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21.02.2023 11:20

Von den Lebenden und den Toten

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Tagung untersucht die Einrichtung und Formung von Räumen und Gemeinschaften anhand spätmittelalterlicher Memorialquellen

    In Totenverzeichnissen haben kirchliche Gemeinschaften im Mittelalter die Namen von Verstorbenen festgehalten, für die jährlich an ihrem Todestag eine Gedächtnisfeier oder eine andere Art des Gedenkens stattfinden sollte. Die Klöster, Stifte oder Pfarrkirchen erhielten für dieses Gedenken meist schon zu Lebzeiten der Person eine Stiftung, etwa in Form von Ländereien oder Nutzungsrechten. „Die Schenkungen oder Stiftungen wurden den Einrichtungen mit der Auflage überlassen, dass sie am Todestag eine Gedenkleistung erbrachten, beispielsweise indem eine Prozession erfolgte, eine Messe gelesen wurde oder Kerzen für den Verstorbenen aufgestellt wurden“, beschreibt Prof. Dr. Nina Gallion von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) die Vereinbarungen. Der Name des Spenders, sein Todestag und die Gedenkleistung wurden in Memorialquellen festgehalten, dazu zählen etwa Jahrzeitbücher oder Nekrologe. Bei einer Tagung in Mainz werden sich Historikerinnen und Historiker mit diesen Memorialquellen beschäftigen und untersuchen, welche religiösen Einrichtungen involviert waren, welche Netzwerke entstanden und welche Erinnerungsräume gebildet wurden.

    Die Totenbücher der Mainzer Klöster und Stifte beispielsweise vermitteln den Eindruck, dass die verzeichneten Verstorbenen, die zu ihren Lebzeiten als Stifter auftraten, nicht nur aus der Stadt Mainz, sondern auch aus dem weitläufigen Umland kamen. „Wir können anhand der Quellen feststellen, woher die Stifter kamen, welche Verbindungen zu anderen Klöstern bestanden und welche Netzwerke ein Kloster gepflegt hat“, sagt Nina Gallion, die an der Organisation der Veranstaltung beteiligt ist. Schwerpunktmäßig werden bei der Tagung spätmittelalterliche Memorialquellen herangezogen. Durch die Auswertung der Daten aus dem 13. bis 16. Jahrhundert lässt sich auch zeigen, welche religiösen Einrichtungen von welchen Personen und Personengruppen bevorzugt wurden.

    Tagung versammelt renommierte Historikerinnen und Historiker in Mainz

    Die dreitägige Tagung „Kartierung des Erinnerns. Formung von Räumen und Gemeinschaften in spätmittelalterlichen Memorialquellen“ findet vom 23. bis 25. Februar an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz statt. Am ersten Tag stehen die Akteure im Mittelpunkt, darunter Personen und Institutionen aus städtischem und adligem Kontext sowie geistliche Akteure wie Klöster, Domkapitel und Beginengemeinschaften. Der zweite Tag widmet sich den Medien des Erinnerns, wozu außer den Schriftquellen auch Sachquellen wie Grablegen, Banner und Leichentücher zählen. Ein Beitrag über jüdische Memorbücher richtet den Blick auf religiöse Praktiken außerhalb der für das mittelalterliche Europa typischen Dominanz des Christentums. Schließlich wird eine dritte Sektion den Fokus auf Prozesse legen, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen, beispielsweise Pilgerfahrten ins Heilige Land.

    Öffentliche Abendveranstaltung im Landesmuseum Mainz oder im Live-Stream

    Am Freitag, den 24. Februar findet um 20:00 Uhr ein öffentlicher Abendvortrag im Landesmuseum Mainz statt. Der Historiker und Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Romedio Schmitz-Esser von der Universität Heidelberg spricht über materielle Memorialzeugnisse und ihren Beitrag zur Kartierung des Raums. Die interessierte Öffentlichkeit ist zu dem Vortrag herzlich eingeladen. Der Abendvortrag kann auch im Stream verfolgt werden. Sowohl für die Veranstaltung im Landesmuseum als auch für den Zugang zum Stream wird um Anmeldung gebeten: https://vergleichendelandesgeschichte.geschichte.uni-mainz.de/anmeldung-tagung-k...

    Bildmaterial:
    https://download.uni-mainz.de/presse/07_historisches_seminar_spätma_memorialquel...
    Augenscheinkarte der Dinkelsbühler Stadtmarkung, 1590
    Foto/©: Bayerisches Hauptstaatsarchiv – Plansammlung 10295

    https://download.uni-mainz.de/presse/07_historisches_seminar_spätma_memorialquel...
    Nekrolog der Kirche in Borghorst (13.–15. Jh.)
    Foto/©: Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, W 005 / Msc. VII, Nr. 1322.
    https://www.archive.nrw.de/archivsuche?link=VERZEICHUNGSEINHEIT-Vz_1e507f99-26e6...

    Weiterführende Links:
    https://vergleichendelandesgeschichte.geschichte.uni-mainz.de/kartierung-des-eri... - Programm der Tagung

    Lesen Sie mehr:
    https://presse.uni-mainz.de/totenverzeichnisse-aus-dem-mittelalter-als-wertvolle... – Pressemitteilung „Totenverzeichnisse aus dem Mittelalter als wertvolle Quellen für historische Forschung“ (19.11.2021)
    https://presse.uni-mainz.de/wie-funktionierten-westeuropaeische-verwaltungen-im-... – Pressemitteilung „Wie funktionierten westeuropäische Verwaltungen im Spätmittelalter?“ (23.01.2020)
    https://presse.uni-mainz.de/zweite-foerderphase-der-digitalen-edition-der-augsbu... – Pressemitteilung „Zweite Förderphase der digitalen Edition der Augsburger Baumeisterbücher bewilligt“ (30.08.2017)


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Nina Gallion
    Spätmittelalterliche Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte
    Historisches Seminar
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-21159
    E-Mail: nina.gallion@uni-mainz.de
    https://vergleichendelandesgeschichte.geschichte.uni-mainz.de/prof-dr-nina-galli...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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