idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
01.06.2004 17:17

Martin Bucer - Die Renaissance eines großen Kirchenmanns

Dr. Johannes Schnurr Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

    Die Edition seiner Werke wirft neues Licht auf die Reformation - Vortrag von Thomas Wilhelmi und Stephen Buckwalter an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften am 8. Juni

    Martin Bucer (1491 - 1551) war ein Revoluzzer mit Geist und Gemüt. Im Gegensatz zu Luther und Zwingli brachte er seine theologischen Thesen eher leise zu Gehör. Dennoch fürchteten ihn seine Gegner, denn seine Rhetorik war geschliffen, seine Bildung umfassend, sein Wort besaß in politischen Kreisen höchstes Gewicht. "Ein gefährlich süßes Gift!", so nannten sie die Rede des gebürtigen Schlettstädters. Seiner Zeit galt er als Theologe ersten Ranges. 1517 immatrikulierte sich Bucer in Heidelberg, hier lernte er ein Jahr später auch Luther bei dessen Disputation persönlich kennen. Das Verhältnis der beiden war zugleich von wechselseitigem Respekt wie Distanz geprägt.

    Doch während Luther zur zentralen historischen Gestalt avancierte, geriet Bucer im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr in Vergessenheit. Diese Wahrnehmung beginnt sich gegenwärtig gleichwohl signifikant zu verändern. Seit dem 500. Geburtstag des Kirchenmanns im Jahre 1991 ist das Interesse an ihm und seinem Lebenswerk wieder erwacht. Erst allmählich wird kenntlich, in welchem hohen Maße Bucer die religiöse Erneuerung Deutschlands mitgestaltete, daß er einer der Väter und maßgeblicher Gestalter der Reformation war. Einen wesentlichen Anteil an dieser Neubewertung seiner Bedeutung für die europäischen Geistesgeschichte hat die Edition seiner Werke. Sie wird seit 1980 von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften betreut. Noch bis 2018 wird es dauern, bis alle deutschen Schriften des Gelehrten publiziert sind, inklusive Gesamtregister werden dann 23 Bände vorliegen.

    "Bucers Handschrift war katastrophal", so Dr. Thomas Wilhelmi, von der Bucer Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. "Es braucht jahrelange Übung und ein gerüttelt Maß an Geduld, um die Manuskripte fehlerfrei zu entziffern." Bucer selbst war sich dessen nur allzu deutlich bewußt und gab Briefempfängern deshalb schon von vorneherein den Rat: "Nemet zu hilff, wen yr kundt, das yrs leset, ich kann nit baß". Frei übersetzt: "Versucht zu lesen, was euch möglich ist, ich kann es eben nicht besser". Doch auch umfangreiche Kenntnisse des Lateinischen, der zeitgenössischen Theologie und Philosophie sind nötig, um diese Edition zu bewerkstelligen.

    Diesen ganz praktischen Problemen wie auch der Theorie moderner Editionsphilologie gehen Buckwalter und Wilhelmi in ihrem Vortrag "Martin Bucer, ein europäischer Reformator. Die Edition seiner Werke" nach. Weshalb lohnt sich die Herausgabe einer solchen Werkausgabe? Wo liegt ihr wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Wert? Mit welchen Schwierigkeiten ist sie verbunden? "Dies alles sind wichtige Fragen, die in der gegenwärtigen Diskussion über den Stellenwert von Bildung viel zu kurz kommen. Denn geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung ist unverzichtbar für den Wissenschaftsstandort Deutschland", ist Wilhelmi überzeugt. Die Bucer-Forschungsstelle gibt deshalb der interessierten Öffentlichkeit einen spannenden und detailreichen Einblick in Bucers Bedeutung. Dabei spricht Herr Dr. Stephen Buckwalter über Bucers Bedeutung für Heidelberg und Europa sowie Wilhelmi über das Spätwerk und die tägliche Arbeit in der "Werkstatt" einer solchen Ausgabe.

    Thema: "Martin Bucer, ein europäischer Reformator. Die Edition seiner Werke."
    Ort: Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Karlstraße 4, 69117 Heidelberg
    Datum: Dienstag, 8. Juni
    Uhrzeit: 18:15 Uhr
    Der Eintritt ist kostenlos

    Rückfragen bitte an:

    Dr. Johannes Schnurr
    Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
    Telefon: 06221 / 54 34 00
    Fax: 06221 / 54 33 55
    E-Mail: johannes.schnurr@urz.uni-heidelberg.de
    www.haw.baden-wuerttemberg.de

    sowie

    Dr. Thomas Wilhelmi
    Bucer der Forschungsstelle
    der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
    Telefon: 06221 / 54 43 96
    Fax: 06221 / 54 43 95
    bucer@urz.uni-heidelberg.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).