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22.03.2023 08:39

Biophysik: Tröpfchen in Bewegung

LMU Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    LMU-Physiker untersuchen die Dynamik von aktiven Protein-Tröpfchen in der Zelle.

    Die Trennung von Öl und Wasser ist ein klassisches Beispiel: Phasenseparation, also die Trennung von Gemischen in ihre Bestandteile, ist in der Natur allgegenwärtig. Auch in der Zelle wurden biomolekulare Tröpfchen, die durch Phasentrennung von Proteinen und Nukleinsäuren entstehen, vielfach nachgewiesen. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Zellbiologie, indem sie beispielsweise ein lokales Umfeld für chemische Reaktionen schaffen und für die Lokalisierung von Proteinen in der Zellmitte während der Zellteilung verantwortlich sind. Ein Team um den LMU-Physiker Professor Erwin Frey hat nun das Verhalten von Enzym-Tröpfchen untersucht und gezeigt, dass diese sich in der Zelle gerichtet bewegen können.

    In einem thermodynamischen Gleichgewichtssystem wachsen große Tröpfchen auf Kosten kleinerer Tröpfchen, weil ein Zustand mit vielen Tröpfchen nicht stabil ist. In der Zelle dagegen werden, wie verschiedentlich gezeigt wurde, die Tröpfchen häufig durch Energiezufuhr aus dem Gleichgewicht gebracht. „Dies führt zu ganz neuartigen Erscheinungen“, sagt Frey. Mit seinem Team hat er die Mechanismen von Tröpfchen untersucht, die aus Enzymen bestehen, die chemische Reaktionen zwischen Proteinen katalysieren. Mithilfe eines Minimalmodells konnten die Forschenden zeigen, dass sich diese enzymatischen Tröpfchen gerichtet bewegen können und in abgeschlossenen Behältern gezielt in die Mitte des Behälters „wandern“.

    „Diese Eigenschaft ähnelt dem Mechanismus, mit dem Protein-Tröpfchen die Zellmitte in Prokaryoten (Bakterien) finden und die korrekte Zellteilung kontrollieren können”, sagt Frey. Unter anderen Bedingungen können die Tröpfchen, abhängig von ihrer Größe, sich aber auch teilen und einen Zustand mit vielen Tröpfchen stabilisieren. „Das steht im Gegensatz zu der Dynamik, die man im thermischen Gleichgewicht erwarten würde.“, so Frey. „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Rolle von chemischen Reaktionen bei der Tröpfchenbildung, was ein breites und sehr aktives Forschungsgebiet darstellt.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Erwin Frey
    Statistische und Biologische Physik
    Fakultät für Physik der LMU
    E-Mail: frey@lmu.de
    Tel.: +49 (0) 89 / 2180-4538
    https://www.theorie.physik.uni-muenchen.de/lsfrey/members/group_leaders/erwin_fr...
    https://www.theorie.physik.uni-muenchen.de/lsfrey/group_frey/index.html


    Originalpublikation:

    Leonardo Demarchi, Andriy Goychuk, Ivan Maryshev, Erwin Frey: Enzyme-enriched condensates show self-propulsion, positioning, and coexistence. Physical Review Letters 2023


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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