Interkulturalität" erhält Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung“ (03.12.2020)
    https://presse.uni-mainz.de/aller-guten-dinge-sind-dreizehn-maerchen-aus-eurasie... - Pressemitteilung „Aller guten Dinge sind dreizehn: Märchen aus Eurasien“ (10.06.2020)
    https://presse.uni-mainz.de/chinas-weinbau-im-umbruch-jahrtausendealte-weinkultu... - Pressemitteilung „Chinas Weinbau im Umbruch: Jahrtausendealte Weinkultur legt Fundament für aufstrebende Weinproduktion im Reich der Mitte“ (15.04.2020)
    https://presse.uni-mainz.de/new-age-in-russland-deutsch-russisches-kooperationsp... - Pressemitteilung „New Age in Russland: Deutsch-russisches Kooperationsprojekt untersucht esoterische Strömungen seit 1960er-Jahren“ (14.08.2019)
    https://www.magazin.uni-mainz.de/wenn-man-eine-idee-hat-soll-man-einfach-machen/ - JGU-Magazin-Beitrag „‘Wenn man eine Idee hat, soll man einfach machen‘" (20.05.2014)
    https://presse.uni-mainz.de/germersheimer-studierende-praesentieren-maerchenbuch... - Pressemitteilung „Germersheimer Studierende präsentieren Märchenbuch mit Geschichten aus aller Welt in neun Sprachen“ (13.05.2014)


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Roman Lietz
    Projekt ReDICo
    Arbeitsbereich Interkulturelle Kommunikation
    Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    An der Hochschule 2
    76726 Germersheim
    Tel. +49 7274 508-35016
    E-Mail: rlietz@uni-mainz.de
    https://ikk.fb06.uni-mainz.de/dr-roman-lietz/


    Originalpublikation:

    Roman Lietz, Fergal Lenehan
    Tweeting the World a Better Place: Motivations and Values Underpinning the Creation of a Digital Cosmopolitan Persona
    Persona Studies, 1. Februar 2023
    DOI: 10.21153/psj2022vol8no3art1653
    https://ojs.deakin.edu.au/index.php/ps/article/view/1653


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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