idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.03.2023 14:23

AOP-Vertrag auf dem Prüfstand: DGIM kritisiert mangelnde Berücksichtigung von Kontextfaktoren und fordert Einbindung

Dr. Andreas Mehdorn Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

    Seit Jahresbeginn gilt ein neuer Vertrag für ambulantes Operieren (AOP), der zahlreiche Eingriffsarten, die bislang stationär im Krankenhaus durchgeführt wurden, in den ambulanten Sektor verlagert. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) begrüßt Maßnahmen zur Ambulantisierung und Optimierung der Versorgung. Allerdings berücksichtigt der Vertrag in der Entscheidungsfindung für oder wider eine ambulante Behandlung unter anderem Kontextfaktoren sowie individuelle Wünsche der Patientinnen und Patienten unzureichend, kritisiert die Fachgesellschaft gemeinsam mit den internistischen Schwerpunktgesellschaften in einer aktuellen Stellungnahme.

    In der Stellungnahme hat die DGIM gemeinsam mit den Schwerpunktgesellschaften Punkte zusammengetragen, die bei der Weiterentwicklung des AOP-Kataloges bedacht werden sollen. Zudem fordert die DGIM die Selbstverwaltung auf, die medizinisch-wissenschaftliche Expertise der Fachgesellschaften bei weiteren Gestaltungen des AOP-Kataloges einzubeziehen.

    *******************************************************************************

    Ende 2022 haben sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) auf den neuen AOP-Katalog verständigt, der alle Eingriffe aufführt, die ambulant vorgenommen werden müssen. Die Neufassung zeigt einen deutlichen Schritt in Richtung Ambulantisierung: 208 weitere Operationen und Behandlungsmaßnahmen, die bislang vorwiegend stationär erfolgt sind, sollen nun ambulant durchgeführt werden. Darunter fallen beispielsweise viele endoskopische Eingriffe. „Grundsätzlich begrüßen wir die Bemühungen zur Ambulantisierung, sehen in dem neuen Vertrag aber auch einige problematische Punkte und dringenden Nachbesserungsbedarf, insbesondere bei den sogenannten Kontextfaktoren“, sagt Professor Dr. med. Georg Ertl, Generalsekretär der DGIM.

    Ertl fordert, dass bei der Entscheidung für eine ambulante oder stationäre Behandlung auch die häusliche Versorgungssituation der Betroffenen sowie die Meinung der Patientinnen und Patienten selbst berücksichtigt werden sollten. „Die Patientinnen und Patienten sollten ausdrücklich in die Entscheidung, wo, wie und durch wen die Maßnahme durchgeführt wird, mit einbezogen werden“, so Ertl. Besonders wichtig sei es, dass bei ambulanten Eingriffen dieselben Qualitätsmaßnahmen etabliert werden wie bei stationären Eingriffen. Bei der Entscheidung für oder gegen einen ambulanten Eingriff müssen Kontextfaktoren deutlich stärker Berücksichtigung finden, so Ertl. „Im aktuellen Vertrag finden wichtige Fragen zu wenig Berücksichtigung, etwa danach, ob die Betroffenen pflegebedürftig und bewegungseingeschränkt sind, in ihrem Alltag Hilfe benötigen oder aufgrund ihrer Konstitution nach einer Betäubung ein erhöhtes Delir-Risiko haben“, weist der Internist auf Verbesserungsbedarf vor allem in Hinblick auf die Situation geriatrischer Patientinnen und Patienten hin.

    Dies gelte auch für die Themen Multimorbidität und Komorbiditäten, zum Beispiel eine fortgeschrittene chronische Nierenkrankheit oder Herzinsuffizienz, die Stoffwechsellage und Therapiestrategien bei Diabetes, Immunsuppression sowie chronisch entzündliche und rheumatische Erkrankungen. „All diese Thematiken bildet der AOP-Vertrag medizinisch unzureichend ab“, konstatiert auch Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, CO-Vorsitzender der DGIM-Kommission Struktur der Krankenversorgung.

    Die DGIM fordert deshalb dringend eine Weiterentwicklung des AOP-Vertrages. „Kontextfaktoren sollten regelmäßig überprüft und angepasst werden. Außerdem braucht es regionale Vereinbarungen, um etwa im ländlichen Raum einer Unterversorgung durch strukturbedingte Faktoren zuvorzukommen“, so Müller-Wieland. Für die Ausarbeitung der Kriterien, wann eine ambulante Behandlung durchgeführt werden soll, sei es dringend angeraten, die Expertise der medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften zu Rate zu ziehen. „Die DGIM und ihre Schwerpunkte verfügen über das nötige Fachwissen für die verlässliche, qualitätsorientierte Weitergestaltung des AOP-Katalogs. Wir erwarten daher, in diesen Prozess miteingebunden zu werden“, sagt Ertl abschließend.

    Zur vollständigen Stellungnahmen: https://www.dgim.de/fileadmin/user_upload/PDF/Publikationen/Stellungnahmen/20230...

    Bei Veröffentlichung Belege erbeten.

    Sie finden diese Meldung auch online unter: https://www.dgim.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/

    Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V.
    Dr. Andreas Mehdorn
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-313
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: mehdorn@medizinkommunikation.org
    https://www.dgim.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Politik
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).