Dr. Jana Jünger und Projektteam Medi-KIT, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, mit Preis für Gesundheitskommunikation ausgezeichnet / Medi-KIT verbessert Einfühlungsvermögen und Kommunikationsfähigkeit
Wie lernen angehende Ärzte eine einfühlsame Gesprächsführung und den sensiblen Umgang mit Patienten? Dieser wichtige Bereich ist im Medizinstudium bislang vernachlässigt worden. Im Rahmen des reformierten Studiengangs Medizin an der Universität Heidelberg (HEICUMED) wird seit 2001 dazu das innovative Projekt Medi-KIT angeboten.
Die BLEIB GESUND Stiftung, Bad Homburg, hat das Projekt mit dem Oskar-Kuhn-Preis 2004 in der Kategorie Wissenschaft gewürdigt: Ausgezeichnet wird Dr. Jana Jünger, Oberärztin an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, stellvertretend für die Projektgruppe Medi-KIT sowie die gesamte Medizinische Fakultät Heidelberg, die das Kommunikations- und Interaktions-Training für Medizinstudenten erfolgreich entwickelt und im neuen praxisnahen Studiengang HEICUMED etabliert haben. Schirmherrin Prof. Dr. Rita Süßmuth überreichte den Preis an Dr. Jünger am 4. Juni im Rahmen des Hauptstadtkongresses für Medizin und Gesundheit in Berlin. Zusammen mit Dr. Jana Jünger wurden die Projektmitglieder Christiane Roth (Assistenzärztin), Dr. Christoph Nikendei (Assistenzarzt), Kalliope Eberhardt (Schauspieltrainerin), Renate Strohmer (Schauspieltrainerin) und Marianne Völkl (Technische Assistentin) geehrt. Von dem mit insgesamt 12.800 Euro dotierten Oskar-Kuhn-Preis erhält das Projekt anteilig 6.400 Euro zur Förderung.
Die BLEIB GESUND Stiftung prämiert Projekte und Studien, die neue Wege in der Gesundheitskommunikation gehen. Neue kommunikative Ansätze sollen den Genesungsprozess erkrankter Menschen aktiv und langfristig unterstützen.
Laienschauspieler als "Standardisierte Patienten" / Gleichzeitig Diagnostikschulung
Wie informiert man Angehörige über den Tod eines Patienten? Wie kann depressiven und suizidgefährdeten Menschen geholfen werden, die Rat und Hilfe beim Arzt suchen? Und wie erreicht man Patienten, die ihre Beschwerden nicht ernst nehmen? Mit Medi-KIT trainieren Studenten einmal wöchentlich Arzt-Patienten-Gespräche, die im Klinik- und Praxisalltag ständig vorkommen: Krankengeschichten, Aufklärungs- und Beratungsgespräche sowie das Übermitteln schlechter Nachrichten.
Speziell vorbereitete Laienschauspieler konfrontieren als "Standardisierte Patienten" die angehenden Ärzte mit verschiedenen Symptomen, Problemen und Charakteren: Von Bauchschmerzen über Herzrasen bis Schlaflosigkeit, von schüchtern bis aggressiv - die Studenten lernen, sich auf verschiedene Gesprächssituationen einzulassen, einfühlsam und verständlich mit ihren "Patienten" zu sprechen sowie für die Anamnese wichtige Informationen zu erhalten. Die Gespräche werden aufgezeichnet; per Videoaufnahme können die Teilnehmer anschließend ihr Kommunikationsverhalten beobachten und dadurch verbessern. Ein weiterer Vorteil von Medi-KIT: Die Studenten erhalten von den Schauspielern unmittelbar Feedback zu ihrer Gesprächsführung, eine Reaktion, die im normalen Arztalltag kaum vorkommt.
"Mit Medi-KIT können wir Ängste und Verunsicherungen der Studenten abbauen. Davon profitieren die späteren Patienten", erklärt Dr. Jana Jünger. "Das Kommunikationstraining ist gleichzeitig eine Diagnostikschulung. Die Schauspieler simulieren typische Beschwerdebilder aus der Inneren Medizin. Den Studenten, Schauspielern und Dozenten macht das Training großen Spaß." Die Dozenten besuchen regelmäßig Kurse, um für ihren Lehreinsatz bei Medi-KIT bestens gerüstet zu sein.
Praxisnahes Heidelberger Curriculum Medicinale (HEICUMED) seit 2001
Bisher hat das Arzt-Patienten-Gespräch im Medizinstudium keine große Rolle gespielt. Entsprechend unvorbereitet mussten junge Ärzte schwierige Gesprächssituationen meistern, z.B. wenn der Patient unheilbar krank ist oder kaum Deutsch spricht. "Hier bestand abso-luter Nachholbedarf", sagt Dr. Jünger. "Zur Einführung des praxisnahen Curriculums in Heidelberg gehörte deshalb auch, die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten der angehenden Ärzte zu verbessern."
Medi-KIT ist ein Baustein des Heidelberger Curriculum Medicinale (HEICUMED). Das neue Lehrkonzept hat die Medizinische Fakultät Heidelberg im Jahr 2001 eingeführt und damit ein Modell für die gesamte klinische Ausbildung in Deutschland geschaffen. Frontalunterricht wurde abgeschafft. Das Motto lautet nun: praxisbezogener Unterricht in Kleingruppen, Vorlesungen, die sich nicht an Krankheitsbildern, sondern an Leitsymptomen wie Kopfschmerzen oder Atemnot orientieren, mehrwöchiger Blockunterricht, in dem die Studenten sich intensiv mit dem Fach beschäftigen sowie eng mit ihren Dozenten zusammenarbeiten, Seminare zur aktiven Erarbeitung des Stoffes, Arbeit auf den Stationen, Unterricht direkt am Krankenbett, praktische Übungen wie Magensonde legen oder Verbandtechniken an Modell-Puppen sowie Medi-KIT, das Kommunikationstraining mit "Standardisierten Patienten".
Ansprechpartner:
Dr. Jana Jünger
Medizinische Universitätsklinik
Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg
Tel. 06221 / 56 86 57 - Fax 06221 / 56 55 19
Email: Jana_Juenger@med.uni-heidelberg.de
Weitere Informationen zu HEICUMED und Medi-KIT im Internet unter:
http://www.heicumed.de
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~r28/dozentenschulung/index.php4?cat=presse
http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/Downloads/medikit.pdf
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Dr. Jana Jünger, Oberärztin an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. / Foto: Privat.
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Mit Medi-KIT trainieren Medizinstudenten Arzt-Patienten-Gespräche vor laufender Kamera. Laienschausp ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
Deutsch
Dr. Jana Jünger, Oberärztin an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. / Foto: Privat.
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Mit Medi-KIT trainieren Medizinstudenten Arzt-Patienten-Gespräche vor laufender Kamera. Laienschausp ...
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