idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.06.2004 14:51

Wissen ist Fracht

Dr. Frank Stäudner Kommunikation
Leibniz-Gemeinschaft

    Das "Jahr der Technik" geht aufs Wasser - Schwerpunkt im neuen Leibniz-Journal: die MS Technik auf großer Fahrt - Hans-Olaf Henkel: "Die Konfrontation mit der Öffentlichkeit zwingt die Wissenschaftler, eine ganz andere Sprache zu finden, um ihre Forschung verständlich zu machen."

    BERLIN. "Leinen los!", heißt es am 4. Juni am Schiffbauerdamm. Die MS Technik geht auf große Fahrt quer durch Deutschland. Der Lastkahn hat in seinem Rumpf jede Menge Spannendes aus der Wissenschaft geladen. Die Ausstellung ist nur einer der zahlreichen Beiträge der Initiative "Wissenschaft im Dialog" zum Jahr der Technik. Maßgeblich beteiligt ist die Leibniz-Gemeinschaft mit ihren 80 Forschungsinstituten. Pünktlich zum Start des Schiffs erscheint ein Leibniz-Journal mit Informationen rund um die MS Technik und die Gemeinschaftsinitiative der Wissenschaftsorganisationen.

    Berlin, Dresden, Hamburg, Wolfsburg, Münster, Frankfurt - dies sind nur einige der Stationen der MS Technik auf ihrem Weg über Flüsse und Kanäle zum Wissenschaftssommer in Stuttgart. Dort ankert das Schiff Ende September. Zum dritten Mal geht jetzt eine Ausstellung per Schiff auf Reisen mit dem Ziel, Wissenschaft in die Bevölkerung hineinzutragen und Menschen für die Forschung zu begeistern. Im aktuellen "Jahr der Technik" sind es Glanzstücke der Technik, die den Bauch des Schiffes füllen. Technik wird dort als Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten präsentiert. Die Exponate sollen erfahrbar werden und deshalb gibt es vieles zu sehen, zu hören, anzufassen und auszuprobieren.

    "Wissenschaft im Dialog" ist eine gemeinsame Initiative der führenden deutschen Wissenschaftsorganisationen, die auch den Löwenanteil der Kosten tragen und damit ein klares Ziel verfolgen: Der ständige Austausch zwischen Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit soll das Interesse an Forschung nachhaltig fördern. "Durch 'Wissenschaft im Dialog' ist es in den letzten Jahren in ganz Deutschland zu echten Begegnungen zwischen Wissenschaftlern und Bürgern gekommen", sagt Frank Stäudner, Pressesprecher der Leibniz-Gemeinschaft, die zu den insgesamt zwölf Mitgliedern der Initiative gehört. Die Aktivitäten sind zahlreich und vielfältig: Ausstellungen, Tage der offenen Tür, Veranstaltungsreihen, Technikprojektwochen speziell für Mädchen oder allgemeinverständliche Vorlesungen, zu denen keine Vorkenntnisse, wohl aber Lust am Denken mitzubringen sind. "Die Ziele und Anliegen der Wissenschaft müssen in einer Sprache vermittelt werden, die jeder versteht. Nur so kann eine interessierte und informierte Öffentlichkeit auch entsprechenden Druck auf die Politik ausüben. Es wird endlich Zeit, dass Forschung und Entwicklung einen höheren Stellenwert bekommen und Politiker mehr an unsere Kinder denken als an ihre Wähler", sagt Hans-Olaf Henkel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft.

    Wissenschaft und Forschung spannend und anschaulich zu zeigen, ist seit jeher ein Anliegen der Leibniz-Gemeinschaft. Als einzige unter den großen Wissenschaftsorganisationen verfügt sie über Forschungsmuseen. Ob Deutsches Museum (DM) in München, Museum Alexander Koenig (ZFMK) in Bonn, Naturmuseum Senckenberg (FIS) in Frankfurt oder Deutsches Bergbau-Museum (DBM) in Bochum - sie alle gehören in Sachen begreifbare Wissenschaft zu den ersten Adressen in Deutschland. "Jedes Jahr besuchen Millionen Menschen unsere Museen, die bei der Vermittlung von Wissenschaft eine ganz bedeutende Rolle spielen", sagt Leibniz-Präsident Henkel. "Aber durch Wissenschaft im Dialog kam etwas zustande, das Museen nicht leisten können: Der direkte, persönliche Kontakt zwischen Besuchern und Wissenschaftlern. Die Konfrontation mit der Öffentlichkeit aber zwingt die Wissenschaftler, eine ganz andere Sprache zu finden, um ihre Forschung verständlich zu machen." Frank Stäudner ergänzt: "Es gab dabei eine erstaunliche Wirkung nach innen, denn die sonst so trockene Wissenschaftssprache wird nun zunehmend auch in Fachvorträgen durch eine lebendige, verständliche Sprache ersetzt. Auch der Umgang der Wissenschaftler mit ihrer Wissenschaft hat sich durch den Dialog mit der Öffentlichkeit ein wenig verändert."

