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06.03.2023 13:44

Gender Pay Gap großteils ein Pflege- und Fürsorge-Gap: Patrizia Kokot-Blamey über die Gender-Gehaltslücke

Bianca Volk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V.

    Zwischen den Gehältern von Männern und Frauen gibt es einen Unterschied in der Höhe – den sogenannten Gender Pay Gap. An der Entgeltlücke zwischen Mann und Frau hat sich wenig getan. Wie im Vorjahr liegt der Unterschied bei rund 18% oder 8.856 Euro brutto im Jahr, bei einem Durchschnittsgehalt von 49.200 Euro. Das hat Konsequenzen für den Gender Gap in der Eigentums- und Immobilienanschaffung und auch in der Rente. VHB expert Dr. Patrizia Kokot-Blamey, Senior Lecturer an der Queen Mary, University of London, erklärt, warum der Gender Pay Gap vor allem ein Pflege- und Fürsorge-Gap ist und warum Männer mehr Verantwortung in der Versorgung und Pflege Angehöriger übernehmen müssen.

    Frauen kümmern sich weiterhin mehr um andere
    Ein Großteil des Gender Pay Gap ist durch den Gender Care Gap begründbar. Dies geht aus dem Vergleich zwischen unbereinigtem (18%) und bereinigtem Gender Gap (7%) hervor. Letzterer bezieht Faktoren wie zum Beispiel Beschäftigungsumfang, Qualifikationen und Erfahrung mit ein. Frauen kümmern sich im Durchschnitt 50 Prozent mehr um Kleinkinder und um alle anderen, die pflegebedürftig sind. Der Care Gap erinnert vor allem daran, dass Männer trotz des Umschwungs in der deutschen Familienpolitik zu „gender-neutralen“ Maßnahmen, beispielsweise dem Elterngeld Plus, weiterhin von der Verantwortung der alltäglichen Sorge um Haushalt, Kleinkinder und Pflegebedürftige befreit bleiben. In der Kinderbetreuung zum Beispiel wurde in den letzten Jahren nur ein kleiner Anstieg des Väteranteils ermittelt.

    Fremdbetreuung ist eine Verschiebung des Problems
    Viele sehen eine mögliche Lösung in der stärkeren Vollzeit-Einbindung von Frauen in den Arbeitsmarkt. Mehr Pflege- und Betreuungsbedürftige, zum Beispiel Kleinkinder, bis zu Vollzeit in Fremdbetreuung zu geben, kann sich jedoch zum einen negativ auf deren Stresslevel auswirken – dies bestätigt eine aktuelle Studie aus Norwegen. Zum anderen bedeutet die Verschiebung der Care-Arbeit hin zu (schlechter bezahlten) Frauen, dass diese ihre eigenen Kinder zurücklassen. Dies verstärkt strukturelle gesellschaftliche Ungleichheiten.

    Frauen müssen nicht mehr Lohn-Arbeit, aber Männer mehr Care-Arbeit leisten
    Hochwertige Fremdbetreuung ist eine wichtige Unterstützung des Familienlebens in einer funktionierenden Sozialdemokratie. Dennoch sollte eine Austauschbeziehung zwischen der Erwerbstätigenquote und dem Wohlbefinden von vor allem Kleinkindern politisch anerkannt werden. Der Fokus in der Debatte um den Gender Pay Gap sollte nicht primär auf der Erwerbstätigenquote und den Arbeitsstunden der Frauen liegen, sondern auf der weiterhin unzeitgemäßen Zurückhaltung von Männern im Hinblick auf Sorge-Arbeit.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Patrizia Kokot-Blamey
    Senior Lecturer / Associate Professor in Organisation Studies
    Queen Mary, University of London
    E-Mail: p.kokot-blamey@qmul.ac.uk


    Originalpublikation:

    https://www.vhbonline.org/fileadmin/user_upload/VHB_expert_Statement_Gender_Pay_...


    Weitere Informationen:

    https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10253890.2022.2048371


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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