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07.03.2023 14:15

Universität Tübingen baut Forschungsstelle Rechtsextremismus auf

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Forschende wollen Einstellungen, Lebenswelten und Kommunikation von Rechtsextremisten analysieren – Enge Kooperation mit Dokumentationsstelle Rechtsextremismus und weiteren Partnern

    Die Universität Tübingen wird im Auftrag des Landes Baden-Württemberg eine Forschungsstelle Rechtsextremismus aufbauen. „Unser Ziel ist die Stärkung gesellschaftlicher und staatlicher Strukturen gegen rechtsextreme Ideologien und Praktiken mithilfe der Forschung“, sagte der Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, Professor Ansgar Thiel, am Dienstag in Tübingen. „Wir wollen dabei sowohl die Entstehung und Verbreitung rechtsextremer Einstellungen und Praktiken erforschen, als auch die jeweils aktuellen Bedrohungspotentiale für die offene Gesellschaft identifizieren.“

    Die Forschungsstelle wird drei Professuren umfassen, die vom Land Baden-Württemberg finanziert werden, darunter die bundesweit erste Professur für Rechtsextremismusforschung im Bereich der Politikwissenschaft. Zusätzlich finanziert die Universität eine Juniorprofessur zur Erforschung von Antisemitismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Dazu kommen weitere Stellen für wissenschaftliche sowie unterstützende Aufgaben. Das Land finanziert die Forschungsstelle mit insgesamt 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Darüber hinaus soll die neue Einrichtung Drittmittel für einzelne Forschungsprojekte einwerben.

    Die Forschungsstelle wird eng mit der Karlsruher Dokumentationsstelle Rechtsextremismus zusammenarbeiten, deren Einrichtung von der baden-württembergischen Landesregierung bereits 2020 beschlossen worden war. Weitere Kooperationspartner sind die Hochschule Esslingen, die Hochschulen für Verwaltung in Kehl und Ludwigsburg, die baden-württembergische Polizeihochschule, der Gedenkstättenverbund Gäu-Neckar-Alb sowie die Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung. Der Aufbau der Forschungsstelle soll noch 2023 beginnen.

    Ein Schwerpunkt der Forschung wird die Analyse rechtsextremer Kommunikation auf unterschiedlichsten digitalen Plattformen und in den sozialen Medien sein. Dabei soll unter anderem untersucht werden, wie rechtsextreme Diskurse, Medien und Strategien die demokratische Debattenkultur beschädigen. „Soziale Medien spielen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts und der Kommunikation zwischen rechtsextremen Akteurinnen und Akteuren“, sagte Professorin Tanja Thomas, Inhaberin des Lehrstuhls Transformationen der Medienkultur der Universität Tübingen.

    Die für die Forschungsstelle zu berufenden Professorinnen und Professoren sollen sich mit Rechtsextremismus aus politikwissenschaftlicher, medienwissenschaftlicher und erziehungswissenschaftlicher Perspektive auseinandersetzen, wie Thiel erläuterte: „Die Idee ist, sämtliche Aspekte der Erforschung des Rechtsextremismus zu berücksichtigen, von der Ideologie, über den Alltag rechtsextremer Milieus bis hin zu konkreten Aktivitäten einzelner Akteurinnen und Akteure.“ Dabei würden die Forschende ein breit gefächertes Spektrum von Methoden einsetzen, um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten. Die Forschungsstelle werde dabei sowohl die rechte Szene in Baden-Württemberg beleuchten als auch bundesweite und punktuell internationale Verflechtungen der rechten Szene in den Blick nehmen.

    Thiels Vorgänger im Amt des Dekans, der Politikwissenschaftler Professor Josef Schmid, sagte, die Forschungsstelle könne auf eine Reihe von wissenschaftlichen Projekten an der Universität Tübingen aufbauen, darunter der Demokratie-Monitor Baden-Württemberg, der Sonderforschungsbereich „Bedrohte Ordnungen“ oder ein Promotionskolleg zum Rechtsextremismus. Die Tübinger Informatik mit ihrem Schwerpunkt in Künstlicher Intelligenz wird Forschungsaktivitäten ebenso unterstützen wie das Zentrum für Methoden. Die Zentren für Wissenschaftskommunikation und Medienkompetenz der Universität sind weitere Partner in Forschung und Transfer von Forschungsergebnissen in die Zivilgesellschaft.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Ansgar Thiel
    Universität Tübingen
    Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
    Telefon: +49 (0)7071 29-72992
    dekan<at>wiso.uni-tuebingen.de

    Prof. Dr. Tanja Thomas
    Universität Tübingen
    Institut für Medienwissenschaft
    Telefon: +49 (0)7071 29-76816
    tanja.thomas<at>uni-tuebingen.de

    Prof. a.D. Dr. Josef Schmid
    Universität Tübingen
    Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
    josef.schmid <at>uni-tuebingen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik
    überregional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

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