    Mit an Bord der MS Technik ist das Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW). Es zeigt, wie winzige Röhrchen aus Kohlenstoffatomen, so genannte Nanotubes, als Bausteine in künftigen hoch leuchtenden und extrem flachen Bildschirmen genutzt werden können. Dirk Lindackers vom IFW erklärt: "Viele solcher Röhrchen formen eine Art englischen Rasen. An seine Wurzeln legen wir eine Grundspannung und je nach Bodenbeschaffenheit - bei uns ist dies technisch ein Substrat - können wir einzelne Elektronen aus den einzelnen Grashalmen schießen." Die Nanotubes werden derzeit für viele industrielle Anwendungen diskutiert. Ihr Durchmesser liegt unter 100 Nanometern. Im Modell auf der MS Technik sind sie regelmäßig angeordnete schwarze Stifte auf einer quadratischen Platte. Im Größenvergleich dazu wäre ein menschliches Haar zwei Meter dick. Die Nanotubes sind etwa tausendmal dünner als lang. Ihre Wände bestehen lediglich aus einer oder mehreren Atomlagen. In der dünnen Spitze entstehen starke elektrische Felder. Wenn zwischen Nanoröhrchen und Bildschirm eine Feldstärke von einem Volt pro Mikrometer anliegt, ist das Feld stark genug um Elektronen freizusetzen. So dienen ihre scharfen Spitzen als Quellen für Elektronen, die schon bei relativ geringen Spannungen wie winzige "Elektronenkanonen" wirken.

    Das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) zeigt auf der MS Technik einen Überblick über die Geschichte der Seevermessung vom frühen Handlot bis zum digitalen Fächer-Echolot. "In einer ägyptischen Grabkammer aus der Zeit um 2040 v. Chr. entdeckten Archäologen Schiffsmodelle. Auf ihnen stehen Schiffer am Bug, die ein Handlot bedienen", erzählt Gerd Hoffmann-Wieck vom IFM-GEOMAR. Ein einfaches Gewicht wurde an einem Seil per Hand in die Tiefe gelassen bis es auf dem Boden aufkam. Das war für lange Zeit die einzige Möglichkeit, Wassertiefen zu messen. Erst 1912 wurde das mechanische Instrument vom Echolot abgelöst, das Schallwellen aussendet und anhand der Resonanz Tiefen und Entfernungen ermitteln kann. Inzwischen gibt es digitale Fächerlote, die bei Messungen in der Tiefsee pro Tag etwa eine Million Daten aufnehmen können. An Bord der MS Technik können die Besucher erleben, wie ein Computerprogramm den Meeresboden anhand der gemessenen Daten auf dem Bildschirm darstellbar macht. Im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar ist der Ozean-Relief-Globus, der die Landschaften, Täler und Gebirge unterhalb der Meeresoberfläche zeigt. Zu sehen sind auch "weiße Flecken", denn die Landschaften unter dem Meer kennen wir noch sehr viel weniger gut als etwa die Oberfläche des Mondes.

    Ausführliche Informationen zur MS Technik und zur Initiative "Wissenschaft im Dialog" enthält die aktuelle Ausgabe des Leibniz-Journals 2/2004, die soeben erschienen ist und kostenlos über die Leibniz-Gemeinschaft bezogen werden kann (siehe unten). Das Heft enthält unter anderem auch ein Interview mit Roberto Fornari, dem neuen Direktor des Leibniz-Instituts für Kristallzüchtung (IKZ) in Berlin. Der Italiener schätzt die Möglichkeiten der außeruniversitären Forschung in Deutschland, warnt aber zugleich vor einer zu starken Fixierung auf aktuelle Themen und kurzfristige Verwertbarkeit. Seine Haltung in der Entflechtungsdebatte um die Zukunft der gemeinsamen Bund-Länder-Forschungsförderung ist eindeutig: "Es wäre gut, wenn die Diskussionen um die Entflechtung in der Forschungsförderung und die drohende Auflösung der Leibniz-Gemeinschaft rasch beendet würde. Ich finde, das IKZ passt genau in die Gemeinschaft, wir sind ein "echtes" Leibniz-Institut."

    Kontakt:
    Dr. Frank Stäudner
    Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
    Leibniz-Gemeinschaft
    Friedrichstr. 81
    10117 Berlin
    Tel.: 030/20 60 49-42
    Fax: 030/20 60 49-55
    E-Mail: staudner@wgl.de

    Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 80 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Das Spektrum der Leibniz-Institute ist breit und reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften und Forschungsmuseen. Die Institute beschäftigen rund 12.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und haben einen Gesamtetat von 950 Millionen Euro. Sie arbeiten nachfrageorientiert und interdisziplinär und sind von überregionaler Bedeutung. Da sie Vorhaben im gesamtstaatlichen Interesse betreiben, werden sie von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Näheres unter: www.leibniz-gemeinschaft.de.


    Weitere Informationen:

    http://www.ms-technik.info
    http://www.leibniz-gemeinschaft.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).